Zweiter war Bayer Leverkusen, jetzt soll der Titel her. Das sehen auch zwei Angreifer so:
Acht-Millionen-Kauf ANDRÉ SCHÜRRLE (20) und STEFAN KIESSLING (27).
kicker: Herr Kießling, Herr Schürrle, Ihr neuer Trainer Robin Dutt formulierte zum Einstand, Bayer 04 wolle von Platz zwei nach oben schauen. Wie gefällt den Spielern diese Ansage?
Stefan Kießling: Diese Ansage muss aus dem ganzen Verein kommen! Wir waren Zweiter und wollen uns verbessern. Unsere Neuzugänge sind richtig gut, jetzt kann es einen Schritt weiter gehen.
kicker: Einer der Neuen ist André Schürrle. Welche Rolle kann er spielen?
Kießling: Er ist ein riesen Kicker und vielseitig. Solch ein unberechenbarer Spieler tut jedem Kader gut. Er wird auf jeden Fall auch merken, dass er jetzt wieder einen Schritt nach oben macht. Aber er wird sich reinbeißen und uns weiterhelfen.
kicker: Herr Schürrle, haben Sie schon einen Plan für die neue Saison?
André Schürrle: Ich werde eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen. Aber mir hilft jede Einheit, jedes Spiel weiter.
kicker: Wird es schwerer als in Mainz?
Schürrle: Mainz, das war richtig harte Arbeit. Und die Mannschaft hat sich mit dem Erreichen der Europa League selbst belohnt. Hier komme ich in eine gefestigte Truppe, in der jeder weiß, wie so etwas geht. Da will ich erst mal lernen, einfach in der Entwicklung vorankommen.
kicker: Wie groß ist der Respekt vor der Dreifachbelastung?
Kießling: Ach, jeder Profi spielt doch lieber, als zu trainieren!
Schürrle: Für mich ist das ganz neu und ich muss sehen, wie ich damit zurechtkomme. Aber ich will mir da keinen großen Kopf machen, ich will arbeiten und Spaß haben.
kicker: Und in Leverkusen eine neue „Boy Group“ für den Torjubel gründen?
Schürrle: Nein, das ist nicht nötig. Spaß kann man auch so haben.
kicker: Wird er viel Spaß haben, Herr Kießling? Als Sie vor fünf Jahren aus Nürnberg nach Leverkusen kamen, hatten Sie zunächst einmal große Probleme.
Kießling: Wenn er Tipps braucht, kann er gerne kommen. Ich kann André erzählen, wie schwer das am Anfang sein kann.
kicker: André Schürrle war in der vergangenen Saison mit 15 Toren der beste deutsche Stürmer hinter Mario Gomez. Wollen Sie ihm diesen Rang streitig machen, Herr Kießling?
Kießling: Ach, immer diese Statistiken. In der Saison davor habe ich 21 Tore erzielt und wir wurden Vierter. Jetzt habe ich wegen der langen Verletzungspause nur sieben Dinger gemacht und wir sind in der Champions League. Raten Sie mal, was mir lieber ist! Also: Wenn wir den Titel holen, ist es mir auch recht, wenn ich nur 14 Tore schieße.
Schürrle: So sehe ich es auch. Ich werde den Teufel tun und persönliche Saisonziele ausgeben. Wir haben ein Ziel mit der Mannschaft, und das heißt Champions League. Da wollen wir wieder rein und das geht eben nur über eine gute Platzierung in der Bundesliga.
kicker: Für Sie geht das Abenteuer am 7. August direkt mit einem Duell in Mainz los!
Schürrle: Das ist Wahnsinn, oder? Als der Spielplan rauskam, habe ich auf einen Schlag 10 SMS bekommen.
kicker: Das muss ein besonderer Tag für Sie werden.
Schürrle: Ich wäre ja scheinheilig, wenn ich sagen würde, dass es ein normales Spiel wäre. Das ist schon ein Hammer.
Kießling: Sei froh, dass du es früh hinter dir hast. Für das Spiel brauchst du auf jeden Fall keine Extra-Motivation.
kicker: Noch ein paar Worte zur Nationalmannschaft. Herr Schürrle, Sie erzielten zuletzt gegen Uruguay und Aserbaidschan zwei Treffer. War das eine Kampfansage in Richtung Stammplatz?
Schürrle: Es hat ganz gut geklappt zuletzt. Konkurrenz tut jeder Mannschaft gut. Aber eine Kampfansage ist das nicht.
kicker: Und Sie, Herr Kießling? Ist die Karriere bei Joachim Löw vorbei?
Kießling: Warum? Ich bin erst 27. Das wird sich alles auf dem Platz zeigen. Da werde ich meine Antworten geben.
INTERVIEW: FRANK LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 04.07.11