Michael Ballack hat kräftig ausgeteilt, seine zum Teil schroffe Kritik soll aber nur Mittel zum Zweck sein. Der 35-Jährige gefällt sich bei Bayer Leverkusen in einer neuen Rolle - und kurbelt nebenbei die Spekulationen um seine persönliche Zukunft geschickt an. Vor Champions-League-Gegner Chelsea (20.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) warnt er.
Es ist ja nicht so, dass Bayer Leverkusen völlig unvorbereitet wäre. Letztes Jahr hat sich der Klub den Zusatz "Vizekusen" patentrechtlich schützen lassen, damit "andere kein Schindluder treiben können", wie Bayer betonte.
Aber eben auch, weil selbst zweifelhaftes Image schließlich immer noch besser ist als gar keins, die Spur Selbstironie wird gratis dazu geliefert. Das Stigma des ewigen Zweiten wird seitdem vermarktet, das bringt ein paar Euro zusätzlich ein.
"Teilweise wie im Schlaraffenland"
Das Problem ist nur, dass das an der Mentalität des Klubs nichts ändert. Über die Maßen alimentiert von der Bayer AG, gilt Leverkusen seit Jahrzehnten als Ehrgeizling, der in allen Bereichen viel investiert, dafür aber unterm Strich deutlich zu wenig zurückbekommt.
"Teilweise wie im Schlaraffenland", hat Michael Ballack die Arbeitsbedingungen in Leverkusen vor ein paar Tagen genannt. Er hat in diesem Interview mit dem Pay-TV-Sender Sky auch noch ein paar andere Dinge gesagt, die nicht bei jedem Jubelstürme ausgelöst haben dürften.
Ballack, 35, hat jede Menge gesehen. In seiner Karriere ist er weit rumgekommen, hat in Kaiserslautern, München und London Meisterschaften gefeiert.
In der Komfortzone
In Leverkusen war er vor zehn Jahren auch schon, mal er kann die Veränderungen rund um den Klub deshalb kompetent beschreiben. Das runderneuerte Stadion, ein modernes Trainingsgelände, ein großer Stab an Betreuern, die Bayer04-Werkstatt, das bombastische Rehazentrum im Bauch der Arena. Sucht ein neuer Spieler eine Bleibe, hilft die Bayer 04 Immobilien GmbH gern.
Überall in der Bundesliga tummeln sich die Profi-Kicker in den viel zitierten Komfortzonen, in Leverkusen scheint dieses leichte Leben aber besonders ausgeprägt.
Vor der Saison sah sich Bayer gezwungen, einen tiefen Einschnitt vorzunehmen. Trainer Jupp Heynckes, der die Werkself zuerst auf Platz vier und dann zur Vizemeisterschaft geführt hatte, erlag ein drittes Mal den Verlockungen der Bayern, Robin Dutt war als Nachfolger erkoren.
Heynckes hatte es in großen Teilen geschafft, die Bayer eigene Mentalität zu unterdrücken - auch wenn es unter ihm auch nicht zum großen Wurf gereicht hat. Seit Beginn dieser Spielzeit sprießt die Kultur aber wieder: Sich zu schnell mit zu wenig zufrieden zu geben.
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