LEVERKUSEN: Es gibt Interessenten für den Routinier. Doch interessiert ihn das?
Es wäre unfair, Michael Ballack (34) einen Vorwurf daraus zu machen, dass sein Name pausenlos in Storys und Schlagzeilen auftaucht. Der Ex- Nationalspieler trägt seit Wochen nichts mehr dazu bei, er schweigt vielmehr, als habe er ein Gelübde abgelegt. Genießen freilich kann er die Situation nicht.
Am Sonntag wurde dem „Buch Ballack“ ein neues Kapitel hinzugefügt. Bayer-Sportchef Rudi Völler (51) gab den Routinier im „Doppelpass“ von Sport 1 offiziell zum Vereinswechsel frei: „Wenn er auf uns zukommen sollte, wären wir aufgrund unseres persönlichen Verhältnisses natürlich gesprächsbereit. Dann würden wir uns zusammensetzen und eine vernünftige Lösung finden“, so Völler, der Ballack auch noch anriet, seine Situation zu akzeptieren, es gäbe eben momentan Spieler, die ein „bisschen stärker“ seien: „Da muss er sich gedulden.“
Fakt ist, dass für Ballack in der sich langsam, aber sicher findenden Bayer-Mannschaft kein Platz vorgesehen ist. Nicht in der ersten und nicht in der zweiten Reihe. Völlers Trost-Versuch, es gäbe viele Spiele und jeder würde gebraucht, kann einen wie Ballack nicht zufriedenstellen. Und deshalb wären sie froh in Leverkusen, wenn sich ein Interessent finden würde. Nach Informationen des kicker gibt es in der Tat einige Angebote für Ballack. Warum auch nicht?
So wie es Mannschaften wie Leverkusen und Dortmund gibt, in deren Tempo- und Umschalttaktik Ballack keinen fixen und herausragenden Platz mehr finden wird, so gibt es Teams, die einen Spieler wie ihn dringend benötigen. Trainer Felix Magath (58), das ist kein Geheimnis, wäre froh, hätte er beim VfL Wolfsburg einen derart dominanten Typen im zentralen Mittelfeld. Auch aus dem Ausland soll es Vereine geben, die sich eine kurzfristige Zukunft mit Ballack vorstellen können. Der Ball liegt nun im Feld des Spielers und dessen Beraters, die kurze Zeit bis zur Schließung des Transferfensters wird für alle Beteiligten spannend – so oder so.
Unabhängig davon kann Bayer sich zufrieden in die Länderspielpause abmelden. „Dieses Spiel war wichtig für alle hier, weil wir gezeigt haben, dass wir auf Augenhöhe sind mit dem Meister. Wir sind dabei“, skizzierte Völler die momentane Lage und erhielt dabei Unterstützung vom Gegner. „Leverkusen war sehr gut eingestellt und wahnsinnig aggressiv. Wir sind lange von einem Gegner nicht mehr so bekämpft worden wie von Bayer. Das war eine ganz harte Nuss“, befand BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (52) auch noch am Sonntagmorgen. Worte, die man bei Bayer gerne hörte. Nicht nur, weil sie einen Moment von den Schlagzeilen um Michael Ballack ablenken. Für die der aber nichts kann.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.08.11