Samstag morgen, die Sonne scheint, die Laune ist bestens,
ich mache mich auf nach Leverkusen, um endlich mal wieder in kurzer Hose bei
bestem Wetter ein Auswärtsspiel zu verfolgen. Riesengroße Vorfreude auf einen
Haufen voller Irrer, mit denen wir letztes Jahr in Suttgart waren und eine der
geilsten Auswärtstouren ever hatten, Auftakt zu einer ganzen Serie
fröhlich-verrückter Touren.
Angekommen am Bahnhof Leverkusen-Mitte wird der Crafter
geschmückt und beladen, nach einiger Wartezeit auf die Hälfte der Sektion
Kaltenengers beschließen wir, loszufahren, vielleicht wird er ja noch wach.
Erster Halt: Haberstr. – einladen des Getränkelieferanten. Zwei Kisten Bier und
6 Kilo Eiswürfel. Vorausschauende Planung ist alles.
Unspektakulär und gemütlich geht es nach Stuttgart, noch
gemütlicher ist der Parkplatz direkt hinter dem Gästeblock. Ein kurzer Fußweg,
viele gute alte Bekannte, die man wiedertrifft, eine Tüte feinster Mitbringsel aus schwäbischern Metzgereien wechselt den Besitzer und die Erkenntnis, das dieser
Crafter schon praktisch war, weil er als Bus gewertet wurde. Was zu diesem
Zeitpunkt noch keiner ahnen konnte, war, dass uns genau das später zum Nachteil
gereichen würde.
Nach dem Spiel stellte sich heraus, dass die 6 Kilo
Eiswürfel zwar geschmolzen waren, aufgrund der Kühlbox drumherum nun aber quasi
eine Badewanne mit kaltem Wasser vorhanden war, so dass immer noch kaltes Bier
da war und auch warm gewordene Flaschen in Windeseile kühl wurden. Nachdem man
sich noch ein wenig verquatscht hatte, traten wir dann den Heimweg an über die
A 81 gen Norden, wobei wir schon in Bad Friedrichshall einen ersten Stopp
einlegten. Dieser war im Gegensatz zu dem, was noch folgen sollte, allerdings geplant.
Das Brauhaus wartete auf uns, nachdem wir dort letztes Jahr spontan eingekehrt
waren, weil uns der Schnitzel-Charly zum Hals raushing, haben wir dieses Jahr
erneut gebucht. Weltklasse-Essen, humorvolle Bedienung, Preis-Leistungs.Tips
vom allerfeinsten – und diesmal die 2 Euro-Wochen. 2 Mann bestellen das gleiche
Hauptgericht, das zweite kostet dann nur 2 Euro. Wer kann da schon nein sagen?
Und schmecken tut es auch noch richtig gut.
Die Wartezeit aufs Essen wurde schnell überbrückt dank
netter Geschichten aus und über die Fanszene, wobei sich insbesondere die
Kombination 0-0-18 als absolutes Highlight erwies. Auch der mitleiderregend
erkältete Lenni trug zur Erheiterung der Reisegruppe und der anderen Gäste bei,
niemand kann so schön und intelligent um Schnoddertücher schnorren. Intelligenz
war ohnehin ein weiteres sehr interessantes Thema, so geriet der Abend partiell
auch zu einem Lehrstück über die deutsche Sprache. Einzigste? Einzige!
Klugscheißer!
Gegen 21.15 dann brach die zweite, letztlich weitaus
ereignisreichere Etappe der Heimreise an. Ab auf die A6 und Richtung A 61, um
LDM die Abendparty im Bootshaus noch zu ermöglichen ging es dann mit dem
Crafter Richtung Heimat. Bester Laune mit hochwertiger Musik von Scatman John
über Mickie Krause bis zu den Liberos verging die nächste Stunde wie im Flug –
bis, ja bis auf einmal im Display des Bordcomupters die Anzeige für Kühlflüssigkeit
ansprang. Zunächst noch ignoriert meldete Sie sich öfter, bis sie dann
dauerhaft im Anzeigefeld blieb und dabei eine stetig steigende Temperatur
anzeigte. Kein gutes Zeichen. Aber praktischerweise waren wir kurz vor der
Raststätte Wonnegau-Ost, also erstmal runter von der Autobahn und nachgeschaut.
Ein warmer Motor, normal, ein dampfender
Kühlflüssigkeitsbehälter, schon etwas suspekter, eine deutlich überschrittene
Füllmarkierung noch seltsamer. Ein erster Anruf bei Paffi: „Du sag mal, ist das
normal?“ „Ja, kannste ignorieren, Moment, watt haste gesagt steht da?“ – ein zweiter
Anruf dann direkt beim ADAC. Freundliche Bedienung, aber bis 60 Minuten
Wartezeit angekündigt. Aber gut, es war noch Bier da, an der Tankstelle war
reichlich Platz und der dort platzierte Greifarmspielzeugautomat fand schon
bald das rege Interesse der Mitreisenden.
Der irgendwann eintreffende ADAC-Fahrer interessierte sich
zunächst mal für die immer wieder an der Raststätte auftauchenden durchaus
attraktiven Frauen. In der Tat, es gab schon schlechtere Orte für eine Panne.
