Freitag morgen, kurz nach dem Aufstehen ein Blick auf den
Zeitplan und die bange Frage, klappt das alles? 11.30 in Langenfeld, 13.00 im
Fanhaus, 14.00 an der Autovermietung, 15.00 am Bahnhof-Lev-Mitte und
zwischendurch noch Autos tauschen und für das ganze Wochenende einkaufen? Aber
es klappt, nahezu exakt auf die Minute pünktlich sind wir in Leverkusen-Mitte,
wo bereits fast alle Mitfahrer eingetroffen sind. Einige Minuten nach drei
kommen im strömenden Regen auch die beiden letzten an und es kann losgehen. Eine
bunte Truppe, die in dieser Zusammensetzung noch nie unterwegs war, aber wo vom
ersten Moment an so ein Gefühl vorhanden war „das passt“. Was die nächsten Tage
dann auch bestätigt haben.
Begleitet vom Mottolied „Alle Kinder lernen lesen“, was noch
öfter in den folgenden Tagen zu hören sein würde (manch einem zu oft;)) ging es
dann auf die Autobahn in Richtung Düsseldorf und Wuppertal, die wir aber
staubedingt in Hagen bereits verlassen und uns lieber durchs Sauerland zur A44
durchgeschlagen haben. Der Weg als Ziel war die Losung und es hat prächtig
funktioniert, eine Bombenstimmung durchweg unterwegs, völlig egal, welches Lied
gerade aus den Boxen schallte, es wurde gesungen und gefeiert. Und wenn der
ganze Bus dann mal Pipi musste – oder einzelne Teilnehmer rauchen – wurden die
Rastplätze längs der A 44 und A 38 zu Fussballplätzen mit angeschlossener
Disco, begleitet von teils skeptischen, teils amüsierten Blicken anderer
Pfingstreisender. Pure Leidenschaft, purer Spaß, pures Vergnügen. Nach knapp 7
Stunden abends um kurz vor zehn in Leipzig eingetroffen – selbstverständlich begleitet
von „Alle Kinder lernen lesen“, ist es uns dann dieses Jahr auch gelungen, die
Zelte mal im halbwegs Hellen aufzubauen. Noch ein wenig skeptisch beäugt von
den Hamburger Zeltnachbarn, aber letztlich freundlich willkommen geheißen. Und
dann ging das Programm auch schon los, Grillen, Festzelt, Zeltplatz, Grillen,
Festzelt. Das war nun der Rhythmus für die folgenden Tage, nur gelegentlich
unterbrochen durch das ein oder andere Fußballmatch und einen Gang zur
Tankstelle, wo wir für günstige 24 Euro einen Kasten Krombacher erstanden
haben. Die letzten von uns sind Samstag morgen nach einem Trip durch Leipzigs
Unterwelt gegen 6 Uhr ins Zelt zurück gekehrt, das erste Match stand für 10:15
auf dem Plan, damit sind wir top vorbereitet ins Match gegangen.
Erster Gegner: das Raritätenkabinett Köln. Trotz offensichtlichen
Schlafmangels und reichlich vorhandenen Restalkohols haben wir eine ordentliche
Leistung abgeliefert, das Spiel aber trotzdem mit 0:1 verloren. Die Entstehung
des Gegentores war das Motto für unsere Matches: „unnötig“. Im zweiten Match
war zwar das erste Gegentor erneut saudämlich in der Entstehung, letztlich aber
waren wir chancenlos, auch wenn das 0:4 gegen die SGlatschtglei eine Spur zu
hoch ausgefallen ist. Aber irgendwie hatten wir nach wie vor mit
Konzentrations- und Koordinationsproblemen zu kämpfen. Das nächste Spiel gegen
Achterbank Holland brachte dann aber endlich den ersten Sieg, die ersten Tore,
ein 2:0 und neue Zuversicht. Welche nach einem 0:4 gegen die Kappler Jungs
Chemnitz wieder gewichen war, hier war leider auch die Höhe des Ergebnisses
vollauf verdient, der Gegner hat uns nach allen Regeln der Kunst vorgeführt. Immerhin
aber auch der Vorjahressechste. Im letzten Spiel des Tages ging es dann bei
bestem Fritz-Walter-Wetter gegen die „Fanfreundschaft Köln/Nürnberg“. Und dort
war dann zu erleben, was passiert, wenn man sich seiner Sache zu sicher ist.
Schnell 1:0 in Führung, den Gegner im Griff und dann nachlässig geworden, einen
Strafstoß nicht erhalten, Endergebnis 1:2 – das letzte Spiel des Tages, aber
selbst das sorgte nur kurzzeitig für schlechte Laune. Grill und Festzelt waren
in Sichtweite, diese Aussicht motivierte ungemein. Außerdem gab es den ganzen
Tag über eine wunderbare Entwicklung mit Platznachbarn aus Eisenach. Die AWE
Kickers mit ihren grünen Dante-Locken
supporteten uns in eigenen Spielpausen nach Kräften und haben uns wieder
gut aufgebaut. Und abends im Festzelt haben wir dann den Spieß konsequent
umgedreht und nicht nur Leipzig gezeigt, wie man es im Rheinland versteht, zu
feiern. Da haben wir nach einem guten Auftakt Freitag abend bereits gute
Eindrücke hinterlassen! Uffta! Täteräää! Nach dem Festzelt wurde die Party dann
mit den Eisenachern gemeinsam auf den Zeltplatz verlagert, wo es stundenlang
nur noch gegenseitige Sprechchöre und Gesänge hagelte, einer nach dem anderen,
pausenlos, nur unterbrochen von dem ein oder anderen Berliner Kameraden, der
sich in seinem Schönheitsschlaf gestört fühlte. Zugegeben, er hatte ihn auch
dringend nötig. Aber so was hält echte Rheinländer ja nicht auf, kurz den
Standort verlagert und einfach weitergefeiert. Wir machen durch bis morgens
früh und singen Bumms fallera…eine Wahnsinnsnacht.
