Köln – Rote Karte für gewaltbereite Fußball-Fans:
Nach den schlimmen Jagdszenen von Frankfurt will Nordrhein-Westfalen mit einer eigenen Initiative künftig derartige Auswüchse an den Fußball-Wochenenden verhindern. Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellte am Mittwoch ein entsprechendes Zehn-Punkte-Konzept unter dem Motto "Mehr Sicherheit bei Fußballspielen" vor, das zunächst bei den Vereinen aus der Ersten und Zweiten Bundesliga im bevölkerungsreichsten Bundesland praktiziert werden soll.
NRW mit Vorreiterrolle
"Nordrhein-Westfalen ist Fußball-Land. Wir haben die größte Dichte von Profi-Vereinen, wir stellen den Deutschen Meister und auch den Pokalsieger. Deshalb wollen wir bei diesem wichtigen Thema eine Vorreiterrolle wahrnehmen", sagte Jäger auf einer Pressekonferenz in der Kölner Fußball-Arena.
Der Initiative vorausgegangen waren intensive Gespräche und Diskussionen mit rund 150 Vertretern der Fußballverbände DFB und DFL, der Vereine, Kommunen und des Städtetages, der Fanprojekte, Verkehrsunternehmen, des Verkehrs- und Sportministeriums, der Bundespolizei und der Landespolizei. Es gehe darum, dass man Bilder wie zuletzt aus dem Frankfurter Fußball-Stadion, als gewaltbereite Fans nach dem Schlusspfiff den Rasen stürmten und eine Spur der Verwüstung hinterließen, nicht mehr sehen wolle.
DFB erwartet Signal von Frankfurt
Was die Theorie wert ist, kann sich bereits am Samstag zeigen, wenn Borussia Dortmund zum Bundesliga-Finale die Eintracht aus Frankfurt empfängt. Diese Begegnung ist laut Helmut Spahn vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) als "Risikospiel" eingestuft. Das heißt: Man rechnet bereits im Vorfeld mit Krawallen. Angst habe er allerdings keine: "Ich hoffe, dass ein Signal von Frankfurt an die eigenen Fans ausgeht." Er gehe ferner davon aus, dass beide Vereine ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Dennoch: Angesichts von 80.000 Zuschauern im Stadion herrscht bei der Polizei Alarmstufe Rot.
Ziel sei es, die Initiative bundesweit umzusetzen, sagte Jäger: "Jetzt fangen wir erst einmal hier an." Einig sind sich alle Beteiligten, dass lediglich eine Minderheit für derartige Auswüchse wie in Frankfurt verantwortlich ist. "Die große Mehrheit der Fußball-Fans ist friedlich", sagte Spahn. Er verwies darauf, dass jedes Wochenende Hunderttausende Fans unterwegs seien, um ihren Verein zu unterstützen. In der Saison 2009/2010 besuchten 17,5 Millionen Zuschauer die Spiele der Ersten und Zweiten Bundesliga.
Friedliche Fans spielen Hauptrolle
Laut Jäger wolle man in den kommenden Wochen gezielt auf die Fan-Gruppen zugehen. Schnell wird deutlich, dass der friedliche Fan in dem Zehn-Punkte-Konzept eine zentrale Rolle spielt. Diese Fans sollen künftig aktiv mitarbeiten und helfen, Hooligans und andere Chaoten zu isolieren und auszugrenzen. "Gewaltbereite Zuschauer sind keine Fans, sondern Straftäter. Und die müssen wir ins Abseits stellen", sagte Jäger. Wer eine Straftat begehe, sollte umgehend die Rote Karte bekommen. Wer bereits auf der Anreise eine Straftat begehe, dürfe das Fußballspiel erst gar nicht sehen.
Verantwortlich für die Eskalation der Gewalt ist nach Auffassung Jägers auch eine völlig veränderte Fan-Kultur. So fände die Party" nicht länger auf dem Platz statt, sondern verlagere sich immer mehr in den öffentlichen Bereich. Der NRW-Minister lobte die Initiative, auch wenn sie in vielen Punkten wenig neue Erkenntnisse liefert, bereits als Meilenstein. Dass man die friedlichen Fans stärker als bisher einbinde, sei ein ganz neuer Weg. Dadurch solle bei den Fans die Bereitschaft wachsen, Verantwortung für sichere Fußball-Erlebnisse zu übernehmen.
Quelle: http://www.epochtimes.de/articles/2011/05/11/712582.html