Fußball-Europapokal

  • Die medialen Saisonabgesänge begannen am 28. März 2023 anlässlich der ersten Heimpleite einer deutschen N11 gegen Belgien nach sage und schreibe 113 Jahren.

    Die endgültige Beerdigungszeremonie des deutschen Fußballs folgte nur 2 Wochen später auf dem Fuße, nach den EC-Viertelfinal-Hinspielen am 12. (CL) und 13. (EL) April.

    Das 0:3-Desaster des FC Bayern bei Manchester City und das magere Heim-1:1 der Werkstruppe gegen den (schon wieder!) belgischen Underdog Union SG ließen keine Fragen offen.


    Mit dem 1:1 im CL-VF-Rückspiel gelingt den Bajuwaren tatsächlich das Triple, allerdings ein völlig unerwünschtes: Zum dritten mal in Folge scheiden sie im CL-Viertelfinale aus.

    Nur die Komplexität der deutschen Sprache ermöglicht es Kahn, Salihamidzic & Co, sich nichtsdestotrotz zum Trainerwechsel beglückwünschen zu dürfen; ist nach dem DFB-Pokal nunmehr doch das bereits zweite Saisonziel nicht mehr in Gefahr.

    Was das Rauschen im Blätterwald betrifft, war es das dann auch endgültig mit der Herrlichkeit des deutschen Fußballs, das am Tag danach vorprogrammierte EL-VF-Scheitern der notorisch erfolglosen Pillendreher verkommt zur nicht weiter beachtenswerten Fußnote.


    Doch siehe da, mit dem 4:1-Rückspielsieg in Brüssel ersteht der scheintot Geschrie(b)ene wie Phoenix aus der Asche.

    Als einziger deutscher Verein schafft er es sensationell in ein EC-Halbfinale, die kollektive Exhumierung indessen bleibt aus.

    Was nicht weiter verwundern sollte, denn für den überwiegenden Rest der deutschen Medien und Fans ist es schlicht und ergreifend der - ganz! - falsche Verein.


    Es ist weit mehr als das, es ist der deutschen Boulevardmedien und -fans absoluter worst case.

    Ausgerechnet diesem ganz und gar falschen Verein als letzter deutscher EC-Hoffnung die Daumen drücken zu müssen.

    Das geht gar nicht, und die Daumen werden mit dem Mute der Verzweiflung gedrückt, auf dass Vizekusen im HF aber so was von abkacken, und bloß nicht wie weiland 1988 ins Finale einziehen möge.

    (Ausgenommen selbstredend die wie immer in Fußball-Deutschland aus allen Löchern kriechenden Trittbrettfahrer, wie auch jene von RTL, weil sie als unfreiwillig exklusiver Bayer 04-Live-Sender gar nicht anders können.)


    Wunschgemäß hätten es doch die verhinderten CL-Helden aus Bayerns urgemütlicher Oktoberfest-Metropole sein sollen, denen man gern weiter die Daumen hat drücken wollen.

    Nach dem Rückspiel-Wunder gegen City in der Arena mit dem Namen des bis 1949 in Berlin ansässigen, zu keinem Zeitpunkt namensgebenden, und erst seit gut 20 Jahren geldgebenden Versicherungskonzerns.

    Statt dessen "nur" die EL, und zu allem Unglück auch noch der Club des verhassten weil sowohl seit 1863 in der Bergischen Region ansässigen, wie seit 1904 auch namensgebenden, als seit 1907 auch geldgebenden, sowie seit 1956 auch Arenen-stiftenden Chemiekonzerns.


    Immer dran denken, wir leben hier in Deutschland, und da wird eine historisch derart tief vor Ort verwurzelte und daher auch finanziell zu 100% authentische Identifikation mit dem Fußball als äusserst störend empfunden.

    Fußball-Geld darf hierzulande überall herkommen, klar doch durch verschiedenste Halter von Clubanteilen, diverse Sponsoren, gern auch durch Schuldverschreibungen der Öffentlichen Hand, oder schwarz, oder anderweitig illegal.

    Aber doch nicht bis auf den Cent genau für jedermann in den Bilanzen ersichtlich, und das auch noch als ortsansässiger Ewigkeits-Namensgeber für den Verein, so etwas tritt die deutsche Fake-Definition von "Fußball-Tradition" mit Füßen.


    Denn es bedingt ja, dass die dortigen Verantwortlichen etwas verdammt gut davon verstehen müssen, wie man statt kreisender Pleitegeier schwarze Zahlen anlockt; igitt, igittigitt!

    Komisch, in den benachbarten Niederlanden lobt man besagte deutsche Werkself wie den eigenen der nur zwei wirklich authentischen Vereine Europas auf EC-Niveau, Philips SV (PSV) Eindhoven von 1913, in den höchsten Tönen.

    Wobei die W11 von den Medien und Fußballfans in ganz Europa und auf allen anderen Kontinenten sehr geschätzt wird; was eine Menge über das den Fußball betreffende deutsche Welt- und Meinungsbild aussagt, wenn auch nichts Gutes.


    So wertvoll jeder Achtungserfolg für Bayer 04 also auch sein mag, dem deutschen Fußball dürfte er wenig nutzen.

    Selbst ein EL-Finale oder gar der EL-Titel der Werkself könnte nicht über die eklatante deutsche EC-Schwäche hinwegtäuschen.

    Hat doch schon der Frankfurter EL-Titelgewinn der Vorsaison dem Großteil des 2022/23er EC-Achterfeldes der Bundesliga Null Schubkraft verleihen können.


    Leverkusen, Frankfurt, Leipzig, Dortmund und am VF-Ende auch die Bayern rissen in der CL keine Bäume aus.

    Union Berlin und Freiburg in der EL ebenso wenig, ohne die Werkself als CL-Absteiger wäre längst Schicht im EL-Schacht.

    Vom deutsche Clubs angeblich "unterfordernden" neuen UECL-Wettbewerb ganz zu schweigen, sowohl 2021/22 als auch 2022/23 schied der teilnehmende Bundesligist bereits in der jeweiligen Gruppenphase aus.


    Betreffs der Hoffnung, dass (ab) 2023/24 endlich EC-Besserung für die Bundesliga in Sicht sein möge, sind erhebliche Zweifel angebracht.

    Bewertet man die laufende Saison nämlich als Spiegelbild der Gesamtentwicklung, so dürften die EC-Träume deutscher 50+1-Clubs, von Ausnahmen abgesehen, wohl eher früher als später platzen.

    Woher auch sollten die finanziellen Mittel kommen, mit denen die immer weiter aufreißende Kluft zu den von Öligarchen fremdfinanzierten Aufkäufern sämtlicher Topp-Kicker geschlossen werden könnte...