kicker, 7.11., Printausgabe: Dutt und Bayer: Es paßt nicht

  • Es ist ja nicht so, dass ROBIN DUTT (46) nicht vieles versuchen würde. Doch offensichtlich kommt zu wenig davon an bei seinen Spielern.


    Das Bayer-Dilemma!


    Zur gleichen Zeit, als Trainer Robin Dutt im als Hörsaal angelegten Pressekonferenzraum der Bay-Arena wortreich seine taktischen Maßnahmen zu erklären versuchte, ließ sich Kapitän Simon Rolfes (28) zwei Etagen tiefer in der Mixed-Zone über die Philosophie von Bayer Leverkusen aus. Während also Dutt oben ausführte, wie man als Mannschaft auf schnelle Außenverteidiger wie Den­nis Diekmeier oder Dennis Aogo zu reagieren habe und dass dann auch „aus der taktischen Grundordnung heraus“ viertelstundenlang ein Stefan Reinartz eben mal 20 oder 30 Meter vor einem André Schürrle agiert, stellte unten Rolfes klar: „Die Stärke der Spieler von Bayer Leverkusen – und deshalb wurden sie geholt – ist die Fähigkeit, zu agieren.“ Da ist es, das Dilemma von Ro bin Dutt und Bayer Leverkusen. Die Lehre des Trainers findet keinen Platz im Selbstverständnis der Profis. Sie wollen einen verunsicherten Gegner wie Hamburg schlagen, sie wollen sich um Diekmeier und Aogo kümmern, wenn es so weit ist. Sie wollen die dezimierte Innenverteidigung ebenso überrennen wie das langsame Mittelfeld. Sie wollen kompakt stehen, das Spielfeld breitmachen beim Angriff und möglichst eng bei der Abwehrarbeit. Sie wollen schnell über die Außen spielen, sich mittels Kombinationsfußball Vorteile schaffen. Sie wollen nicht hören, wie stark der Gegner doch in Wirklichkeit ist und sich deshalb hin- und herschieben lassen wie Figuren auf dem Schachbrett. Sie wollen nicht, dass 80 Prozent der Angriffsbälle über 40 oder 50 Meter auf Stefan Kießling geschlagen werden, der sie zwar verblüffend oft verarbeiten, aber zu selten weiterleiten kann, weil er erstens als einzige Spitze gedoppelt wird und zweitens viel zu oft niemand nach rückt, den er anspielen könnte.


    Kurz und schlecht: Bayers Spieler verstehen zwar, was ihr Trainer von ihnen will. Aber sie wissen nicht, warum er es will. Und des halb steht der Verein vor einem besonderen Problem. Die Profis sind verunsichert, gehemmt, wähnen den Chef gedanklich noch in Frei burg. Der wiederum steht ratlos vor der Tatsache, dass ihm die Spieler nicht folgen. Ständig beklagen sie das am Gegner orientierte Training, bringen es auf dem Platz aber nicht fertig, „ihren“ Fußball zu spielen, geschweige denn, Dutt davon zu überzeugen, was für sie besser wäre. Stand heute bleibt eines: Robin Dutt und Bayer – es passt nicht!