Markus Münch hat viel erlebt. Im RUND-Interview kommentiert er die jüngsten Aussagen von Heribert Bruchhagen und Joachim Watzke, die vor noch mehr Werksklubs in der Liga warnen.
Ob Tradionsverein oder Werkself: Markus Münch hat als Profi beim FC Bayern, Bayer Leverkusen, dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach beides kennengelernt. Hier spricht er über seine Erfahrungen.
Herr Münch, Sie haben Bayer Leverkusen 1996 mit einem Treffer kurz vor dem Schlusspfiff vor dem Abstieg gerettet. Fühlen Sie sich auf dieses eine Tor reduziert?
Markus Münch: Das stört mich überhaupt nicht. Ich habe auf allen Stationen, wo ich zuhause war, immer positive Erfahrungen gemacht. Es gab keinen Verein, wo ich sagen musste: Das war ein Fehler. Ich hatte auf jeder Station erfolgreiche Momente. Allein in meiner letzten bei Panathinaikos Athen bin ich Meister und Pokalsieger geworden. Ich wurde zum besten Ausländer gewählt. Ich hatte meine Erfolge. Was andere über mich denken, ist mir egal. Es gab viel mehr Situationen als nur dieses eine Tor. Dennoch war dieser Treffer ein positives Erlebnis.
Sie haben in Griechenland, in Italien und in der Türkei bei Spitzenvereinen gekickt. Wie wichtig waren diese Erfahrungen?
Markus Münch: Die Zeit im Ausland war super. Das möchte ich nicht missen. Drei verschiedene Kulturen und Länder habe ich kennen gelernt. Neue Sprachen habe ich gelernt, und viel Lebensqualität. Glücklicherweise habe ich immer bei ausländischen Traditionsvereinen gespielt. Diese waren auch zumeist erfolgreich. Deshalb hat es auch enorm viel Spaß gemacht. Es liegt schon ein paar Jahre zurück. Man wird immer noch angesprochen, wenn man durch den Urlaub in die Länder zurückkommt, wird man überall erkannt. Das ist schon eine Wertschätzung, die ich auch nicht missen möchte.
Vermissen Sie den Profifußball, würden Sie gerne heute noch kicken?
Markus Münch: Ich möchte absolut realistisch sein. Meine Zeit ist vorbei. Logischerweise allein schon vom Alter. Ich habe in meiner Karriere das Maximum herausgeholt. Ich hatte über viele Jahre Glück, relativ wenige Verletzungen zu haben. Es war im Rückblick eine absolut schöne Zeit.
Es ist natürlich noch moderner, noch schöner geworden, aber ich hatte schon zu meiner Zeit das absolute Maximum. Deshalb möchte ich mich keinesfalls beklagen.
Sie haben bei Traditionsvereinen wie Bayern, Köln und Mönchengladbach in der Bundesliga gespielt, auch bei Bayer Leverkusen. Wie bewerten Sie die Aussagen von Joachim Watzke und Heribert Bruchhagen, die Werksvereine stark kritisieren? Legt man bei einem Vereinswechsel Wert auf eine große Fankultur und ein gewisses Standing des Vereins oder sind andere Gründe entscheidend?
Markus Münch: Das ist sportlicher Wettbewerb. Wenn man in solch einem Verein wie Leverkusen gespielt hat, dann weiß man, dass dies in Wirklichkeit mit Werk nicht viel zu tun hat. Wir wurden schon damals zwar die Werkself genannt. Wenn man jedoch überlegt, was in Leverkusen entstanden ist. Das Stadion ist regelmäßig ausverkauft. Die bringen enorm viele Fans mit, auch auswärts. Der Verein ist absolut top-organisiert. Deshalb kann ich nur sagen: Diesen Verein möchte ich in der Bundesliga nicht missen. Leverkusen ist einer der am professionellsten geführten Vereine überhaupt in der Liga. Da können sich einige Traditionsvereine eine Scheibe von abschneiden. In der Führung des Vereins ist in Leverkusen viele Jahre sehr viel richtig gemacht worden.