Kicker-Rangliste Sommer 2016

Freue mich für Bernd Leno.
Als zweitbester Torhüter der Bundesliga und bester der internationalen Klasse eingestuft zu werden, ist wahrlich aller Ehren wert.

Auch wenn die Einstufung von Manuel Neuer als Nr.1 der Bundesliga-Torhüter für mich in Ordnung ist:
Den Qualitätssprung, der ihn um eine ganze (Welt-)Klasse besser machen soll als die anderen, sehe ich nach dieser Saison und insbesondere nach dieser EM nicht.

Zu einem Weltklasse-Torhüter gehören für mich durchgängige Weltklasse-Leistungen gerade bei den großen Turnieren.
Vor allem, und deshalb absolut vorrangig zu werten, die Leistungen in den alles entscheidenden Finalrunden-Spielen.

Ich teile die Einschätzung von Olli Kahn, und der kann es schließlich beurteilen wie kein anderer:
Auch für mich ist Neuer wegen seines kapitalen Fehlgriffs im Halbfinale gegen Frankreich mit-, wenn nicht hauptverantwortlich für das vorentscheidende zweite Gegentor.
Und damit für einen Rückstand, der sich als nicht mehr aufholbar erweisen sollte, und letztendlich das Halbfinal-Aus bedeutete.

Mag krass klingen, ist aber so.
Sehe Neuer daher nicht auf einem Niveau mit Rui Patricio und Gianluigi Buffon, welche für mich als einzige Torhüter der EM 2016 mit Weltklasse-Leistungen überzeugen konnten.

N.B.
Auch Hugo Lloris ist für mich als EM-Keeper besser als Neuer zu bewerten, trotz des finalentscheidenden Gegentores.
Außerdem gibt es noch mehrere EM-Keeper, deren Leistungsniveau ebenbürtig mit jenem von Neuer gewesen ist.

So sehr dies für vergangene Halbjahres-Bewertungszeiträume richtig sein mag, gilt dies ganz sicher nicht für den hier relevanten Bewertungszeitraum 1.Halbjahr 2016.

Wer aktuell gezeigte Schwächen, zu denen sich u.a. auch der CL-Halbfinal-Knockout-Gegentreffer von Antoine Griezmann gesellt, in Bonus-Manier verschleiert, indem er unbestreitbar gezeigte Weltklasse-Leistungen früherer (Halb-)Jahre ohne Abstriche auf ein Nicht-Weltklasse-Halbjahr überträgt, der bewirkt dadurch lediglich eines:

Er diskreditiert den Leistungsanspruch der Weltklasse, und entwertet sie damit.

Auf das Wesentliche reduziert, war es ein einziger Spieler, der Manuel Neuer im Frühjahr/Sommer 2016 binnen weniger Wochen von der Weltklasse hinunter in die internationale Klasse abgeschossen hat.
Erst im CL-Halbfinal-Rückspiel, dann im EM-Halbfinale.

Kann mir nicht helfen, aber schon im Moment der Flanke vor dem Tor zum 0:2 gegen Frankreich hatte ich das Gefühl, die bloße Anwesenheit dieses Killer-Wiesels im Strafraum reichte aus, um in Neuer derart ungute Erinnerungen an das Gegentor von Atletico zu wecken, dass man den Angstschweiß regelrecht aus seinen Poren kriechen sah, und er prompt mit der falschen Hand samt falscher Aktion zum Gegentor auflegte.
Self-fulfilling prophecy in Reinkultur.

Das reicht für jenes Maß an Mitleid, um Neuer zu wünschen, für den Rest seiner Karriere von diesem Spieler verschont zu bleiben.
Sonst landet er am Ende noch beim Seelendoktor auf der Couch, und sein Trauma findet als Griezmann-Neurose Einzug in die einschlägige psychologische Literatur...

Sich stets als "Weltklasse" zu wähnen, fällt nicht weiter schwer.
Stets Weltklasse zu sein, um so mehr.

Zitat von Franz Beckenbauer 1990

Es tut mir leid für den Rest der Welt, aber wir werden in den nächsten Jahren nicht zu besiegen sein.

Unschlagbare Weltklasse sind die Fußballer/Funktionäre, Sportjournalisten und Fans der deutschen N11 gleichermaßen wie jene vom FC Bayern und Borussia Dortmund immerhin was ihre maßlose Selbstüberschätzung betrifft, vergesellschaftet mit an allen Ecken und Enden fehlender Achtung und mangelndem Respekt gegenüber den Leistungen wirklicher Weltklassespieler und -Teams.
Noch krasser als im Fall Manuel Neuer zeigt sich dieses (nicht nur Kicker-) Dilemma in der grotesken Bestrebung, das Innenverteidiger-Pärchen Mats Hummels / Jerome Boateng zum "derzeit besten Innenverteidigerduo der Welt" hochsterilisieren zu wollen.

