Trotz Ausfällen und englischer Wochen punktet BAYER 04 in beeindruckender Beständigkeit. Gegen Augsburg ist dabei der zweite Anzug entscheidend.
Es war kein Glanzstück. Und trotzdem – oder gerade deswegen – sorgte der 2:1-Erfolg gegen den FC Augsburg für Zufriedenheit im Leverkusener Lager. Setzte die Elf von Sami Hyypiä doch einen Meilenstein Richtung direkter Champions-League-Qualifikation. „Bei der Spieltagskonstellation war das ein wichtiger Schritt. Das hat den Abstand wunderbar nach hinten vergrößert“, bewertet Kapitän Simon Rolfes den Dreier angesichts der Schalker Niederlage.
Dass Bayer 04 elf Zähler vor Königsblau rangiert, ist bemerkenswert. „Dass wir so klar diesen Platz innehaben, war nicht zu erwarten“, stellt Sportdirektor Rudi Völler zufrieden fest, mahnt aber davor nachzulassen: „Schalke und Wolfsburg werden unsere Konkurrenten sein, dazu noch Überraschungsmannschaften wie Gladbach oder Hertha. Wir dürfen uns nicht auf der Situation ausruhen.“ Viel Zeit dafür blieb zuletzt ohnehin nicht. So musste das Team gegen Augsburg an die Grenzen gehen. Dass Bayer 04 eine Willensleistung vollbrachte, sieht Völler als Qualitätsmerkmal: „Die Mannschaft musste beißen und fighten. Das hat sie toll gemacht. Das spricht für uns.“ Hyypiä ergänzt: „Die Mannschaft hat sehr viel mentale Kraft und Charakter gezeigt.“
Und das mit einer Elf, der mit den verletzten Lars Bender und Stefan Reinartz zwei Stammspieler im Dreier-Mittelfeld fehlten. „Wir sind in der Breite besser aufgestellt als zuvor“, weiß Völler. Den besten Beleg dafür lieferte der Siegtreffer, den der eingewechselte Robbie Kruse vorbereitete und den Emre Can als sein erstes Bundesligator für Bayer 04 verbuchen durfte. Hyypiä kann reagieren. Trotz der Ausfälle. Die Verpflichtung von U-21-Nationalspieler Can „war genau diesem Umstand geschuldet“, erklärt Völler. So sind Kraftakte wie der gegen Augsburg möglich. Dabei wäre Can in der Endphase beinahe nicht mehr auf dem Platz gestanden, wie Hyypiä verrät: „Alle haben sehr viel investiert in der zweiten Halbzeit, Emre auch. Wir hätten ihn fast ausgewechselt, weil wir dachten, dass er kaputt ist. Aber er hat gesagt: Es geht noch.“ Und wie.
Rolfes lobt den Spirit: „Emre wollte das Tor unbedingt machen. Die Mentalität hat für uns den Siegtreffer erzielt.“ Diese und ihr spielerisches Potenzial hat die Werkself als dritte Kraft in der Liga etabliert, wie der erneut starke und treffsichere Rolfes betont: „Klar. Letztes Jahr waren wir knapp hinter Dortmund und klar vor Schalke. Nicht viele haben gesehen, dass wir zehn Punkte vor Schalke lagen, die jetzt was weiß ich wo angreifen wollten. Jetzt sind es wieder elf Punkte auf Schalke. Das ist keine Eintagsfliege, sondern konstant hohes Niveau, dass wir abliefern. Wenn wir oben dran bleiben, ist das wunderbar.“
Das konnte gegen Augsburg auch ein zu Unrecht nicht anerkannter Treffer von Stefan Kießling nicht verhindern, der bei der Sportgerichtsverhandlung am heutigen Montag zu seinem Phantom-Tor beim 2:1 in Hoffenheim ebenso als Zeuge auftreten wird wie die beiden Hoffenheimer Platzwarte und die vier Schiedsrichter. Dass Bayer auf dem Rechtsweg Boden auf Bayern und den BVB verliert, glaubt Rolfes aber nicht: „Ich bin da recht optimistisch.“
Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.10.13