Am Rande des Untergangs hat sich der TSV 1860 in seiner aufregenden Vergangenheit schon des Öfteren befunden. Doch in dieser Saison spielt sozusagen sogar der Tod mit.
Denn: Daniel Bierofka kickt mit dem Knochen eines Toten! Genauer gesagt mit dessen Schienbeinköpfchen.
Um wen es sich bei dem Verblichenen handelt, ist dem Löwen-Angreifer nicht bekannt, eins aber weiß er: Diese Person hat seine Karriere gerettet!
Die hing am seidenen Faden, als ihm im August 2005 ein Italiener im Testspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem AC Siena mit einem brutalen Foul das rechte Schienbein gebrochen hatte. „Portanova hieß der Typ“, sagt der Ex-Leverkusener Bierofka, „den Namen werde ich nie vergessen. Das war ein Mordanschlag!“
Als nach der OP – durch Bakterien – eine Knocheneiterung auftrat, fürchtete Bierofka mit 26 Jahren um die Fortsetzung seiner Laufbahn: „Vier Monate lang nahm ich Antibiotika, lag zwei Monate im Krankenhaus.“
Acht Operationen waren nötig, um das neue Schienbeinköpfchen einzubauen. Bierofka: „Zunächst hatten die Ärzte vor, Knochenteile aus meiner Wade zu nehmen. Aber das klappte nicht. Dann kam die Überlegung mit dem Fremdknochen. Dafür allerdings mussten mir aus der Hüfte Stammzellen entnommen werden, die mit dem neuen Teil quasi vermischt wurden, damit mein Körper es auch annimmt.“
Neun Monate später konnte Bierofka mit der VfB-Regionalliga-Mannschaft erstmals wieder spielen: „Nachdem ich gleich mit einem Gegenspieler einen Riesenpressschlag hatte und alles heil blieb, da wusste ich: Der Knochen hält.“
Deshalb ruhen auf Bierofka und Markus Schroth (kam aus Nürnberg) nun die Löwen-Hoffnungen auf eine bessere Zweitliga-Saison als die letzte. Bierofka spielte von 2000 bis 2002 für 1860 in der Bundesliga, Schroth sogar von 1998 bis 2004.
Den beiden prominenten Heimkehrern stehen allerdings mit Daniel Baier (Wolfsburg), Nicky Adler (Nürnberg), Patrick Milchraum (Aachen) und Nemanja Vucicevic (Köln) vier schmerzhafte Abgänge gegenüber. Das Trio Bayer (10), Vucicevic (9), Adler (5) erzielte in der letzten Saison mit 24 mehr als die Hälfte aller Löwen-Tore (47).