Zwischen den Jahren einige über die Saison 2017/18 hinausgehende statistische Daten und Auffälligkeiten
Eine immer wieder gestellte Frage zielt darauf ab, ob man Rückschlüsse aus sich über einen längeren Zeitraum erstreckenden statistischen Erhebungen der Bundesligisten ziehen kann, bzw. ob sich daraus Wahrscheinlichkeiten von Entwicklungen für kommende Jahre ableiten lassen.
Um diese Frage mit einem klaren Ja beantworten zu können, muss man zwei Umstände in seine Überlegungen einbeziehen.
Zum Ersten und wichtig zu wissen ist, dass rein chronologisch erhobene Statistikdaten wie nach Jahrgängen summierte Saisontabellen kaum Aussagekraft über die Kräfteverhältnisse der einzelnen Vereine zulassen, weil rein chronologisch erhobene Statistiken nur für jene Vereine die komplette Zahl aller im Erhebungszeitraum erfassten Spiele ausweisen, welche auch über den kompletten Erhebungszeitraum in der Bundesliga gespielt haben.
Aus solchen Statistiken abgeleitete rein chronologische Tabellen überhöhen die (oftmals vermeintlichen) Leistungen von Vereinen, welche (fast) alle Spiele im Erhebungszeitraum absolviert haben, und werten die Leistungen jener Vereine am meisten ab, welche im erfassten Zeitraum die wenigsten Spiele absolvieren konnten.
Dies gilt insbesondere für die sogenannte 'Ewige Tabelle', deren Datensätze von Ausnahmen abgesehen nicht nur kaum Aussagekraft über die Leistungsentwicklung einzelner Vereine hergeben, sondern mittlerweile nicht einmal mehr das Leistungsbild der letzten 20 bis 25 Jahre wiederzuspiegeln in der Lage sind.
Dies belegt exemplarisch die jahrzehntelang abfallende Leistungskurve des Tabellen-Dritten der 'Ewigen Tabelle', HSV, dessen anhaltende Stagnation auf Relegationsplatz-Niveau den 3.Platz dieser Tabelle zu einer Karikatur seiner selbst verkommen lässt.
Zum Zweiten kann man aus sich über längere Zeiträume erstreckenden Datensätzen zwar sowohl grundsätzliche Aussagen über das durchschnittliche Leistungsvermögen einzelner Bundesligisten als auch über deren langjährige Leistungsentwicklung treffen, jedoch lassen sich weder kurzzeitige Höhenflüge noch Einbrüche bis hin zu Abstiegen in jedem einzelnen Fall absehen.
Noch schlechter sind langfristige Entwicklungen von Bundesliga-Aufsteigern abzuschätzen, welche absolute Bundesliga-Neulinge sind, d.h. welche noch nie zuvor in der Bundesliga gespielt haben.
Während für Bayer 04 Leverkusen (seit dem ersten Bundesligaaufstieg 1979 im 39. Jahr ununterbrochen dabei) und den VfL Wolfsburg (seit dem ersten Bundesligaaufstieg 1997 im 21. Jahr ununterbrochen dabei) inzwischen reichlich und für die TSG 1899 Hoffenheim (seit dem ersten Bundesligaaufstieg 2008 im 10. Jahr ununterbrochen dabei) für eine fast komplette Dekade verwertbare Daten vorliegen, ist das 'statistische Futter' für einen Verein wie aktuell etwa RB Leipzig mit seinen gerade einmal 51 absolvierten Bundesligaspielen viel zu dürftig, um daraus wie auch immer geartete Rückschlüsse ableiten zu können / zu wollen.
Für belastbare Aussagen gilt es also, Statistikmaterial so zusammenzustellen, dass die Daten der Vereine sich über längere, jedoch nicht zu lange Zeitabschnitte erstrecken; aber auch unterschiedlichene Zeiten der Bundesligazugehörigkeit der Vereine berücksichtigen, d.h. sich über für alle Vereine gleich lange Zeitabschnitte erstrecken.
Eine der interessanten statistischen Erhebungen überhaupt mit starker Aussagekraft ist z.B. die folgende, welche die jeweils letzten 340 Bundesligaspiele jener aktuellen Bundesligisten umfasst, die in der Summe mindestens 10 Jahre lang in der Bundesliga gespielt haben.
Dies beschränkt sich auf 16 der 18 aktuellen Bundesligisten, da die Daten vom FC Augsburg (221 Spiele in 6½ Spielzeiten) und RB Leipzig (51 Spiele in 1½ Spielzeiten) für die definierte Größenordnung von 340 absolvierten Spielen (noch) nicht statistisch relevant verarbeitet werden können.
