Pyrotechnik nicht erlaubt in Deutschen Stadien

Ulfs Abschiedsspiel war ein Musterbeispiel dafür, wie ein kontrollierter Umgang mit Pyrotechnik aussehen könnte. Ich stand in dieser Kurve, ich hatte absolute Gänsehaut wegen dieser Aktion. Pyro kann verdammt geil aussehen und man kann schon ne prima Atmosphäre damit erzeugen und ja, ich teile auch die Meinung, dass es kurzfristig (!) n kleinen Push im Support gibt, der reicht allerdings nicht über das ganze Spiel. Und wenn Shannon behauptet, dass es Spieler per se nicht interessiert, dann frag mal Benni Kirsten, wie der zu Pyro steht oder ganz aktuell Andreas Lambertz aus Düsseldorf.

Es bleibt dennoch eins zu konstatieren: das Zeug ist verboten. Wer zündet, weiß, was er tut und riskiert erwischt zu werden. Wer dann hinterher die Konsequenzen beklagt wie Stadionverbot oder Weitergabe der Strafgelder, der tut mir nicht wirklich leid. Er hatte es selber in der Hand. Ich kann verstehen, wenn man es macht, aber wenn ich wissentlich zu schnell über die Autobahn heize, dann darf ich mich hinterher nicht darüber beschweren, dass das Tempolimit da war und ich latzen muss...

Und wenn ich dann so sehe, was der ein oder andere im Suff mit Pyrotechnik anstellt, dann weiß ich auch, warum das Zeug in Stadien verboten ist. Ich hab die Tage einen Rücken gesehen, auf den es von Bengalos runter"getropft" ist. Schöne Narben sind das...natürlich sind das die Ausnahmen, ich weiß auch, dass der größte Teil bei uns in der Kurve da wirklich verantwortungsvoll mit umgeht. Aber das Restrisiko bleibt eben bestehen. Und wenn man dann sieht, was die Herthaner beispielsweise mit dem Zeug angestellt haben in Düsseldorf, dann kann mir keiner erzählen, dass sowas ungefährlich sei. Solange solche Nummern passieren, braucht sich keiner über Forderungen nach härteren Strafen etc. pp. zu wundern. Oder auch das Turnier auf dem Birkenberg. Da zündet einer unter dem Dach einen dermassen lauten Böller, dass er ernsthaft froh sein kann, dass da keiner Schäden vongetragen hat. Und dann hörste als Entschuldigung. "ups, ich dachte das wäre nicht so laut". Ja schei.ße Leute...wenn Umgang, dann verantwortungsvoll. Das kann aber eben nicht jeder. Die Mehrheit ja, aber nicht jeder. Solange die Fans das nicht unter Beweis stellen, braucht man sich keine Gedanken um legalisierung zu machen. Nürnberg war für mich übrigens ein positives Beispiel. Sah super aus, war m.E. auch nicht gefährlich. Aber wir sind a) nicht die einzigen in der Liga und b) verboten bleibt es nunmal trotzdem.

@Ulli, aber immer darauf rumzureiten dass es letztendlich ja sowieso verboten ist, finde ich schwach. Ich meine es war auch lange Zeit verboten dass Frauen wählen gehen oder Fußball spielen. Das ist jetzt ein furchtbarer Vergleich, aber mich nervt diese Argumentation "Es ist sowieso verboten, was wollt ihr eigentlich?". Das ist kein Argument, sondern nur der einfachste Ausweg aus der Diskussion.
Diese Denkgrenze, die da gezogen wird, verwährt den Zugang zu einer konstruktiven Diskussion - egal in welche Richtung - komplett.
Weitere blöde Vergleiche, die aber vielleicht klar machen was ich meine: Grillen im Park ist verboten, Tanzen an Karfreitag ist verboten, Vertrieb von Marihuana ist verboten...

Eigentlich bin ich ein großer Freund des optischen Effekts, den viele gleichzeitig gezündetete Bengalos im Block haben.
Gerade in Verbindung mit Choreos (mit transparenten Spruchbändern etc.) gibt das schon unglaublich geile Bilder.

In jüngeren Jahren war ich auch durchaus der Meinung, dass die Pyro-Gegner maßlos übertreiben.
Mittlerweile sehe ich das allerdings ein wenig anders. Wobei die öffentliche Diskussion natürlich an Lächerlichkeit kaum zu überbieten ist.

