Brandt ist Bayers Lichtblick

  • 1Klar, die Niederlage hat
    auch ihn enttäuscht. 1:2
    in Hamburg, raus aus den
    Champions-League-Rängen,
    Trainer Sami Hyypiä entlassen
    – in Leverkusen gibt es
    aktuell nicht viel zu lachen. Ein
    bisschen aber durfte sich Julian
    Brandt an diesem außergewöhnlichen
    Wochenende dennoch freuen.
    Erstmals hatte er bei seinem siebten
    Saisoneinsatz in Bayers Startelf
    gestanden, prompt sein erstes
    Bundesligator erzielt und sich
    damit in die Geschichtsbücher
    seines neuen Klubs geschrieben.
    Mit 17 Jahren und
    337 Tagen ist Brandt, im Winter für
    rund 350 000 Euro aus der A-Jugend
    des VfL Wolfsburg verpfl ichtet, Bayers
    jüngster Bundesliga-Torschütze
    und löste mit seinem Fernschuss
    Heiko Herrlich ab, der 1990 im Alter
    von 18 Jahren und 356 Tagen für die
    Rheinländer getroff en hatte.
    „Statistiken sind schön
    und gut“, sagt Brandt locker.
    Wichtig sei ihm jedoch etwas
    anders: „Wir wollen in die
    Champions League.“
    Mit Leistungen wie am Freitag in
    Hamburg könnte ausgerechnet dieser
    junge Kerl zum wichtigen Faktor
    im Saisonendspurt werden. „Julian
    ist ein Lichtblick in unserer Situation“,
    lobt Rudi Völler, „seine Unbekümmerheit
    tut uns gerade
    jetzt gut.“ Von der Nervosität
    seiner erfahrenen Nebenleute
    lässt sich Brandt nicht anstecken.
    Beim HSV zeigte er von
    Beginn an, welch großes Potenzial
    in ihm schlummert. „Was bringt es
    mir, angespannt durch die Gegend
    zu rennen?“, fragt der Teenager. Feine
    Technik, ein beeindruckendes
    Spielverständnis, Tempo und ein
    guter Schuss, wenngleich sein Treffer zweifelsohne in die Kategorie
    „zwingend haltbar“ gehörte. Sei’s
    drum: „Es ist ein schönes Gefühl.“
    Seine Entwicklung habe sich der
    Juniorennationalspieler „nicht so
    rasant vorgestellt“. Doch schon in
    den ersten Wochen in neuer Umgebung
    hat Brandt wichtige Erfahrungen
    gesammelt. Zum Beispiel
    beim Spiel in Wolfsburg, als er als
    Einwechselspieler von den Fans
    seines Ex-Klubs gnadenlos ausgepfiffen
    wurde. Andere 17-Jährige
    hätten daran womöglich zu knabbern
    gehabt, Brandt verarbeitete
    die Ablehnung anders: „Das war
    ein gutes Gefühl, das hat mich angespornt.“
    Ein gutes Gefühl hat auch Völler.
    Brandt, dazu noch der 18-jährige
    Levin Öztunali. „Die beiden“, sagt
    der Sportchef, „sind die Zukunft von
    Bayer Leverkusen.“ Und auch schon
    die Gegenwart.


    Frank Lußem


    kicker-Print