Im Blickpunkt: Bayer 04 Leverkusen II
Endlich geht es los! Nach neunwöchiger Winterpause und einem weiteren fußballfreien Wochenende spielen die Lila-Weißen am Freitagabend (19.00 Uhr) gegen Bayer Leverkusen II. Das Spiel ist bereits zu Wochenbeginn in die BayArena verlegt worden, so dass die Austragung ungefährdet ist. Auch die Leverkusener brennen auf das Spiel, denn ihr Auftaktspiel am vergangenen Wochenende beim Spitzenreiter Holstein Kiel musste ebenfalls abgesagt werden.
Im Hinspiel Anfang August leistete der VfL noch Aufbauhilfe in der osnatel-Arena und kam über ein 1:1 gegen den Aufsteiger nicht hinaus. In dieser Saisonphase zahlte das junge Team von Ulf Kirsten eigentlich noch fleißig Lehrgeld, doch erst ein Hammer von de Jong in der zweiten Hälfte bewahrte den VfL vor einer echten Pleite. Er glich den Führungstreffer von Schnitzler aus, der Bayer überraschend in Führung gebracht hatte.
Mittlerweile haben sich die Bayer-Youngster prächtig an das Regionalliga-Tempo gewöhnt, belegen mit 22 Punkten einen guten 12. Platz und haben sogar drei Punkte Abstand zum ersten Nichtabstiegsplatz. Eine tolle Entwicklung, wenn man bedenkt, dass Bayer II erst am 7. Spieltag den ersten Sieg feiern konnte (4:1 gegen Köln II), am 10. Spieltag Vorletzter in der Tabelle war und erst am 19. Spieltag erstmals der Sprung aus den Abstiegsrängen gelang. Das Highlight der Hinrunde war mit Sicherheit der sensationelle 6:2-Kantersieg gegen den bis dahin souveränen Tabellenführer VfB Lübeck am 13. Spieltag. Die letzten drei Spiele vor der Winterpause blieb das Kirsten-Team ungeschlagen. In Münster wurde 3:1 gewonnen, in Chemnitz gab es ein 3:3 und zum Abschluss wurde Carl-Zeiss Jena mit 2:1 bezwungen.
Wie eigentlich alle Nachwuchsteams pflegt Bayer den Fußball auf einem hohen technischen und spielerischen Niveau. Immerhin erzielte das Team bereits 34 Tore. Insbesondere die Mittelfeldspieler Röttger (8 Tore) und de Wit (6 Tore) zeichneten sich durch ihre Treffsicherheit aus. Vor allem der erst 18jährige Pierre de Wit erfreute das Trainergespann Kirsten/Dreher (ehemaliger Bundesligakeeper) durch eine starke Vorrunde und glänzte zudem als Spielgestalter und Vorbereiter. Noch etwas naiv reagierte Bayer in der Defensive. 36 Gegentreffer sind in der Liga lediglich von Chemnitz und Köln überboten.
Der Kader geht nahezu unverändert in die Restsaison. Lediglich Rene Schnitzler ging zurück zu Mönchengladbach II. Sascha Dum und Tom Starke schlossen sich Vereinen der zweiten Liga an, kamen bisher aber nur vereinzelt zum Einsatz. Aus der eigenen U 19 rücken Köse und Falkenberg nach. In der Vorbereitung absolvierte Bayer II ein einwöchiges Trainingslager dort, wo eigentlich gerne der Saisonabschluss begossen wird, in El Arenal auf Mallorca. „Ein perfektes Trainingslager“ schwärmte Kirsten im Anschluss über die sehr guten Trainingsbedingungen und über das Engagement seiner Mannschaft. Ein Sonderlob erhielten Abwehrspieler Cozza (bisher 19 Einsätze) sowie Lartey (bisher 12 Einsätze mit 4 Toren), denen Kirsten eine gute Fortentwicklung attestiert. Zwei Freundschaftsspiele gegen die spanischen Drittligisten UD Poblense (1:1) und UD Arenal (3:1) wurden bestritten. Des weiteren erzielte Bayer ein achtbares 1:1 in Bielefeld und abschließend ein standesgemäßes 4:0 gegen den Landesligisten Baumberg.