Den meisten Leuten die Pyro zünden, kommt es wohl eher untergeordnet auf den optischen Effekt an. Es geht einfach nur noch um die Grenzüberschreitung, den Nervenkitzel
oder das zu gewinnende Ansehen innerhalb einer größeren Gruppe.
Das wird auch deutlich daran, dass mittlerweile bei den sinnlosesten Gelegenheiten gegen X-beliebige Gegner gezündet wird, zum Teil dann auch nur 1-2 Bengalos.
Welche tolle WIrkung hat sowas denn bitte? Das pusht niemanden, ist reine Provokation.

Das Verbot ist aus meiner Sicht auch alternativlos. Wer möchte bitte die (wenn auch indirekte) Verantwortung dafür tragen, wenn irgendein Besoffener seine Wurfkraft nicht mehr einschätzen kann, o.ä.?
Das generelle Verbot ist also aus Sicht der Vereine und Verbände unumgänglich. Bliebe eigentlich nur noch das kontrollierte Abbrennen durch einen Fachmann vor dem Block. Diese Option
käme für meinen Geschmack auch nur bei besonders wichtigen Spielen in Frage.

Die öffentliche Diskussion zu dem Thema ist aber wie immer ein absoluter Witz. Wie hier wieder verallgemeinert wird ist furchtbar, die Worte "Randale", "Chaoten" etc. werden mittlerweile so inflationär genutzt, dass man meinen könnte, dass BILD & Co. bereits vorgefertigte Artikel auf ihren Rechnern haben, wo nur noch die Namen der Beteiligten Vereine und ein paar Bilder eingesetzt werden müssen.

Ein Stehplatzverbot ist der völlig falsche Weg und zeigt nur mal wieder, dass die Innenministerkonferenz völlig an der Realität vorbei geht.
Bei dieser Gelegenheit könnte man sich eigentlich auch direkt damit beschäftigen, ob man nicht SIlvesterfeuerwerk für Privatleute verbieten sollte. Das wäre bei den alljährlichen körperlichen und materiellen Schäden, meines Erachtens, durchaus angebracht. Oder geht das nicht, weil da vielleicht ne Menge Geld hinter steckt...?

Zitat von core1904

Ein Stehplatzverbot ist der völlig falsche Weg und zeigt nur mal wieder, dass die Innenministerkonferenz völlig an der Realität vorbei geht.
Bei dieser Gelegenheit könnte man sich eigentlich auch direkt damit beschäftigen, ob man nicht SIlvesterfeuerwerk für Privatleute verbieten sollte. Das wäre bei den alljährlichen körperlichen und materiellen Schäden, meines Erachtens, durchaus angebracht. Oder geht das nicht, weil da vielleicht ne Menge Geld hinter steckt...?

Also wirklich als würden sich unsere Politiker in Deutschland von irgendeiner Lobby beeinflussen lassen.

Unabhängig ob Pyro nun verboten ist oder nicht. Ich persönlich möchte in der nächsten Talkshow statt Mareike Amado bzw. Bernd Stelter Vertreter der Fanszene am Diskussionstisch sitzen sehen. Das gemeine Volk ist doch völlig mangelhaft über die Belange der Kurve bzw. deren Ziele informiert. Dies gilt natürlich auch für einen runden Tisch mit den Vertretern aus Politik und Polizei.

natürlich bedeutet ein Verbot nicht, dass man nicht auch dafür kämpfen kann, das Verbot aufzuheben Jens. Aber Du reisst ein Tempolimit auf der Autobahn auch nicht nieder, in dem Du ständig absichtlich zu schnell fährst.

Nein, aber wenn man darüber diskutiert ob das Tempolimit weg soll, hilft das auch nicht weiter wenn immer wieder einer sagt "Warum diskutieren wir ob man schneller fahren können darf? Ist doch verboten".