Tabelle der letzten 340 Bundesligaspiele Stand 28.12.2017
Jahre Spiele Siege Remis Niederl. Tore+ Tore- Tordiff. Punkte Verein
1. 10 340 243 57 40 816 257 559 786 Bayern München
2. 10 340 187 83 70 686 378 308 644 Borussia Dortmund
3. 10 340 161 84 95 595 431 164 567 Bayer 04 Leverkusen
4. 10 340 157 75 108 528 412 116 546 Schalke 04
5. 10 340 140 88 112 546 485 61 508 VfL Wolfsburg
6. 10 340 131 80 129 485 477 8 473 Borussia Mönchengladbach _1)
7. 10 340 132 69 139 518 537 -19 465 VfB Stuttgart _1)
8. 10 340 116 100 124 517 519 -2 447 TSG 1899 Hoffenheim _4)
9. 10 340 115 94 131 439 480 -41 439 FSV Mainz 05 _2)
10. 10 340 114 91 135 530 576 -46 433 Werder Bremen
11. 10 340 115 82 143 421 498 -77 427 Hertha BSC Berlin _2)
12. 10 340 117 75 148 462 571 -109 426 Hannover 96 _1)
13. 10 340 112 84 144 415 520 -105 420 Hamburger SV
14. 10 340 107 92 141 419 521 -102 413 Eintracht Frankfurt _1)
15. 10 340 96 87 157 393 588 -195 363 SC Freiburg _3)
16. 10 340 89 88 163 379 541 -162 355 1.FC Köln _3)
Die nicht fußnotenmarkierten 7 Vereine spielen seit der Saison 2007/08 ununterbrochen in der Bundesliga. Ihr Erfassungszeitraum der statistischen Erhebung beginnt mit dem 18.Spieltag (= Rückrunde) der Saison 2007/08 und endet mit dem 17.Spieltag der laufenden Saison.
_1) Borussia Mönchengladbach spielte in der Saison 2007/08 nicht in der Bundesliga, Eintracht Frankfurt nicht in der Saison 2011/12, der VfB Stuttgart und Hannover 96 nicht in der Saison 2016/17. Bei diesen 4 Vereinen beginnt der Erfassungszeitraum der statistischen Erhebung mit dem 18.Spieltag (= Rückrunde) der Saison 2006/07 und endet mit dem 17.Spieltag der laufenden Saison.
_2) Mainz 05 spielte in den 2 Saisons 2007/08 und 2008/09 nicht in der Bundesliga, Hertha BSC in den 2 Saisons 2010/11 und 2012/13 nicht. Bei diesen 2 Vereinen beginnt der Erfassungszeitraum der statistischen Erhebung mit dem 18.Spieltag (= Rückrunde) der Saison 2005/06 und endet mit dem 17.Spieltag der laufenden Saison.
_3) Der SC Freiburg spielte in den 6 Saisons 2002/03, 2005/06 bis 2008/09 und 2015/16 nicht in der Bundesliga, der 1.FC Köln nicht in den 6 Saisons 2002/03, 2004/05, 2006/07 bis 2007/08 und 2012/13 bis 2013/14. Bei diesen 2 Vereinen beginnt der Erfassunsgzeitraum der statistischen Erhebung mit dem 18.Spieltag (= Rückrunde) der Saison 2001/02 und endet mit dem 17.Spieltag der laufenden Saison.
_4) Die TSG Hoffenheim hat bislang erst 323 Bundesligaspiele bestritten.
Die statistische Begradigung erfolgt dadurch, dass die Bilanz für die Anzahl der Spiele, Siege, Remis, Niederlagen, Tore+, Tore- und Punkte der fehlenden 17 Bundesligaspiele jeweils durch die Formel a + (a / 323 × 17) hochgerechnet wird.
Vier Auffälligkeiten dieses Tableaus lassen sich in prägnante Aussagen verpacken.
1. Die seit Jahrzehnten omnipräsente Dominanz des FC Bayern schreibt sich fort - wenn der Mond nicht auf München stürzt auch in den kommenden Jahr(zehnt)en.
2. Ähnliches gilt für die Besetzung des oberen Tabellendrittels. Nur sehr wenige Vereine, nämlich solche, die sowohl seit mindestens 10 Jahren nicht abgestiegen sind als auch eine positive Tordifferenz in einem solchen Tableau aufweisen, qualifizieren sich regelmäßig für EC-Teilnahmen - auch in Zukunft.
3. Die Chance, einen jahrelangen Existenzkampf ohne Abstiege zu überstehen, bietet sich nur solchen Vereinen, die zuvor jahrzehntelang nicht abgestiegen sind.
4. Dass sich abgeschlagen mit weit weniger als 400 Punkten auf den letzten beiden Plätzen in diesem Tableau zwei Vereine wiederfinden, welche in 6 der vergangenen 16 Spielzeiten (= 37,5%) deshalb um ein Vielfaches länger als fast alle anderen gelisteten Vereine kein Bundesligist waren, weil sie innerhalb dieser 16 Jahre 3 mal bzw. 4 mal aus der Bundesliga abgestiegen sind, ist kein Zufall.