Von Frank Nägele, 03.02.12, 12:01h
Rudi Völlers Rüge in Richtung Wolfgang Holzhäuser kann nur verstanden werden, wenn man den Mechanismus kennt, mit dem die beiden ihren Verein führen. Im öffentlichen Auftreten kann das schon mal an die klassische Verhör-Besetzung eines US-Polizeifilms erinnern.
Eigentlich hat Rudi Völler in seiner Aufarbeitung des Ballack-Theaters der letzten Woche gegen Paragraf 1 im Handbuch zur Führung eines Fußballvereines verstoßen: Kritisiere niemals deine Kollegen im Klub, sonst wird daraus ein Skandal. Man stelle sich vor, Sportdirektor Volker Finke würde Klubchef Claus Horstmann beim 1. FC Köln für ein Interview tadeln und sagen: "Das hätte ich so nicht gegeben." Oder nein, man stelle sich das besser nicht vor. Manche Welten sind nicht miteinander vergleichbar.
Rudi Völlers Rüge in Richtung Wolfgang Holzhäuser kann nur verstanden werden, wenn man den Mechanismus kennt, mit dem die beiden ihren Verein führen. Da hat jeder seinen Wirkungsbereich und seine Stärken. Das Gute an diesen Stärken ist, dass sie genau dort sitzen, wo der andere seine Schwächen hat. Völler hält den Werksklub mit seinem Charme in einem positiven Gefühlsbereich, der sportliche Rückschläge leichter verkraftbar macht. Holzhäuser mit seinem Paragrafenblick und einem eisernen Sinn für Soll und Haben sorgt für wirtschaftliche Vernunft und das Ausbleiben handwerklicher Fehler im Alltag eines lizenzierten Fußballklubs, der sich um tausend Dinge kümmern muss. Im öffentlichen Auftreten erinnern die beiden an die klassische Verhör-Besetzung im US-amerikanischen Polizeifilm: Guter Cop, böser Cop. Am Ende zählt nicht, wer netter aussieht, sondern nur, dass ein Ergebnis auf dem Tisch liegt.
Natürlich machen Holzhäuser und Völler auch gemeinsam nicht alles richtig. Sonst gäbe es zum Beispiel den Fall Ballack nicht. Dennoch brauchen sie einander. Allein an der Spitze dieses Klubs wäre jeder für sich verloren.