Ich fand die Phase ohne Capo anfangs gruselig und später mega reizvoll. Aber gerade, als es anfing, gut zu werden, kamen die Ultras vorzeitig zurück (im Lauf der Rückrunde) um die Stimmung zu "retten" und die Mannschaft im Endspurt zu "unterstützen" (irgendwie so wurde es verkauft).
Von daher ist das Experiment nicht lange genug gelaufen. So was braucht Zeit, um die dauerbeschallte und zerdrückte Masse wieder Eigeninitiative entwickeln zu lassen. Zudem wurden Leute, die versucht haben, Stimmung zu machen durchaus bedroht und angefeindet in der Zeit. Gerade am Anfang (keine Solidarität mit den Utras, blablabla)...
Kein Vorwurf an die Ultras etc, auch wenn meine Wortwahl vielleicht danach klingt. Aber mein persönliches Stimmungsideal (authentisch, spielbezogen, mit Höhen und Tiefen im Spielverlauf, entwickelnd, brodelnd, aus der Stille explodierend) ist einfach nicht mit der Ultras-Kultur vereinbar. Da wird es keine Koexistenz geben.
Ich stehe trotzdem in der Nordkurve, ziehe voll mit, wenn ich Bock habe - oft auch 90 Minuten +, manchmal aber eben auch nicht.
Es gibt Lieder, die ich mega geil finde (Liebe die ein Leben hält, als aktuelleres Beispiel) und welche, die ich hasse (die ursprüngliche Lebenssinn-Version, die zum Glück kaum noch angestimmt wird, absoluter Stimmungskiller).
In Köln fand ich auch grandios... Die Optik der Kurve ist mir zwar an sich egal, ich brauche weder Fahnengewedel im Spiel noch Pyro, noch sonstigen Schnickschnack, aber das sah einfach gut aus (vor allem harmlose Rauchtöpfe statt ner saugefährlichen Aktion wie beim 2:0 mit zwei Bendertoren damals und dem Spiel in Düsseldorf oder in Genk...) - und die Stimmung war top. Vor allem kaum Anti und viel Anfeuerung...
Ich erwähne das, um auch etwas Positives und Wertschätzendes da zu lassen, auch wenn mein Ideal der Nordkurve Ultras-frei ist. Können ja trotzdem die gleichen Leute da sein.
Zur aktuellen Debatte: Wenn diejenigen, die Zeit und Arbeit in die Choreo investiert haben, die unter den Bedingungen nicht durchziehen wollen, ist das deren gutes Recht. Die erste Stellungnahme hat dazu eigentlich alles gesagt, die zweite finde ich in der Wortwahl überzogen und melodramatisch. Die klingt nach kindischem Trotzverhalten. Aber gut... wer es mag.