Wir halten zunächst einmal fest:
Derzeit bedeutet im deutschen Sprachgebrauch itzo den Sommer 2016.
Und der sieht Spanien zwar als dreifachen Serien-Europa-Welt-Europameister entthront.
Nicht aber Deutschland in Spaniens Fußstapfen treten, was bereits der erste klare Fingerzeig auf das deutlich geringere Leistungsniveau der deutschen N11 gegenüber jener der über viele Jahre Titel-erfolgreichen der Spanier ist.

Mag man also auch noch so eitel darauf herumreiten, man sei aber doch immerhin noch der amtierende Weltmeister:
Das ändert nichts daran, dass dieses Team im Sommer 2018 vor Anpfiff der WM faktisch seit 4 Jahren keinen WM/EM-Titel geholt und kein WM/EM-Finale erreicht haben wird; und ab Sommer 2018 erst noch wird beweisen müssen, ob überhaupt, und wenn ja, inwieweit sich der Rückfall vom einmaligen Titel-Ausreißer 2014 zurück in die jahr(zehnt)elange Titellosigkeit Marke 1990 bis 2014 bzw. 1996 bis 2020(+) wird korrigieren lassen.

Damit zur Beurteilung der Leistung des derzeit besten N11-Innenverteidiger-Pärchens Europas.
Genauer gesagt zu deren zu bemessender Leistung des 1.Halbjahres 2016, unter besonderer Berücksichtigung ihrer größten Erfolge, sprich internationaler Titel.

Das Innenverteidiger-Pärchen Portugals für die Europameisterschaft 2016 sollte eigentlich Pepe und Ricardo Carvalho heißen, und dabei blieb es in der Gruppenphase auch.
Doch siehe da:
3 Gegentreffer im letzten Gruppenspiel gegen die Ungarn, und schon wurde der Platz an Pepes Seite frei für Jose Fonte.
Wenig überraschend, zumindest für regelmäßige Beobachter der Premier League.

Der Leistungsnachweis des wie wir heute wissen besten europäischen Nationalelf-Innenverteidigerpaares für das 1.Halbjahr 2016 liest sich so.

Pepe ist Europameister 2016 mit Portugal und Champions League-Sieger 2016 mit Real Madrid.
Er absolvierte 2016 ab dem CL-Achtelfinal-Rückspiel bis zum Finalsieg das komplette Champions League-Programm sowie in der Primera Division 8 der letzten 12 Rückrunden-Spiele für seinen Verein Real Madrid, und spielte auch die EM bis zum Finalsieg komplett durch.

Was ein vom Potential her guter IV der internationalen Klasse wie Jerome Boateng von einem sehr guten IV der internationalen Klasse mit Tendenz zur Weltklasse wie Pepe lernen kann:
Wer als IV zur internationalen Spitzenklasse gehören möchte, bevor er auch nur einen leisen Gedanken daran verliert, sich mit IVs der Weltklasse messen zu wollen, der sorgt zunächst einmal dafür, dass er Verletzungen unter der Saison vernünftig auskuriert und sich von den entscheidenden Spielen im Frühjahr/Sommer fernhält, wenn er aufgrund (noch) fehlender Topp-Fitness das eigene Team schwächt, anstatt ihm zu helfen;
und unterlässt es in diesen alles entscheidenden Spielen vor allen Dingen, die Titelchancen des eigenen Teams durch katastrophale Stellungsfehler und sau.dumme Handelfmeterpfiffe zu gefährden oder gar zunichte zu machen.

Btw
Pepes IV-Partner bei Real, Sergio Ramos, ist zwar seiner N11-Titel entthront, nichts desto trotz aber ebenfalls aktueller Champions League-Sieger 2016.
Wären andere gerne, gelle?

Pepes IV-Partner in der N11 Jose Fonte ist Europameister 2016 mit Portugal und startete mit dem FC Southampton 2016 in der Premier League mit 39 Rückrunden-Punkten (nur 3 Rückrunden-Punkte weniger als der Rückrunden-Beste und Sensations-Meister Leicester City) bis auf Tabellenplatz 5 durch, welcher, nur 3 Punkte (plus Tordifferenz) hinter dem Tabellen-Vierten ManCity auf CL-Qualiplatz 4, die direkte Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League bedeutet.
Jose Fonte absolvierte 18 (davon 17 über die vollen 90 Minuten) der 19 Premier League-Rückrundenspiele für seinen Club aus Südengland mit Bestnoten, und sah dabei - als Innenverteidiger (!!) - nicht eine einzige (!!!) Gelbe Karte.
Bei der EM sah Jose Fonte die erste und einzige Gelbe Karte in der 119.Minute des Finales.

