Bayers veränderter Blickwinkel

  • LEVERKUSEN: Stefan Reinartz sieht kein Problem mit der Konstanz


    Etwas mehr als ein Auge riskierten Stefan Reinartz (23) und seine Kollegen am Dienstagabend Richtung Fürth. Der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen gehört zu den Realisten, deshalb war ihm der knappe Sieg von Borussia Dortmund im Halbfinale des DFB-Pokals nicht wirklich unangenehm. Läuft alles normal, dann reicht in dieser Saison auch Rang sieben in der Tabelle zum Einzug in den internationalen Wettbewerb. Ein beruhigendes Gefühl angesichts der fehlenden Konstanz von Bayer? Reinartz zögert kurz, dann widerspricht er: „Wenn man sieht, wie lange wir auf Platz fünf oder sechs standen, dann haben wir kein Problem mit der Konstanz!“


    In der Tat: Seit dem 14. Spieltag rangiert Bayer entweder auf Platz sechs (14.-22. Spieltag) oder fünf, dies ab der 23. Runde. Das nennt man dann wohl Konstanz, oder? „Kann man so sagen“, meint Reinartz, richtig glücklich wirkt er ob dieser Tugend freilich nicht: „Weil sich der Blickwinkel wieder verändert hat.“


    Soll heißen: Nach dem Sieg gegen Bayern München wähnte sich Bayer auf dem Weg in den Olymp. Nur vier Punkte Abstand zählte man auf Schalke 04, den Vierten. Zwei Spiele und zwei Pleiten später beträgt die Distanz vor dem direkten Duell satte zehn Zähler – selbst einen Sieg in der Schalker Arena würde man nicht als Startsignal für eine Aufholjagd werten können.


    Weil dies so ist, schaut man nach unten. Der Blickwinkel hat sich eben verändert. Bremen, Hannover, Stuttgart und Wolfsburg drängen in den internationalen Wettbewerb und vom Zug nach oben sieht man nicht einmal mehr die Rücklichter.


    „Wir müssen unsere Spiele gewinnen“, fordert Reinartz folgerichtig, dem Blick auf die Konkurrenz kann er dabei gar nichts abgewinnen, „wir können nicht beeinflussen, wie die Konkurrenten spielen. Aber klar ist: Wenn wir zwei Spiele verlieren, wird das sicherlich nicht dadurch besser, dass die anderen möglicherweise auch verloren haben.“


    Selbstkritische Worte. Selten hört man die bei Bayer, wo gerne rosarot gemalt wird und der Trainer auch nach der Niederlage gegen Mönchengladbach stolz die 22 Torschüsse seiner Mannschaft erwähnt. Pech, dass nur einer saß und hinten zwei einschlugen. So landet man plötzlich auf Platz sieben. Aber das ist seit Dienstag ja nicht mehr so schlimm.
    FRANK LUßEM




    PERSONALIEN:
    Sidney Sam (24) und Vedran Corluka (25, beide Muskelverletzungen) begannen in der Reha mit dem Lauftraining. + + + Michael Ballack (35, Muskelfaserriss) absolviert Laufeinheiten am Rande des Mannschaftstrainings. Er wird von seinem Berater mit Klubs aus der nordamerikanischen Major League Soccer in Verbindung gebracht. + + + Lars Bender (22, verlängerte seinen Vertrag bis 2017) muss sich aktuell nach seinem Muskelbündelriss mit Krafttraining begnügen. + + + Stefan Kießling (28) brach das Training am Dienstag wegen Hüftproblemen ab, soll aber am Samstag spielen können.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 22.03.2012