Schön war es nicht, aber wichtig für Trainer ROBIN DUTT (46). Doch auch der erste Dreier nach drei Pleiten ließ eine Menge Fragen offen in Leverkusen.
Ob dies der Kitt war, der die Risse schließen kann, die sich auftaten in Leverkusen? Der Erfolg, der den Knoten platzen lässt? Der erste Sieg nach drei Pleiten – erkämpft, erzittert nach einer Vorstellung, die man sich angesichts der Klasse dieses Kaders nicht wirklich erklären kann. Aber: Der erste Dreier in der Champions League – Bayer Leverkusen kann doch noch gewinnen.
Es war ein hartes Stück Arbeit, doch vielleicht genau das, was die Mannschaft brauchte. Mühen werden belohnt, sicherlich eher als Gesundbeterei oder voreiliges Understatement. Dies hatte vor der Partie Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer, betrieben, der in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger Robin Dutts Saisonziel Meisterschaft ad acta legte, weil der Kader nicht stark genug sei, dauerhaft mit Vereinen wie dem FC Bayern mitzuhalten. Prompt wurde auch Gruppenplatz zwei in der Champions League nicht mehr zur Pflicht ausgerufen: „Wir wollen international überwintern, dafür brauchen wir Gruppenplatz drei.“
Immerhin: ein Schritt in diese Richtung wurde getan. Es fehlte fast alles bei diesem Sieg, vor allem nach der Pause. Doch nach Wochen der Erfolglosigkeit könnten diese drei Zähler die Basis sein, verschüttete Tugenden wieder auszubuddeln und neues Selbstvertrauen aufzubauen.
„Ich weiß, dass die Mannschaft Siege holen wird“, hatte Robin Dutt vor der Partie prophezeit und lag fürs Erste endlich einmal richtig mit einer These. Fast beschwörend negiert der Trainer atmosphärische Störungen zwischen ihm und dem Team: „Ich habe noch nie so viel kommuniziert wie hier!“ Wobei die Menge ja bekanntlich wenig über die Inhalte aussagt.
Wie dünn das Eis ist, auf dem Bayer wandelt, zeigte sich eben nach der Pause. Da wankte und wackelte das gesamte Gebilde bedenklich, da bekamen selbst diese unglaublich biederen Belgier Räume zugestanden, da musste Bernd Leno erneut über sich hinaus wachen, um die Total-Blamage zu verhindern. Sieg hin, Sieg her – Dutt hat viel zu tun!
Lars Bender
Der Junior-Chef ebnet den Weg zum Sieg
Er ist längst nicht mehr zu ersetzen im Spiel des Vizemeisters. Lars Bender (22) mausert sich immer mehr zum Junior-Chef im Bayer-Mittelfeld, zeigte erneut, wie wertvoll er für diese Mannschaft längst ist. Sein Tor nach einer halben Stunde ebnete der „Werkself“ den Weg zum Sieg, seine Leistung war erneut über jeden Zweifel erhaben, der Neu-Nationalspieler ist einer, der sich auch in der Krise zeigt.
Was man von Renato Augusto nicht sagen kann. Der so talentierte Brasilianer enttäuschte erneut, machte zwar nicht alles falsch wie am vergangenen Samstag in München (kicker-Note 6) – von einstiger Klasse aber ist er weit entfernt, scheint entnervt von Wechselspielen und Positionslotterie.
Ein schwierige Aufgabe für Trainer Robin Dutt, der Renato diesmal den Vorzug vor Michael Ballack (35) gab, der nach einer Grippe nicht ganz fit war. Und trotzdem als Stimmungsmacher in Erscheinung trat: Sein Tor in der Nachspielzeit versöhnte die Fans wenigstens ein bisschen für die fade Vorstellung.
F. LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.09.11