LEVERKUSEN: Poker um Corluka beendet
Die Eckdaten weisen auf einen Last-Minute-Kauf hin. Denn erst ganz kurz vor Schließung des Transferfensters nahm Bayer Leverkusen am Dienstag den kroatischen Nationalspieler Vedran Corluka (25, 52 Länderspiele) von Tottenham Hotspur unter Vertrag, bis zum Saisonende, inklusive Option auf Weiterbeschäftigung. Tatsächlich aber nahm mit der Ratifizierung des Transfervertrages durch alle Beteiligten ein Poker sein Ende, der bereits den gesamten Monat über die Verantwortlichen in Atem gehalten hatte. Tottenham wollte Corluka verkaufen, die Queens Park Rangers boten acht Millionen Euro. Die Leihsumme für Leverkusen liegt bei geschätzten 500 000 Euro, rund sieben Millionen Euro würden als Ablöse fällig. Der Spieler wollte unbedingt und nur zu Bayer: „Das ist ein großer Klub, sie haben von Anfang an großes Interesse gezeigt, das hat mir imponiert.“ Als seine weiteren Erkundigungen ergaben, dass kroatische Spieler eine große und erfolgreiche Tradition bei Bayer haben (Jurica Vranjes, Niko und Robert Kovac, Boris Zivkovic, Zoran Mamic, Marko Babic), war die Entscheidung schnell gefallen: „Ich habe von diesem Verein nur Gutes gehört.“
Corluka fühlt sich „fit und in Form“, vergessen ist der Frust, der sich breitmachte, als er bei den „Spurs“ nach zwei derben Klatschen zu Saisonbeginn (0:3 bei Manchester United, 1:5 gegen Manchester City) seinen Stammplatz an Überflieger Kyle Walker verlor, diverse Blessuren ihn im Kampf um das Comeback zurückwarfen. Scheinbar abgehakt ist die englische Liga für den 1,93-Meter-Schlaks: „Ich denke nicht, dass die Bundesliga weniger Qualität hat“, seine Zukunft sieht er in Leverkusen: „Ich will länger bleiben, keine Frage!“
Corluka, der defensiv vielseitig einsetzbar ist, wird als rechter Verteidiger eingeplant. Wenngleich sein Einsatz am Samstag dem Trainer womöglich noch zu früh kommt, kann er auf Sicht dafür sorgen, dass Gonzalo Castro (24) endlich frei wird für das Mittelfeld. Da dort auch Sidney Sam (24) und Renato Augusto (23) bald wieder einsatzfähig sind, hat Trainer Robin Dutt (47) erstmals seit langer Zeit personell wieder die Qual der Wahl.
FRANK LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.02.2012