Ich persönlich finde auch das Pyro ganz geil aussehen kann. Aber so lange es Leute gibt, die damit nicht verantwortungsbewusst umgehen können (siehe aktuell Berlin oder Köln) wird sich an der Situation auch nichts ändern. Und das finde ich auch vollkommen richtig. Man wird wohl nie verhindern können das das Zeug in die Hände von irgendwelchen Id*oten kommt, die Pyro aufs Spielfeld oder sonstwohin schmeißen.

ich hab ja nicht gesagt, dass die Diskussion nicht geführt werden darf. Dass es verboten ist bezieht sich auf den Teil mit den Strafen. Da darf sich nunmal keiner drüber beschweren, solange es verboten ist. Natürlich kann man versuchen, das zu ändern. Aber so wie mit dem Zeug umgegangen wird, liefern viele Kurven dem DFB/DFL nicht mal anstzweise Gründe, warum man Ihnen den verantwortungsvollen Umgang damit zutrauen kann. Dass der Dialog total verlogen war, steht auf einem ganz anderen Blatt. Keine Frage. Undvieles jetzt ist eine Reaktion. Aber wenn ich langfristig eine vernünftige Lösung will, dann muss ich auch unter Beweis stellen, das sich das halten kann, was ich verspreche und fordere. Und da klemmts gewaltig in den Kurven unseres Landes. Vielen Gegnern spielen die Fans selbst Argumente in die Hände, ohne dass sie es merken oder ohne dass sie es stört...

Ich gebe euch da vollkommen Recht, keine Frage. Ich persönlich bin jetzt auch nicht der übertriebene Pro Pyro Verfechter, ABER man dieses "Kann gefährlich sein, wenn es in die falschen Hände kommt..." ist doch eine Ausrede.
Wenn ich sehe wie Johannes B. Kerner eine Pyrofackel einer Puppe, die in dem Fall als Mensch dienen soll, ans Gesicht drückt oder an deren Kleidung und damit die Gefahr von Pyrotechnik demonstrieren will, dann kann er ja genauso gut ein Küchenmesser nehmen, das man überall kaufen kann, und diese Puppe abstechen. Oder noch besser: Irgendwelche legal zu erwerbenden Silvesterknaller oder Böller oder Rakten oder Fackeln nehmen und damit auf Menschen zielen. Aber es sagt auch keiner: Oh, wir verbieten ab sofort Silvesterböller oder Raketen, weil damit irgendwelche Idio,ten Mist mit anstellen.

Wenn man vergleicht, wie viele Leute durch Silvester bzw. an Silvester verletzt werden und das mit Verletzten durch Pyrotechnik in dt. Stadien vergleicht, dann wird Silvester gewinnen, soviel ist klar. Und Fussball wird im gesamten Jahr gespielt, Silvester ist aber nur einmal.

PS: Wie lächerlich ist dieses Forum eigentlich? Das Wort "Idi.ot" ist zensiert.

Die ganze Pyrogeschichte, seien wir ehrlich, ist doch nur ein Stellvertreterkrieg. Hier geht es darum, etwas Verbotenes zu tun und dem DFB, der Polizei, dem jeweiligen Gegner und der Welt an und für sich den Mittelfinger zu zeigen. Keiner kann mir erzählen, dass Bengalos ein derart unverzichtbares Mittel zur Stimmung sind wie anhand des Aufwands, der Gefahr und des Schadens für die Vereine, den die Pyro-Aktionen verursachen, anzunehmen wäre. Wäre Pyro irgenwann tatsächlich legalisiert worden, hätten sich viele der Freiheitskämpfer eben eine andere Grenze gesucht, die sie überschreiten können. Und wer nach den Bildern von Köln und Düsseldorf wirklich noch daran glaubt, dass eine auch nur teilweise Legalisierung erfolgt, ist etwas weltfremd. Abgesehen davon, dass -wie wir ja alle gesehen haben- es gar nicht gut ist, wenn man einem Kind mit ganz viel Polyester am Leib die Fackel 5 Sekunden lang in den Bauch rammt (danke, Herr Kerner, für die unglaublich realitätsnahe Darstellung üblicher Vorgänge in einer Kurve), werden sich TV und Sponsoren kaum Sichtbehinderungen dieser Art gefallen lassen. Pyro bleibt also weiterhin ein leuchtendes acab, ein "seht her was für Badasses wir sind", bis die Verantwortlichen endlich Präzisions-Löschschaumkanonen unter die Dächer Montieren

Das unterstütze ich vollkommen.