Nach erneut viel zu wenig Schlaf ging es dann Sonntag früh
zurück auf den Fussballplatz und urplötzlich war alles anders. Der erste
Gegner, die Nobodys Berlin, der erste Sieg, ein 3:1 und damit den Rückstand zum
Mittelfeld schon aufgeholt. Gut gespielt, gegen einen Gegner, der aber offenbar
noch mehr Koordinationsprobleme hatte als wir am Vortag. Das zweite Spiel,
erneut eine sehr gute Leistung, lange ein 1:0 in Führung gegen den FC Oben Ohne,
bis ein Handspiel in der Defensive einen Strafstoß und leider den Ausgleich
brachte. Der Versuch, sich auf einen epileptischen Anfall zurückzuziehen blieb
leider erfolglos beim Schiedsrichter. Im gleichen Spiel dann noch einen Akteur
wegen vermeintlich überharten Einsteigens für 2 Minuten verloren, so war nicht
mehr drin, als das 1:1 dann über die Zeit zu bringen. Fazit:
Vokuhila-Schiedsrichter mit Lippenpiercings gehen mal gar nicht! Fussball-Mafia
DFB! Im nächsten Spiel dann eine scheinbar unlösbare Aufgabe, der bis dato
ungeschlagene Tabellenführer und Vorjahresachte als große Hürde. Aber sensationeller
Kampf um jeden Zentimeter und ein lichter Moment von Mützenmann Teddy und
Eisenfuss Chris brachten ein kaum geglaubtes 1:0 zu Stande. Und urplötzlich war
sie wieder da, die Chance auf die nächste Runde. Alle anderen Gruppenspiele
liefen dann gegen uns, so dass wir im letzten Spiel unbedingt einen Sieg
brauchten. Und gegen Sturm Ost, die mit großem Anhang, viel Spaß und noch mehr
Fahnen angetreten waren sah es auch lange danach aus, ein traumhaftes 1:0 durch
den Mützenmann hielt bis kurz vor Schluß, bevor ein Eigentor der Kategorie „da
machste nix gegen“ den Traum vom Sieg beendete. Das große Warten und Rechnen
begann. Reicht es vielleicht trotzdem? Am Ende sind wir punktgleich mit dem
Qualiplatz für die Hauptrunde, aber um drei Tore in der Tordifferenz
schlechter. Zweimal 0:4, das tut dann schon weh. Oder auch das unnötige 1:2 am
Vortag. Hier ein Unentschieden und wir hätten uns für die nächste Runde
qualifiziert.
Dennoch blieb am Ende die Gewissheit, noch mal alles gegeben
und trotz der Ergebnisse auch sportlich einen ordentlichen Eindruck
hinterlassen zu haben. Mit aufrechtem Gang und erhobenen Köpfen ging es dann
zurück zum Grill. Viel Ruhe, duschen, schlafen, andere Spiele gucken, bis dann
am Abend die Abschlussparty anstand. Und auch da haben wir dann wieder Vollgas
gegeben und einen mehr als guten Eindruck hinterlassen. Frei nach dem Moto „Sportlich
sind wir nicht so erfolgreich, aber feiern können wir“ unfassbar viel gute
Laune und Fröhlichkeit verbreitet, wie tagsüber auf dem Platz auch Abends
sportliche Fairness verbreitet und so kam es zwar einerseits überraschend, aber
doch nicht von ungefähr, dass wir am Ende immerhin wenn auch nur einen kleinen
Trostpreis, aber dennoch eine Auszeichnung für unser Fairplay und unser
Auftreten während der drei Tage erhalten haben. Wir haben unsere Farben in
Leipzig würdig vertreten und eine 1-a-Visitenkarte hinterlassen – und wir hatten
Spaß dabei. Und wie. Bis zum Ende wieder gefeiert, bis die Leute dann
irgendwann doch erschöpft ins Zelt fielen, sich nicht mehr auf den Beinen
halten konnten oder keine Stimme mehr hatten. Auch der letzte Abend war ein
Abend zum genießen. Und so haben wir uns dann heute morgen auf den Rückweg gemacht,
völlig erschöpft, aber glücklich und zufrieden und mit der Gewissheit,
garantiert im nächsten Jahr wieder nach Leipzig zu fahren und an die vielen
absolut geilen Erlebnisse dort anzuknüpfen. Ein völlig genial-geiles Wochenende
ist nun leider vorbei. Danke an Pedro Feller fürs Organisieren, ans Fanprojekt
für die Trikots, danke an die AWE Kickers Eisenach für Supporten, Singen, Spaß
haben, an die Hamburger Jungs und danke an die ganze Truppe, Chris, Chris,
Teddy, Kevin, Jens, Gonzo, Dante und Niklas! Auf ein neues in 2012!