Nicht allen gefällt das. Nicht mal allen Russen. Wer wie ich russische Kollegen im Arbeitsteam hat, blickte heute morgen nicht nur in glückliche Gesichter. Die leben hier in Deutschland und haben ihre eigene Meinung, und teilweise stehen ihre Brüder und Cousins jetzt irgendwo im "Friedenseinsatz".
In Leverkusen haben wir mit Lunev auch einen russischen Spieler und mit Azmoun einen Neuling mit starken Verbindungen nach Russland. Die werden heute morgen auch nicht mit dem breitesten Grinsen auf dem Trainingsplatz stehen.
Eine unfassbare Lage, die alle Befürchtungen der letzten Wochen bestätigt, alle Lügen und alle Ausreden des Kremls entlarvt. Was ist das für eine Denkweise, in einer Situation, da die ganze Welt durch eine Pandemie ächzt, noch einen draufzusetzen und die vermutliche Schwäche der "anderen Seite" für eine solche Eskalation zu nutzen.
Was für eine Denkweise? Die Denkweise eines Feindes. Welch unerträglicher Gedanke für uns friedensverwöhnte Europäer, wieder einen waschechten, tödlichen Feind vor der Haustüre zu haben. Ein Feind der bereit ist, Gewalt anzuwenden, um seine bizarre Weltsicht durchzusetzen - wenn er glaubt, damit durchzukommen. Ein Feind, gegen den von nun an nur noch Abschreckung und Androhung von Gegengewalt helfen wird. Ein Feind, gegen den man verlieren kann - und wird - wenn die fragile Geschlossenheit der eigenen Seite bröckelt. Was passiert denn, wenn in Frankreich der FN die Wahl gewinnt und in den USA bald wieder Trump?
Es steht zu befürchten, dass die Welt sich nach dem heutigen Tage noch stärker verändern wird, als sie das durch die Pandemie getan hat. Vielleicht - hoffentlich! - nicht so direkt und krass und sichtbar (außer natürlich für die Männer, Frauen und Kinder, die ab heute in der Ukraine ermordet werden), aber mittelfristig vermutlich nachhaltiger. Willkommen in der Welt unserer Väter und Großväter. Besten Dank, Vladimir Vladimirowitch. Du Arschl*ch.