Die Pyrotechnik, wird auch von Fanseite, nicht mehr als reine Illuminationsmethode gesehen. Unbestritten gibt es einen Push-Effekt wenn es fackelt, das ist direkt in Lautstärke spürbar. Wer sich an Genk oder ans Derby erinnert wird das schnell einsehen (müssen).
Aber Gorgobert, du liegst schon richtig. Die Fackel ist schlussendlich auch ein Symbol geworden. Bei ihr wird der Schlussstrich gezogen.
Was haben wir uns in den letzten Jahren denn alles reindrücken lassen müssen? Hanebüchene Anstoßzeitenflickenteppiche, Stadionatmosphäre wie im Toys'r'us, Bier und Bratwurstpreise ohne jeden Realitätsbezug(Obwohl wir in Leverkusen direkt ja preislich noch im Mittelfeld rangieren) und Fanartikelkataloge voller Schrottzeug.
Früher habe ich gerne Trikots getragen(das ist gar nicht so lang her), heute sind es entweder Oldschool Trikots die ich trage oder das Ballack Trikot. Aber ich werde mir zu 90% nie wieder ein Trikot kaufen, alleine weil ich diese ganze Sche.iße nicht mehr unterstützen kann. In den Stadien wird man mit Clubschalhochhaltespielchen zum Gewinn von nichtwärmenden Heizdecken animiert und soll sich auf dem Rasen, wie auch immer geartet, zum Affen machen.

Für mich, als Kind in den 90ern im Stadion groß geworden, ist die Fackel ein Erinnerungssymbol an die Zeit in der es im Stadion "unbeschwerter" war. Wir lassen uns als Melkkühe genug missbrauchen für den Apparat. Da gebe ich offen zu, dass es mir neben dem Support(für den es wirklich ein Mehrwert ist, sofern man sich für sowas interessiert) auch ein Stück weit um Symbolik geht.
Deswegen freue ich mich immer, wenn es irgendwo brennt und dabei keiner mutwillig Gefahren ausgesetzt wird.

Pyro braucht kein Mensch. Feuert lieber Eure Energie in Gesang

Zitat von mironesco

Wir lassen uns als Melkkühe genug missbrauchen für den Apparat.

Das muss man doch nicht.
Willst du wieder Aschenplätze haben? Darauf läuft es doch in der Endkonsequenz hinaus.
Wir wollen immer teurere und bessere Spieler. Dann kann man auch nicht alle Versuche des Klubs Einnahmen zu generieren, boykottieren.
Wenn es nicht passt, gehst du zum VfL. Da hast du deinen Fußball.
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder extrem Ultra (Back to the roots bis Regenspiel auf dem Aschenplatz ) oder zumindest nicht grundsätzlich ablehnend allem gegenüber was der Verein versucht, um ansehnlichen Fußball "anzubieten".

Ich kann auf die Schürrles, Augustos und co. verzichten. Auch wenn ich viele Trikots, ein Sky Abo etc. hab.

Natürlich geht es nicht ohne professionelle Konzepte, aber es muss auch einer Alternative zu dem Mist aktuell geben. Auch in den Jahrzehnten vorher hat es Profifussball gegeben.

es gibt genügend Menschen, die das begrüßen würden aber aus irrationalen Gründen nicht davon lassen können.
Und immer teurere und bessere Spieler will auch nicht jeder. Es besteht einzig konsens darin, dass man Spieler will die Einsatz zeigen und sich zerreißen.

An diesem Punkt kommen wir aber zu einer allgemeineren Diskussion, die vom Thema Pyro wegführt. Deshalb belasse ich es dabei.

Zitat von mironesco

Ich kann auf die Schürrles, Augustos und co. verzichten. Auch wenn ich viele Trikots, ein Sky Abo etc. hab.

Natürlich geht es nicht ohne professionelle Konzepte, aber es muss auch einer Alternative zu dem Mist aktuell geben. Auch in den Jahrzehnten vorher hat es Profifussball gegeben.

Fußball wurde aber nicht mit der Fackel gestartet ...

Zitat von mironesco

Für mich, als Kind in den 90ern im Stadion groß geworden, ist die Fackel ein Erinnerungssymbol an die Zeit in der es im Stadion "unbeschwerter" war. Wir lassen uns als Melkkühe genug missbrauchen für den Apparat. Da gebe ich offen zu, dass es mir neben dem Support(für den es wirklich ein Mehrwert ist, sofern man sich für sowas interessiert) auch ein Stück weit um Symbolik geht.
Deswegen freue ich mich immer, wenn es irgendwo brennt und dabei keiner mutwillig Gefahren ausgesetzt wird.

Immer diese schwülstige Pathos.

Ich bin in den 80er Jahren in den Stadien groß geworden.

Da brauchte es kein Pyro.

In den 50ern brauchte es keine Fahnen.