Nach kurzem Check des Problems dann leider ziemlich schnell die klare Ansage: „den
lasst Ihr mal besser hier stehen, der fährt heute nicht mehr“. Die bis eben
noch gute Stimmung bei allen acht Leuten innerhalb kürzester Zeit auf dem
Nullpunkt. Es war mittlerweile ca 23.30 Uhr. Wie in aller Welt soll man mitten
in der Nacht mit 8 Personen von Wonnegau-Ost wieder ins Rheinland kommen? Das
Bootshaus ging vor dem Augen LDMs baden, auch andere Erkenntnisse waren eher unschön.
„fuck mann, wann komm ich n dann nach Hause? Und wie? Der letzte Zug nach
Bochum ist dann wohl auch weg“.
Aber wir wären nicht wir, ließen wir uns von solcherlei
Nachrichten lange aufhalten. Und der ADAC wäre nicht der ADAC, hätte er nicht
eine Lösung für uns parat. Man schickt uns einen Abschlepper, der den 3,5
Tonner huckepack nimmt, 4 Leute in die Fahrerkabine und dann bis Leverkusen
fährt. Für die anderen 4 Leute organisiert man uns einen Mietwagen. Gut, zur
Mietwagenfirma müssen wir erst noch irgendwie hin, aber Hauptsache, es tut sich
was. Die Nachricht, dass es noch eine weitere Stunde dauern wird, bis es
weitergeht, führt zu erhöhtem Bierumsatz an der Tankstelle, schließlich ist der
Kasten Paderborner mit 9,99 Euro im Angebot. Mit den Worten „its not the best
german beer“ werden auch neugierig gewordene italienische Lkw-Fahrer beglückt,
die mit Kennerblick sofort feststellen, dass irgendwas an der Kühlung nicht in
Ordnung sein muss.
Zwischenzeitlich ist das Taxi zur Mietwagenfirma, der große
Philosoph JFK begleitet den Autor dort hin und stirbt bei der Fahrweise des
Taxifahrers den ein oder anderen Tod. Rote Ampeln und Tempobegrenzungen sind
auch in Worms für Taxifahrer nicht gültig. In der Autovermietung erwartet uns
ein verschlafen dreinblickender Student und ein Opel Corsa mit 1,2 l Motor und
45 PS. Na großartig. Aber hey, wir haben ein Gefährt, mit dem wir heimkönnen,
wer will da schon meckern. Zurück an der Tankstelle erspähen wir gerade noch
einen Trupp Hells Angels, die bei unserem Anblick aber sofort reißaus nehmen.
Schließlich waren sie von den Mitreisenden schon mit einem fröhlichen „ey Ihr
Penner, was fahrt Ihr für n Scheiß Auto da“ begrüßt worden, was vereinzelt zu
ängstlichen Blicken und dem Wunsch nach Rückzug ins verschlossene Auto geführt
hat.
Zeitgleich mit dem Mietwagen trifft der Truck Pick-up ein,
so dass es jetzt endlich (es ist mittlerweile 1 Uhr durch) daran gehen kann,
den Wagen aufzuladen und die Heimreise anzutreten. 1.30 Uhr geht es dann
endlich weiter Richtung Heimat. Da der Opel Corsa doch immerhin 150 schafft,
geht es darin sogar recht zügig und wir können LDM und JFK noch zum an der A61
geparkten Fahrzeug bringen, auch wenn das Bootshaus mittlerweile zugunsten der Abholung
von Kumpels an der Polizeiwache zurückstecken musste. Es war also nicht nur bei
uns etwas los.
Über Küppersteg und Rheindorf ging es nach Opladen, wo der
Autor dann die Ankunft des Abschleppers erwartete. Den Crafter abgeladen und
platziert gab es nun noch ein Problem. Was tun mit dem Mietwagen? Der war für
maximal 24 Stunden geliehen. In Leverkusen aber leider keine Rückgabestation.
Dafür lt. Vermieter eine in Düsseldorf. Also schnell noch ein zweites Auto
geholt, den Weg nach Düsseldorf angetreten. Die Autovermietung auch gefunden.
Aber leider keinen Parkplatz und keinen Einwurfbriefkasten für Schlüssel und
Papiere. Also weiter zum nächsten Standort, auf nach Hilden. Dort den Wagen
tatsächlich abgegeben, es wurde mittlerweile hell, konnten wir wieder den Rückweg
nach Leverkusen antreten. Dort nun wartete mein eigener Wagen, denn schließlich
wollte ich den nicht noch dort stehen lassen und musste irgendwie heim. Also
schnell zum Parkplatz, die letzten Sachen umgeladen und ab nach Hause. Der
letzte Blick auf die Uhr neben meinem Bett erfolgte um 6.40 Uhr. Was für eine
Fahrt. Wahnsinn, anstrengend, abenteuerlich, aber wieder mal geil. Danke an die
7 herrlich bekloppten Mitfahrer, Eure Geduld, die italienischen Lkw-Fahrer, die
Tresentante in der Raststätte, die Hells Angels und vor allem an den ADAC. Wenn
man überlegt, dass dieser ganze Service mit Organisation der Heimreise und und
und mitten in der Nacht stattfand, wir einigen Leuten den Schlaf geraubt haben
und das ganze keinen Cent gekostet hat kann man nur sagen: großartig!
So bleibt trotz allem Aufwand als Fazit: 0-0-18 ist unschlagbar, Scatman John ein
Paderborner und der ganze Haufen einfach nur geil! Auf ein neues beim nächsten
Mal Jungs!