zum Thema Dutt und seine Systemänderungen: klar ist das Interpretationen und mehr bleibt uns ja sowieso nicht, egal in welcher Richtung man tendiert. Aber man kann Parallelen zur normalen Arbeitswelt ziehen und man sieht deutlich das es immer wieder bei "Führungs"wechsel Leute gab die angetreten sind um alles Anders zu machen. Ein erfahrender Trainer weiss in welchen Grenzen er arbeiten kann und was er in welchen Umfang ändern darf damit ein System nicht komplett zusammen bricht. Bei uns gibt es den Satz: dreh nicht an zuvielen Stellschrauben gleichzeitig, sonst kannst du nicht mehr nachvollziehen welcher Schraube welche Änderung hervorgerufen hat.
Bleibt aber die Frage ob das System bei seinem Antritt tatsächlich so stabil war, wie unter Heynckes. Denn mit Vidal, Hyypiä, Adler und kurz danach Augusto und Barnetta sind praktisch die Hälfte der Säulen dieses Systems weggefallen. Von daher könnte ich eine Entscheidung, dann aus seiner Sicht gleich "in die Vollen" zu gehen durchaus nachvollziehen. Denn das System wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zusammengebrochen hätte er nur wenige Stellschrauben verstellt. Aber er hat ja reagiert, die Reaktion war die Rückwärtsrolle beim Thema Rolfes und Ballack zusammen auf dem Platz. Aber hier hat man gesehen dass es eben nicht zusammengepasst hat: Rolfes und Ballack sind langfristig nicht die Spielertypen für Dutt's System und Dutt ist nicht der Trainertyp für die Spielweise von Rolfes und Ballack. Ich glaube, mehr war da nicht.
zum Thema Lernmodell: als Ausbilder/Führungskraft musst du einschätzen können ob jemand schon im Panikbereich ist oder noch im Wachstumsbereich. Das musst du steuern und für jeden anpassen. Dafür ist die Position Trainer ja da. Ein Pyschologe ist dafür oversized, aber manchmal hat man schon das Gefühl das einige Spieler auch in den Bereich ein wenig Hilfe gebrauchen könnten, insbesondere wenn sie wieder zu einem Nutellaschnitzel mutieren. Übrigends, das Modell ist anerkannt und man kann im Internet einiges dazu lesen z.B. http://www.trainerlexikon.de/index.php?title=Lernzonenmodell .
Ich kenne das Modell, aber es ist eben nur ein Modell unter vielen. Wenn man vom Lernmodell von Piaget ausgeht (Äquilibrationsprinzip) ist die Panikzone oftmals erwünscht, wenn nicht sogar notwendig für den Lernprozess. Aber ich glaube, da wird die Diskussion auch etwas zu theoretisch, wenn auch nicht unspannend Und der Satz mit dem Psychologen wollte darauf hinaus, dass die Mannschaft schon auch mehr in die Pflicht genommen werden darf, sogar mehr als es Dutt öffentlich tut...
Und ich denke auch, das Dutt seine Systeme überschätzt hat. Wie man in einigen Fachspezifischen Kommentaren lesen konnte war seine Taktik gegen Barcelona sicherlich nicht grundverkehrt, nur eben war es auch passend zur unserer Mannschaft in dieser Siatuation? Insbesondere wo man eine ähnliche Taktik kurz vorher beim BVB glücklos versucht hatte? Denke die Taktik hätte mit einer guten, defensiv spitzenmässig geschulten ital. Mannschaft sicherlich Erfolg gehabt. Nur mit unserer, seit Monaten verunsicherten, im Grunde offensiv ausgerichtete Mannschaft wars wohl nicht das Richtige.
Nun, ich persönlich halte die Taktik beim Barca-Spiel eigentlich für völlig nachvollziehbar, immerhin hatten wir mit dieser Herangehensweise Valencia und Chelsea geschlagen. Und mit einer verunsicherten Mannschaft offensiv in ein Barca-Spiel zu gehen würde ich als noch gewagter ansehen. Und weil das Spielermaterial nun etwas besser an das System angepasst war (personell und durch Lernprozesse bedingt) funktionierte es sogar besser. Nur leider war's eben Barca und nicht Chelsea oder Valencia.
Aber vielleicht könnten wir die Diskussion auch in die Richtung lenken, wie wir uns das Spielsystem und die Spielweise mit den vorhandenen Spielern vorstellen. Ich persönlich würde mir mal ein 4-1-4-1 (spanische Nationalmannschaft, EM 2008) wünschen. Ich glaube doch, das war auch Dutt's favorisiertes System in Freiburg (?). Könnte dann z.B. so aussehen:
Leno
Corluka Schwaab Toprak Kadlec
Bender(Reinartz)
Renato, Castro, Ortega (Bender), Schürrle
Derdyiok (Kießling)
(In Klammern die defensivere Variante)
Ich glaube wir hätten so einen ganz guten Mix aus defensiver Stabilität und offensiver Kreativität. Vorausgesetzt natürlich Ortega bestätigt den positiven Eindruck und Castro behält die Erkenntnis bei, dass Laufen und Kämpfen zum Fussball dazugehört, denn von diesen beiden würde dann sehr viel abhängen.