Bei seiner Rückkehr zum FC Chelsea blieb dem früheren Londoner ein finaler Triumph versagt.
Es war definitiv nicht der Abend des Michael Ballack. Offiziell verabschiedet von den Verantwortlichen des FC Chelsea und bejubelt von den eigenen und den Fans der „Blues“ – klar, das tat gut. Es folgte eine ordentliche Leistung ohne Glanz, der die Krönung versagt blieb, weil Ballack zehn Minuten nach Wiederbeginn freistehend vor Petr Cech scheiterte. Noch spät am Abend gestand der Mann, der sich mit diesem Nicht-Tor ein weiteres „Beinahe“ in die Biografie schrieb: „Diese Situation geht mir immer noch durch den Kopf!“ Erneut zehn Minuten später erfolgte dann seine Auswechslung, von Trainer Robin Dutt im vielleicht falschen Moment vorgenommen „Ich hätte gerne länger gespielt und ich denke, dass ich das draufhabe. Aber der Trainer entscheidet im Moment so. Das muss man akzeptieren“, sagte Ballack bei Sky. Zwar hatte Chelsea mit Frank Lampard und Nicolas Anelka gerade zwei frische Kräfte gebracht, dem wollte Dutt mit neuer Man-Power begegnen. Doch tatsächlich wechselte er in einem Moment aus, in dem es spielerisch lief, seine Mannschaft zum ersten Mal komplett auf Augenhöhe agierte. Dass kurz nach dem Tausch die Führung für den Gegner fiel, mag als Indiz für kurzfristige Unordnung herhalten. Dutt attestierte Ballack „eine tolle Leistung“ und verbuchte es als „Pech, dass wir kurz nach der Auswechslung das Tor kassieren“. Die Niederlage zum Auftakt der internationalen Saison ärgerte die Leverkusener, ließ sie aber nicht in tiefer Tristesse zurück. Dies lag zunächst am anderen Gruppenergebnis, „ein Unentschieden der Konkurrenz ist immer gut“, analysierte Sportchef Rudi Völler das torlose Remis zwischen Genk und Valencia und gab damit auch Gegner im Kampf um Platz zwei hat man sich längst den FC Valencia ausgeguckt. Und im Duell mit den Spaniern sieht man sich nach dem Auftritt von London nicht chancenlos, auch weil die eben nur einen Punkt in Genk holten und nicht die kalkulierten drei Zähler.
Wer weiß, vielleicht hätte es ja nur eines besseren Schiedsrichters bedurft, und die Geschichte an der Stamford Bridge wäre ganz anders verlaufen: „Man hat mir ein reguläres Tor geklaut“, schimpfte Kapitän Simon Rolfes auf den Franzosen Stephane Lannoy, der in der Tat in dieser Szene in der dritten Minute auf Verdacht gepfiffen hatte. Abseits war es nicht, am Ende sollte Ömer Toprak sich aufgestützt haben, was der bestritt: „Auf keinen Fall. Das war sicher kein Foul.“ Am Ende bleibt, dass Bayer respektabel auftrat, zwar keine Punkte holte, dafür Erfahrung sammelte. Simon Rolfes: „Unsere stärkste Phase hatten wir, als wir selbst Druck aufbauten, früher die Bälle eroberten und dann den kürzeren Weg zum Tor hatten. Das kann eine Lehre für die Zukunft sein.“ Eine andere: Man muss die Dinger auch reinmachen!
Frank Lußem
Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.09.11