LEVERKUSEN: Nach der vierten Heimpleite der Saison geht bei Bayer die Angst um
Es gibt keine Konstante in dieser Saison außer der Unberechenbarkeit! Bayer 04 Leverkusen schwankt weiter wie ein Schilfrohr im Wind, mal in die eine, dann in die andere Richtung. Wähnte man das Team von Trainer Robin Dutt (47) vor zweieinhalb Wochen nach drei Siegen auf Champions-League-Kurs, so steht den Verantwortlichen nach der vierten Heimpleite der Saison die Angst ins Gesicht geschrieben. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser (62) formulierte es so: „Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo etwas Demut angesagt ist.“ Soll heißen: Platz fünf ist wichtig, nach oben schielen verbietet sich zurzeit von selbst. Holzhäuser macht auch die Verletztenmisere verantwortlich für die neuerliche Talfahrt: „Es mangelt an Automatismen und Geschlossenheit. Und das liegt daran, dass wir wegen der vielen Verletzten zu viel umstellen mussten.“
Dies trägt sicherlich zur Misere bei. Doch individuelle Fehler (wie vor dem 0:1 durch Schwaab), mannschaftstaktische Unzulänglichkeiten (wie vor dem 1:2, als Mönchengladbach zum Konter eingeladen wurde), teilweise rätselhafte Formschwankungen (Castro, Toprak, Schwaab, Renato Augusto) bilden eine Melange der Mittelmäßigkeit. Man gewinnt den Eindruck, hier müht sich ein Schüler, bekommt aber das Erforderliche nicht hin, trotz aller Talente.
Unter Robin Dutt – das steht fest – hat sich wenig zum Guten gewandelt. Wenn der Trainer, wie zuletzt, behauptet, er befinde sich in der Tabelle im Mehr-Jahres-Schnitt, dann wählt er den völlig falschen Ansatz. Michael Skibbe wurde als Sechster entlassen, Bruno Labbadia als Neunter. Danach drehte Jupp Heynckes den Trend. Verbesserung dieses Erreichten, also Fortführung des positiven Trends, lautete der Anspruch, er wurde bislang weit verfehlt. Und: Verletzungspech beklagen andere Klubs auch. Könner wie Kehl, Kagawa, Götze, Barrios – sie alle fehlten beispielsweise Borussia Dortmund mehr oder weniger lang. Doch was dort zu neuen Ideen führte, erzeugte in Leverkusen Ratlosigkeit, Wirrwarr auf dem Rasen und den immer wiederkehrenden Verlust von Rhythmus.
Was droht? Noch ist die Gefahr überschaubar, doch die Konkurrenz aus Hannover, Stuttgart und Wolfsburg formiert sich. Dutt und sein Team müssen die richtige Kurve erwischen – fliegen sie raus, dann wird es eng für den Trainer.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.03.2012