Auch Rudi Völler stärkt Bayer-Trainer Robin Dutt den Rücken - relativiert aber auch die Ansprüche des Vereines. Wenn die Champions League mal nicht erreicht würde, so wäre das kein Weltuntergang, erklärte der Sportdirektor.
Nach einem langen Flug von Mauritius und einer kleinen Irrfahrt durch die Kreisverkehre von Lagos an der portugiesischen Algarve-Küste ist Rudi Völler am Samstag im Trainingslager von Bayer 04 Leverkusen eingetroffen. Damit ist die Klub-Führung komplett, die Aufarbeitung der schwachen Bundesliga-Hinrunde kann auf Hochtouren kommen.
(...)
Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser hat 34 Punkte für die Rückrunde als Ziel ausgegeben, jedenfalls so viele, wie man braucht, um Vierter zu werden. Leverkusen hat 26, 60 Zähler reichten 2010/11 für Hannover 96 für Platz vier und die Europa League. Diesmal ist Platz vier der Rang, der in die Champions-League-Qualifikation führt. Völler ahnt, wie schwer das wird. „Hinter Bayern und Dortmund sind unsere Möglichkeiten zwischen Platz drei und acht. Wir müssen nicht unbedingt in die Champions League. Wir wollen gern, aber wir sind ein Verein, der in fünf Jahren zwei-, dreimal in die Champions League kommen kann“, sagt der Sportdirektor. Da klingt mit: Wenn 2012 eines der zwei, drei anderen Jahre wäre – nicht schön, aber kein Weltuntergang.
Da geht Völler noch etwas weiter als Holzhäuser („fünfte, sechste, siebte Plätze stellen uns nicht zufrieden“) und verschafft Trainer Robin Dutt Luft nach unten. Die Botschaft: Mit dem Tabellenplatz wird die Führung nicht so leicht unter Druck zu setzen sein.
(...)
Dutt hütet sich, öffentlich etwas zu fordern, aber die Situation spricht für sich. Die Ausleihe von Nicolai Jörgensen, die Verbannung von Balitsch und die Verletzung von Sidney Sam haben den Kader weiter dezimiert. In der Ferne winken die Comebacks von Tranquillo Barnetta und Renato Augusto, „halbe Neuzugänge“ wie Völler sagt. Bis dahin sind andere gefragt. Der Sportdirektor nennt Karim Bellarabi („wie der abgeht mit dem Ball“), Michael Ortega („macht auch einen guten Eindruck“) und den 17 Jahre alten Stürmer Samed Yesil („wie der die Dinger reinbombt“). Keiner von ihnen hat in der Hinrunde eine Rolle gespielt. „Grundsätzlich wollten wir nichts machen. Unsere finanziellen Mittel sind begrenzt“, sagt Völler über die Einkaufspolitik. Dennoch hält sich das Gerücht, in den nächsten Tagen werde noch ein gestandener Profi zum Team stoßen.
Derweil kämpft Dutt in Lagos weiter, um den kritisch eingestellten Teil der Mannschaft wieder hinter sich zu bringen. Er veranstaltet kein Straflager und auch kein Drill-Camp wie Bruno Labbadia 2009 in Belek. Spielformen dominieren, der Ball ist immer dabei, es gab bereits einen Nachmittag zur freien Verfügung. Den nutzte Geschäftsführer Holzhäuser und bat den Trainer auf eine gemeinsame Runde Golf. Auch das war ein Zeichen.