Man wird nicht umhinkommen, sich auch in den kommenden Tagen zu treffen und Grundsätzliches zu besprechen. Denn was Bayer Leverkusen in Mönchengladbach ablieferte, taugte lediglich als weiteres trauriges Kapitel in einem Buch mit sieben Siegeln.
Einen im Spitzenfußball unerfahrenen Trainer zu verpflichten, ist das eine. Aber tatenlos zuzusehen, wie dem die Aufgabe mehr und mehr über den Kopf wächst, wie sich dies negativ auf die Mannschaft und irgendwann auf den Marktwert der Profis auswirkt? Fahrlässig.
Der Bundesliga-Zweite der ver gangenen Saison präsentiert sich als undisziplinierter Haufen. Tak tisch, läuferisch und – dafür gibt es reichlich Gelb und Rot – dem Schiedsrichtergespann gegenüber. Alles wird schlimmer statt besser, dem Strohfeuer gegen Wolfsburg (3:1) folgte nun die völlig konzept lose Leistung in Mönchengladbach, wo man sich über eine Kanternie derlage nicht hätte aufregen dürfen. Robin Dutt steht aktuell vor den Trümmern, sucht verzweifelt nach Halt, ringt um Autorität. Exemplarisch ein Vorfall in der vergangenen Woche: Wachsenden Unmut über Spielformen im Training quittierte Dutt mit einer Unterbrechung, um der verblüfften Truppe sinngemäß mitzuteilen, dass – wer könne – gerne selbst Übungen vorschlagen solle. Er könne dies ganz sicher, er sei schließlich Fußballlehrer. Und, so führte er aus, in seinem Lehrgang habe es viele gute Trainer gegeben, einige sehr gute sogar. Aber keiner, so Dutt, sei besser gewesen als er! Das hört man gerne.
Nur helfen tut’s nicht. Die Partie am Samstag kann als Spiegelbild der Saison herhalten: Ein Drittel war okay, trotz Führung aber ging es dann eine Stunde nur noch bergab! Planlosigkeit geht einher mit fehlender Konstanz. Bayer rettete sich am Samstag dank der Klasse von Akteuren wie Leno oder Schürrle.
Spieler werden verschoben wie Magnete auf dem Flipchart, Positi onsspiel ist nicht erkennbar, im Mittelfeld könnte ein Sattelschlepper gemütlich wenden, weil ein Bender alleine die Löcher nicht stop fen kann, die prominente Kollegen aufreißen lassen. Die Abwehr steht meilenweit entfernt vom defensiven Mittelfeld, alles zusammen ergibt ein zerrissenes Gebilde, durch das flinke Gegner wie Reus, Hanke oder Herrmann huschen wie die Hasen. Es reicht nicht, etwas vom Fuß ball zu wissen. Du musst es auch vermitteln können. Vielleicht ist dies der Ansatz, den Robin Dutt verfolgen sollte.
Quelle: kicker-Printausgabe by berliner_pille