Am Donnerstag stehen Leistungstests an, am Freitag der Trainingsauftakt, am Sonntag das erste Testspiel. Spätestens dann beginnt bei Bayer der Kampf um die Plätze.
Diesen nimmt auch Sebastian Boenisch auf, dem der Klub keine Steine in den Weg legen würde. „Wir haben fast einen linken Verteidiger zu viel“, sagt Jonas Boldt angesichts von Wendell, Boenisch und Rückkehrer Konstantinos Stafylidis (21). Der Manager weiß um Boenischs schweren Stand: „Er hat ein Jahr lang erlebt, was es bedeutet, die Nummer zwei hinter Wendell zu sein, der einer der Stammspieler ist, der seinen Platz mit am sichersten hat.“
Boenisch droht erneut eine harte Saison. Die vergangene war unbefriedigend. „Die Hinrunde war noch okay, die Rückrunde nicht mehr“, erklärt der Verteidiger, der als Stammkraft startete, im Oktober verletzt fehlte und sich danach bis zur Winterpause den Job mit Wendell teilte. In der Rückrunde jedoch durfte Boenisch nach 14 Einsätzen in der Hinrunde nur fünfmal ran.
Grund, über einen Wechsel nachzudenken? Nicht für Boenisch. „Das ist für mich überhaupt kein Thema“, so der 28-Jährige, der Wendell angreifen möchte. In dem Duell sieht sich der frisch gebackene Familienvater zumindest auf Augenhöhe: „Dass ich bei einem Verein wie Bayer Leverkusen spielen muss, das ist meine Ansicht. Dafür habe ich die Qualität“, sagt er und ordnet seinen Stammplatz-Verlust wie folgt ein: „Sagen wir es mal so: Ich habe mich verletzt, danach hat er es gut gemacht.“ In der Tat nahm der 21-jährige Wendell eine rasante Entwicklung. Dennoch erklärt Boenisch: „Vor ihm muss ich mich auf gar keinen Fall verstecken.“ Eine Flucht im Sommer schließt er aus: „Dafür war die Rückrunde zu unbefriedigend. Ich will hier angreifen.“
Boenisch möchte nicht gehen, Angebote für andere Wechselkandidaten wie Giulio Donati, Robbie Kruse und Vladlen Yurchenko gibt es nicht. Dafür kämpft Bayer weiter um Zugänge: Beim Chilenen Charles Aranguiz (26, Internacional Porto Alegre) gibt es starke Konkurrenz. „Er spielt ein gutes Turnier. Der eine oder andere hat sich da noch gemeldet“, weiß Boldt. Wie aus Chile verlautet, handelt es sich um Chelsea und Arsenal.
Wäre der flexible Mittelfeldspieler sofort eine Verstärkung, so ist Jonathan Tah (19) als perspektivische gedacht. Deshalb hat Bayer Zeit im Poker, in dem der HSV bislang nur Angebote ablehnt, selbst keine Forderung stellt. Klar ist: Eine zweistellige Millionenablöse wird Bayer nicht zahlen. Auch wenn der Deal hakt, bleibt Tah der Wunschkandidat für die Innenverteidigung. Für diese hat Bayer zwar Atletico Madrids Lucas Hernandez (19) auf dem Schirm. Doch der Franzose könnte nur ohne Kaufoption geliehen werden – und Bayer hat gerne das Heft des Handelns selbst in der Hand.
STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 02.07.15