LEVERKUSEN: Stefan Kießling über Konstanz, Klasse und die Bayern
Zwei Siege zuletzt in der Liga – das gab es nicht oft für Bayer Leverkusen in dieser Saison. Folgt nun am Samstag gegen die Bayern der schon fast obligatorische Rückschlag? Der kicker sprach mit Stürmer Stefan Kießling (28).
kicker: Sie haben im Verlauf Ihrer Karriere 13-mal in der Liga gegen den FC Bayern gespielt, aber weder mit dem 1. FC Nürnberg noch mit Bayer Leverkusen ein einziges Spiel gewonnen. Warum sollte sich das am Samstag ändern, Herr Kießling?
Stefan Kießling: Gute Frage! Vielleicht, weil wir die Punkte dringend brauchen. Weil wir uns im Aufwärtstrend befinden. Ich bin sicher, wir haben die fußballerische Klasse, auch Bayern München zu schlagen. Wir müssen sie nur auf den Platz bringen.
kicker: Große Worte gab es häufig vor den Spielen. Sie akzeptieren Skepsis?
Kießling: Klar, mir bleibt nichts anderes übrig. Die großen Taten fehlten. Wir haben gegen die Bayern lange nichts gerissen. Selbst in der stärksten Phase unter Jupp Heynckes nicht. Jetzt wollen wir es ohne große Töne gewinnen.
kicker: Mit Ihnen als Angriffsspitze? Sie spielten gegen Augsburg und in Köln, vorher saßen Sie draußen. Wie bewerten Sie Ihren Status?
Kießling: Ich sehe mich als Stamm- und Führungsspieler. Nach meiner Verletzung vor eineinhalb Jahren ist es lange nicht richtig rund gelaufen. Aber seit drei oder vier Wochen spüre ich, dass ich wieder da bin, wo ich vor der Verletzung war. Und das werde ich auf dem Platz umsetzen.
kicker: Mit sechs Toren bislang können Sie nicht zufrieden sein …
Kießling: Nein, sicherlich nicht. Die zehn Tore will ich auf jeden Fall knacken. So wie es bisher lief, bin ich überhaupt nicht zufrieden.
kicker: Wie sehr litt Ihr Spiel unter der häufig defensiven Grundeinstellung?
Kießling: Überhaupt nicht. Ich habe mir vor allen Dingen selbst zu wenig Möglichkeiten erarbeitet. Da muss ich bei mir ansetzen.
kicker: Hat sich die gesamte Mannschaft fußballerisch gesteigert. Oder täuscht das?
Kießling: Nein, das täuscht nicht. Augsburg und Köln, das waren zwei Siege, die wir holen mussten mit unseren Ansprüchen. Trotzdem haben sie besonders gutgetan. Gegen Augsburg war es teilweise ein gutes Spiel, wir hatten Chancen und haben endlich mal ein Spiel deutlich gewonnnen. Das war so ein Knackpunkt. Gegen Köln haben wir dazu Kampf, Leidenschaft und Souveränität gezeigt. Das alles hat lange gefehlt.
kicker: Wie die Konstanz!
Kießling: Das war entscheidend für unsere heutige Platzierung. Dortmund, Bayern, Mönchengladbach, Schalke – sie alle hatten mehr oder minder lange Siegesserien. Wir haben ein paar Spiele nicht verloren, das hat uns aber nicht nach vorne gebracht, weil wir nicht genug gewinnen konnten. Wer nach oben will, der muss eine Serie spielen.
kicker: Bayern München, Wolfsburg, Mönchengladbach, Schalke – die nächsten Gegner klingen nach den Erfahrungen dieser Spielzeit jetzt nicht gerade nach Siegesserie …
Kießling: Die letzten Auftritte stimmen mich optimistisch. Ganz wichtig ist es, den Platz im internationalen Wettbewerb zu sichern. Darüber hinaus haben wir die Chance, aus einer Saison, die bislang nicht optimal verläuft, noch etwas zu machen. Am Samstag wollen wir damit anfangen!
INTERVIEW: FRANK LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 01.03.2012