ph
Interview mit Ulf Kirsten
Er gehört nicht nur zu den Kultfiguren des deutschen Fußballs, sondern auch zu den erfolgreichsten Torschützen, welche die Bundesliga je hatte. Seit Beginn der Saison trainiert Ulf Kirsten die Amateure von Bayer Leverkusen, die am Freitag den VfL Osnabrück empfangen. vfl.de sprach mit Kirsten im Vorfeld der Partie über die Lage der Dinge.
vfl.de: Hallo, Herr Kirsten! Der Saisonstart – kein Sieg aus den ersten sechs Spielen – verlief ja nicht so erfreulich. Aber dann hat ihr Team Lübeck mit 6:2 nach Hause geschickt und aus den letzten drei Partien sieben Punkte geholt. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Ulf Kirsten: Wir hatten zu Saisonbeginn große Umstellungsprobleme und sind wirklich nicht gut gestartet. Einige Spieler mussten sich erst an die Situation in der Regionalliga gewöhnen, aber das ist auch kein Wunder, da wir die mit Abstand jüngste Mannschaft stellen. Mittlerweile wissen die Spieler, worauf es ankommt, und halten viel besser dagegen. Insofern bin ich zufrieden, besonders mit den zuletzt gezeigten Leistungen.
vfl.de: Ihr Engagement als Trainer der Zweiten Mannschaft hat manche Beobachter überrascht. Haben Sie selbst Ihre Entscheidung im letzten halben Jahr schon einmal bereut?
Ulf Kirsten: Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich zwar nicht darum beworben, sondern bin mehr oder weniger gedrängt worden. Aber das war dann absolut die richtige Entscheidung, mir macht die Arbeit hier viel Spaß.
vfl.de: Mit dem 18jährigen Pierre De Wit, der aus der eigenen Jugend kam und bereits sechs Treffer erzielt hat, verfügen Sie über einen hoffnungsvollen Perspektivspieler. Welcher Ihrer Akteure gehört noch in diese Kategorie?
Ulf Kirsten: Cataldo Cozza zum Beispiel, aber auch Thomas Hübener, der mit 23 Jahren ja schon fast der Älteste ist. Auch Marcel Reichwein traue ich noch einiges zu, aber Potenzial haben natürlich alle Spieler. Wofür es letztlich bei jedem einzelnen reicht, wird man abwarten müssen.
vfl.de: Was ist Ihre wichtigste Aufgabe bei Bayer Leverkusen? Geht es nur um den Klassenerhalt?
Ulf Kirsten: Nein, in erster Linie müssen wir Spieler für den Lizenzkader ausbilden, und es wäre schon schön, wenn zwei oder drei den Sprung schaffen könnten. Der Klassenerhalt rangiert erst dahinter, aber wir wollen ihn natürlich trotzdem unbedingt schaffen. Für Spieler und Trainer ist das eine echte Herausforderung.
vfl.de: Thomas Doll war zunächst auch Trainer der HSV-Amateure. Könnten Sie sich eine ähnliche Beförderung vorstellen?
Ulf Kirsten: Vorstellen kann ich mir das durchaus. Vielleicht nicht gerade in Leverkusen, ich weiß auch gar nicht, ob ich hier die entsprechende Lobby hätte. Aber mittel- und langfristig wäre es reizvoll, auch mal in der 2. Liga oder noch eine Etage höher zu trainieren.
vfl.de: Das Hinspiel in Osnabrück endete 1:1. Wird es am Freitag ein weniger diplomatisches Ergebnis geben?
Ulf Kirsten: Wir sind auch diesmal der Außenseiter, und Osnabrück ist der Aufstiegskandidat. Die Voraussetzungen sind also ähnlich, aber wir haben uns schon in Osnabrück gut verkauft und streckenweise sogar das bessere Team gestellt. Warten wir´s mal ab - Wir wollen auf jeden Fall am Freitag punkten.
vfl.de: Vielen Dank für das Gespräch!
ts