Lochnummer des Wochenendes:
Fakten:
Hoffenheim als Heimverein hat die Pflicht die Voraussetzungen für eine einwandfreie Durchführung des Bundesligaspiels zu schaffen – nicht geschehen, nachweislich war die Masche vor dem Spiel schon kaputt (vorbehaltlich, dass dies nicht während des Aufwärmprogramms geschehen ist)
Der Linienrichterassistent hat vor beiden Halbzeiten nichts festgestellt (hat eher die Aufgabe zu schauen, ob das Netz einwandfrei mit dem Aluminiumgestänge verbunden ist) ebenso wie kein Kameramann, obwohl einer genau diesen Fehler per Video aufgefangen hat und wohl auch kein Zuschauer (nicht mal beim Phantomtor)
Beim Phantomtor hat offensichtlich auch niemand das kaputte Tornetz bemerkt, einige inklusive Kießling sich nur gewundert wie der Ball, nachdem er augenscheinlich neben das Tor geht doch in selbigem gelandet ist
Niemand hat ernsthaft protestiert, einige gejubelt, viele waren verdutzt und wieder einige dachten wohl es war wirklich ein reguläres Tor
In Sekunden muss bei einer Sportveranstaltung, die allgemein emotional abläuft, eine Entscheidung getroffen werden, da andere Mittel wie bspw. der Videobeweis im Eishockey noch nicht in der Bundesliga zulässig sind – das schützt den Schiedsrichter trotz guter Sicht in der Situation insoweit zum Teil, da er ohne Hilfsmittel und menschlicher Hilfestellung etwas zu bewerten hat
Dr. Brych hat auch nach der kurzen Diskussion mit Kießling am Anstoßpunkt sich nicht anderweitig entschieden und mit dem Anpfiff die Tatsachenentscheidung unwiderrufbar fixiert
Tatsachenentscheidungen werden im Sport ständig getroffen, die Wahrscheinlichkeit, dass alle richtig sind strebt gegen Null. Manche davon sind spielentscheidend bzw. bevorzugen unkorrekterweise eine Mannschaft so wie auch bei diesem Phantomtor. Genauso wie ein unberechtigter Platzverweis, ein unberechtigter Elfmeter (mit Torfolge) oder ein korrekt erzieltes aber nicht gegebenes Tor.
Was viele Fußballinteressierte im ersten Moment nachvollziehbar denken ist, hier muss Gerechtigkeit her, in dem das Spiel wiederholt wird.
Abseits der wichtigen Tatsache, was die Rechtslage hergibt und diese am besten den Zuständigkeiten überlassen wird, gibt das Wort Gerechtigkeit durch seinen nicht normativen Charakter keine Definition her.
Wäre es gerecht, wenn beim Stand von 1:0 nach 70min, das Spiel bei 0:0 anfängt?
Wäre es gerecht, wenn Bayer Leverkusen, diese weder die kaputte Tormasche noch die Torentscheidung zu verantworten bzw. getroffen haben, mit einer zusätzlichen englischen Woche belastet werden würden?
Wäre es gerecht, dass nur Spiele mit Phantomtoren wiederholt werden aber nicht Spiele, in denen andere spielentscheidende Fehlentscheidungen (Platzverweis, korrektes aber nicht gegebenes Tor usw.) getroffen werden?
Wäre es gerecht, dass Hoffenheim ein Heimspiel und damit eine Möglichkeit mehr hat, Einnahmen zu erzielen?
Wäre es gerecht, dass die Fans, die zeitlichen und monetären Aufwand hatten, um ein Bundesligaspiel zu sehen, welches in die Bewertung der Bundesligatabelle einfließt, im Nachhinein als nicht bewertetes Spiel hinnehmen müssen?
Wäre es gerecht, wenn durch Verletzungen oder Genesungen in den Tagen nach dem Spiel sich bei beiden Mannschaften andere Aufstellungen bei einer Neuansetzung ergeben würden?
Wäre es gerecht, wenn unter diesen ganzen Umständen dieses Spiel von vorne beginnt und damit einen ganz anderen und wohl eigenwilligen Charakter bekommt?
Die Liste lässt sich sicher noch weiter führen…
Fair Play Gedanke
Das Wichtigste zuerst, Kießling hat keine Regelwidrigkeit begangen, indem sein Kopf neben das Tor ging und durch eine kaputtes Tornetz doch den Weg ins Tor fand.
Kießling hat die Szene als vergebene Chance abgehakt, sich dann als er den Blick Richtung Mitspieler und Tor richtete zögernd und ungläubig verhaltenen Jubel gezeigt.
Niemand auf dem Platz oder auch neben dem Platz hat in diesem Sekunden Einspruch bzw. Protest gegen dieses Tor gegeben.
Die Entscheidung Tor oder kein Tor trägt letztlich der Schiedsrichter, der nach einem kurzen Gespräch mit Kießling, der gesagt haben soll, dass er es nicht sehen konnte und Zweifel an einem korrekt erzielten Tor habe.
Er und wohl kein anderer der Zweifelnden konnte sich erklären, warum der Ball im Tor lag. Es ist aber nicht seine Aufgabe, hierfür eine Erklärung zu suchen (und schon gar nicht innerhalb einiger Sekunden).
Stefan Kießling ist und das können denke ich alle Leute bestätigen, die sich für ihn interessieren und kennen ein tadelloser Sportsmann, der abseits des Platzes auch soziales Engagement zeigt und in seiner Charakterzügen auch für Fair Play steht. Ihn als Sündenbock für die Verkettung kurioser und höchst unwahrscheinlicher Umstände zur Verantwortung zu ziehen und ihn das Fair Play an einer Szene, die in Sekundenschnelle abläuft absprechen zu wollen, ist grotesk und wird ihn nicht im Ansatz gerecht.
Fehlentscheidungen werden täglich getroffen, egal ob mit oder ohne große Folgen, korrigierbar sind die wenigstens. Ich kann die Vergangenheit auch wenn es manchmal wünschenswert ist, nicht rückgängig machen. Sie sollte aber dazu dienen, aus ihr zu Lernen.