Womit beim Namen genannt ist, was ein vom Potential her guter IV der internationalen Klasse wie Mats Hummels von einem sehr guten IV der internationalen Klasse wie Jose Fonte lernen kann:
Wer als IV seine Mannschaft nicht in entscheidenden Momenten schwächen möchte, der sorgt zunächst einmal dafür, dass er schleunigst seine fäulnisbeschleunigende Denke von den vermeintlich ewig grünen Meriten eines unanstastbaren Weltmeisters ablegt, und im Gefolge seine mit dieser Denke einhergehende unangebrachte Zwei"kampf"-Arroganz;
arbeitet alsdann daran, sein Zweikampfverhalten sowohl defensiv (Bundesliga/EC seit 2014 und EM 2016) als auch offensiv (z.B. Viertelfinale WM 2014 ---> nicht abgepfiffenes irreguläres Kopfballtor nach Foul an Varane, das exakt gleiche Offensiv-Foul bei der EM 2016 dann wiederholt abgepfiffen) dahingehend zu verbessern, dass er es ohne jene - oft dummen - Fouls bestreitet, welche in zu vielen Fällen Schiedsrichterpfiffe und Gelbe Karten nach sich ziehen;
und vermeidet derart dumme Fouls vor allen Dingen dann, wenn er doch weiß, dass die Summe seiner Gelben Karten eine Sperre in einem sehr wichtigen Spiel nach sich zieht.

Es wäre vermessen, Pepe und Jose Fonte nur aufgrund ihres unstrittigen Status als bestes europäisches N11-IV-Paar automatisch zum weltbesten N11-IV-Paar küren zu wollen.
Da stünde zunächst einmal eingehender Halbjahres-Leistungsabgleich mit IV-Pärchen der Nationalmannschaften anderer Kontinente davor, bevor man das zu beurteilen sich zutrauen könnte.
Hingegen können wir bei der Suche nach dem derzeit weltbesten N11-Innenverteidiger-Pärchen die beiden IV der deutschen N11 getrost vergessen, werden sie doch bereits auf europäischer Ebene derzeit locker übertrumpft.

Weder Boateng noch Hummels gewannen 2016 einen internationalen Titel.
Keiner von beiden schaffte es 2016 überhaupt erst in ein internationales Finale.

Boatengs Titel 2016 beschränken sich auf die nationalen Grenzen.
Im zu bewertenden Zeitraum = Rückrunde 2015/16 kam er in der CL nur im Halbfinal-Rückspiel gegen Atletico Madrid zum Einsatz und vergeigte den Finaleinzug prompt (fast) im Alleingang; auch zum Gewinn der Meisterschaft konnte er kaum etwas beitragen, kam er in der Bundesliga verletzungsbedingt doch in nur 2 der letzten 16 Rückrundenspiele 2016 zum Zuge; seine DFB-Pokal-Mitwirkung beschränkte sich auf das Finale.
4 Pflichtspiele in Vereinswettbewerben im zu bewertenden Zeitraum:
Allein das reicht als Kriterium, von einer Halbjahres-Beurteilung in seinem Fall grundsätzlich abzusehen, zumal eine solche "Beurteilungs"-Farce einen Schlag mitten ins Gesicht all jener Spieler bedeutet, welche in bis zu oder sogar mehr als 20 Rückrunden-Pflichtspielen zum überwiegenden Teil überzeugende Leistungen auf den Platz gebracht haben.
Welcher Mensch, der Wert darauf legt, von anderen ernst genommen zu werden, wollte sich schon der Lächerlichkeit preisgeben, eine Halbjahresbewertung vorzunehmen, welche sich bei Licht betrachtet auf nichts anderes als auf monatelang verpasste Pflichtspiele stützen muss?
Dazu dieser tödliche Mittellinien-Stellungsfehler-Blackout ausgerechnet gegen einen so gnadenlosen Verwerter wie Antoine Griezmann, der samt Neuers passivem Gegentor-Kassierverhalten das CL-Aus gegen Atletico besiegelte.
Das Ganze "gekrönt" von diesem völlig unmotivierten Handelfmeter im Viertelfinale, nach welchem sich niemand über ein vorzeitiges EM-Aus gegen Italien hätte beschweren dürfen.

Hummels errang 2016 überhaupt keinen Titel.
Er war nicht in der Lage, insbesondere die Abwehr seines Teams beim EL-Aus in Liverpool mit der Souveränität eines guten Kapitäns zu führen, was gleich 4 Gegentore nach sich zog.
Bei allem, was 2015/16 über den Liga- und Pokal-Alltag hinausging, wurden Hummels seine Grenzen aufgezeigt.
Nicht selten selbst im Alltag, wenn man an unsägliche Szenen wie jene gegen Ingolstadt denkt.
Unter dem Strich lieferte Hummels keine deutlich bessere Leistung ab als ein Matip oder Christensen (Tah lasse ich dabei bewusst außen vor).

Was gibt es inclusive der EM an diesem Duo noch zu bewerten?
Keine durchgängig gelieferten Rückrunden-Leistungskriterien im Verein, keine durchgängig gelieferten Leistungskriterien 2016 in der N11, und die Summe all dessen soll auch noch als beste IV-Duo-Leistung der Welt herhalten müssen?
Wie weltfremd muss man sein, und wie leistungsverachtend gegenüber dem, was Spieler wie Jose Fonte, Koscielny & Co ein geschlagenes Halbjahr lang Woche für Woche, meist im 3-Tages-Rhythmus, in ihren Teams eingebracht haben?

Wie gehabt ist eine große Klappe hierzulande wichtiger für eine gute Bewertung, als die monatelang kontinuierlich erbrachte Leistung auf dem Platz.
Himmel hilf, Rudel deutscher Großschnauzen gesichtet...