Niederlage für Holzhäuser
VON THORSTEN MOECK, 01.06.07, 20:42h
Köln - Als sich nach rund vier Stunden die Türen des Konferenzraums im Erdgeschoss eines feinen Kölner Hotels öffneten, wirkte Wolfgang Holzhäuser nicht wie ein Mann, der gerade eine Niederlage erlitten hat. In einer außerordentlichen Versammlung hatten die 36 deutschen Fußball-Profivereine mehrheitlich entschieden, dass der Präsident des Ligaverbandes der Deutschen Fußball-Liga (DFL) auch künftig von den Vereinen und nicht vom eigenen Vorstand gewählt wird. Holzhäuser, der nach dem Tod von Werner Hackmann die Leitung des Ligaverbandes übernommen hat, wollte nach Angaben einiger Versammlungsteilnehmer offenbar genau dies verhindern. Damit steigen nun offenbar die Chancen von Reinhard Rauball, Präsident von Borussia Dortmund, im August zum Liga-Chef gewählt zu werden.
Der Ligaverband hatte sich alle Mühe gegeben, das außerplanmäßige Treffen nicht in einem Kampf um Namen und Kandidaten ausarten zu lassen. Stattdessen durften Vertreter einer Unternehmensberatung ein „Masterprofil“ des neuen Ligapräsidenten präsentieren, das sie auf Grundlage der Befragung in den Bundesligaklubs erarbeitet haben. „Mehr Transparenz und Neutralität sollen mit dem Amt verbunden sein“, sagte Christian Seifert, Vorsitzender der DFL-Geschäftsführung. In den kommenden Wochen soll Seifert mit Hilfe von zwei Mitgliedern des Vorstands einen geeigneten Bewerber suchen. Es schade nicht, wenn diese Person aus dem Fußballgeschäft komme.
Wolfgang Holzhäuser sähe am liebsten einen Kandidaten, der nicht gleichzeitig in einem der 36 Profiklubs beschäftigt ist. „Eine Kopplung von Verein und Verband halte ich alleine arbeitsmäßig nicht für günstig“, sagte Holzhäuser. Er selbst stehe als Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen deshalb nicht für den Posten zur Verfügung. Mit seiner Argumentation steht Holzhäuser offenbar ziemlich alleine da. „Das ist seine private Meinung und nicht die des Vorstandes, ich wünsche mir, dass er den Unterschied künftig deutlicher macht“, sagte Andreas Rettig, Manager des FC Augsburg und Vorstandsmitglied des Ligaverbandes. Derzeit hegt Holzhäuser den Wunsch, dass sich die Vereine im Vorfeld der Generalversammlung auf einen Kandidaten einigen könnten, um eine Kampfabstimmung zu vermeiden.
Als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nahm auch Theo Zwanziger an der Versammlung teil. Die Suche nach einem neuen Ligaverbands-Präsidenten betrachtete er mit größtmöglicher Neutralität, er war gekommen, um den Vereinen ein unverhofftes Geldgeschenk zu bereiten. Denn von den Einnahmen der Fußball-WM 2006 in Höhe von rund 100 Millionen Euro wird die DFL die Hälfte abbekommen. 25 Millionen Euro sollen gleichmäßig zwischen den 36 Vereinen der ersten und zweiten Liga und den vier Zweitligaabsteigern verteilt werden. Die übrigen 25 Millionen Euro erhalten die Klubs proportional zur Zahl der von ihnen abgestellten Nationalspieler. Für den 1. FC Köln bedeutet dies eine Einnahme von rund einer Million Euro, für Bayer 04 Leverkusen ist es noch mehr.
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