Ich weiß zwar schon, was einige gleich aufgrund des Autorennamens schreiben werden, aber ich stelle diesen Kommentar (!) aus dem heutigen kicker trotzdem mal hier rein:
ZitatAlles anzeigenSchmidts Defizit an Respekt
Bundesliga-Kommentar zum 8. Spieltag
von Frank Lußem (Leiter Westredaktion)
Roger Schmidts größtes Problem ist es nicht, dass ihm in Stresssituationen irgendwann die wohlfeilen Worte ausgehen und er sich dann aus der unteren Sprach-Schublade bedient. Was ihn wirklich umtreibt, belegt ein Satz, den er Julian Nagelsmann am Samstag ebenfalls entgegenschleuderte, der allerdings weniger Beachtung fand, weil nicht "Schnauze", "Arsch" oder "Spinner" darin vorkam. Der Satz lautete: "Du denkst wohl, du hast den Fußball erfunden."
Genau das dürfte es sein, was Schmidt dem jungen Kollegen Nagelsmann am heftigsten ankreidet. Weil: Schmidt vermittelt seit Beginn seiner Profi-Trainerkarriere, dass er selbst zumindest großen Anteil an der Erfindung und revolutionären Weiterentwicklung des Volkssports Nummer eins besitzt. Dieses Selbstverständnis kann dann durchaus zu einem Defizit an Respekt führen. So wurde die Arbeit des Kölner Kollegen Peter Stöger vor zwei Jahren diskreditiert, nun war eben Nagelsmann dran, dessen Team sich erdreistete, Schmidts Mannschaft vorzuführen. Gerne nutzt er auch Schiedsrichter und Journalisten als Zielscheibe. Warum macht er das? Für wen hält er sich? Merke: Wer ein schlechter Verlierer ist, der sollte häufiger gewinnen. Die Voraussetzungen stimmen ja.
Ungünstig für ihn ist nun, dass es sportlich nicht so hinhaut wie erwartet. Dass der beste und teuerste Kader seit langem meist biederen Rumpelfußball präsentiert. Dass von 24 möglichen Punkten satte 14 fehlen, dass man in der Champions League kein Spiel gewinnt.
Bleibt zu hoffen, dass Schmidts Verhalten der Einzelfall bleibt. Denn zu viele Trainer haben aktuell zu oft Grund, den Glauben an das Gute in ihrem Fußball zu verlieren. Thomas Tuchel hat das Zählen der gegnerischen Fouls eingestellt und notiert nun die Spieler in seinem Kader, die noch für die U 21 spielberechtigt wären. Als hätte man sich bei der Zusammenstellung des Kaders nicht denken können, dass man viele englische Wochen spielen muss, dass es Verletzte gibt.
Der Kollege Schubert durchlebt in Mönchengladbach Wechselbäder der Gefühle, Konstanz kriegt auch er der Borussia nicht eingetrichtert. Die Vorstellung in München geriet ernüchternd, weit entfernt von allen Ansprüchen. Fast wie Hohn klingt das Krisengerede um den FC Bayern angesichts dessen, was bei den Möchtegern-Verfolger-Klubs passiert. Dortmund, Leverkusen, Mönchengladbach, Wolfsburg, Schalke - es ist schlicht und einfach zu wenig von allem. Aufgabe der handelnden Personen ist es, das Potenzial aus dem Kader zu holen. Reaktionen wie die von Schmidt lassen eher auf Verzweiflung schließen als auf Entschlossenheit.