"Wir packen das"

  • So einen Mitarbeiter wünscht sich jeder Chef: jung, erfahren, flexibel, belastbar und selbstbewusst. Alles Eigenschaften, die Gonzalo Castro mitbringt. Der 18-jährige Profi und Auszubildende spricht im BayArena Magazin über Bayers und die eigene Perspektive.


    BayArena Magazin: Gonzo, das 1:1 in Mönchengladbach zählt sicher nicht zu den Unentschieden, über die man sich freuen kann....
    Gonzalo Castro: Nein, natürlich nicht. Unsere erste Halbzeit war schon ganz okay, und in der zweiten Hälfte hatten wir dann auch richtig gute Chancen. Aber ich glaube, der Schiedsrichter hat uns irgendwie den Sieg nicht gegönnt. Ein reguläres Tor, das nicht gegeben wurde, ein klarer Elfer, der uns versagt wurde, der Pfostenknaller von Paul Freier – wir hätten das Spiel eigentlich gewinnen müssen.
    BayArena Magazin: Bei allem Ärger über die verlorenen Punkte: Eure sportliche Entwicklung geht weiter nach oben...
    Gonzalo: Ja, auf jeden Fall. Wir sind unter unserem neuen Trainer als Mannschaft näher zusammen gerückt. Wir treten auf dem Platz, aber auch außerhalb als echtes Team auf. Was halt fehlt, sind noch mehr Siege.


    BayArena Magazin: Immerhin habt Ihr gegen Dortmund ja den ersten Dreier unter Michael Skibbe eingefahren. Und Du hast dabei einen der gefährlichsten Spieler nahezu ausgeschaltet..
    Gonzalo: Wir haben uns den Sieg mit einer geschlossenen Mannnschaftsleistung wirklich verdient. Die Aufgabe, gegen Odonkor zu spielen, war sicher nicht einfach. Aber ich habe mich die ganze Woche darauf vorbereitet und das dann auch ganz gut gelöst.


    BayArena Magazin: Für Dich lief es am Saisonanfang, wie für die ganze Mannschaft, nicht besonders gut. Wie bist Du mit diesem Leistungstief umgegangen?
    Gonzalo: Ich habe das eigentlich relativ locker gesehen. Wir haben ja tatsächlich als Team nicht gut gespielt. Und ich als junger Spieler hatte auch so meine Schwierigkeiten. In der letzten Saison musste oder besser durfte ich in einem halben Jahr sehr viele Spiele machen. Da ließ bei mir dann auch die Kraft ein bisschen nach. Ich hab’ mich aber nicht verrückt machen lassen. Das entspricht nicht meinem Typ. Ich habe einfach ganz normal weiter trainiert und an mich geglaubt. Alles andere kommt dann von alleine wieder.


    BayArena Magazin: Vor zwei Wochen hast Du Dich dafür entschieden, im Falle einer Berufung für Deutschland und nicht für Spanien zu spielen. Du sagtest, das sei die schwerste Entscheidung Deines Lebens gewesen...
    Gonzalo: Ja, das war sie wirklich. Aber ich glaube, ich habe mich richtig entschieden. Mal sehen, was nun in den nächsten Jahren draus wird.


    BayArena Magazin: Wie hat Deine spanische Familie reagiert?
    Gonzalo: Meine Eltern haben mich in meiner Entscheidung ganz klar unterstützt. Und auch alle Verwandten in Spanien haben mir keine Vorwürfe gemacht. Die fanden es am Anfang zwar ein bisschen komisch, weil sie mich schon irgendwie als Spanier sehen. Aber jetzt freuen sie sich für mich und drücken mir die Daumen.


    BayArena Magazin: Welche Ziele hast Du denn mit Deutschland?
    Gonzalo: Ich konzentriere mich jetzt erst mal auf meine Leistung hier bei Bayer 04. Natürlich hoffe ich auf eine Nominierung für die U 21 und eine Teilnahme an der Europameisterschaft. Die WM im nächsten Jahr ist natürlich auch ein großer Traum. Aber ob ich das noch schaffen kann, das steht wirklich noch in den Sternen. Klar, in einem Endspiel Deutschland gegen Spanien dabei zu sein, das wär‘ irre.


    BayArena Magazin: Im Sommer durftest Du immerhin schon mit dem fünffachen Weltmeister Brasilien trainieren und dabei kurz mit Superstar Ronaldinho sprechen...
    Gonzalo: Das war ein absolut einmaliges Erlebnis, mit den besten Fußballern der Welt spielen zu dürfen. Die waren alle locker und sympathisch. Da war keiner überheblich oder so. Und Ronaldinho, klar, das ist ein ganz Großer. An diesen Tag werde ich mich noch lange erinnern.


    BayArena Magazin: Zurück zu Bayer 04: Was meinst Du, was könnt Ihr in dieser Saison noch erreichen?
    Gonzalo: Unser Ziel ist es, bis zur Winterpause möglichst auf einem UEFA-Cup-Platz zu stehen. Ich denke, dass wir das auch schaffen können. Wir haben wieder das nötige Selbstvertrauen. Jeder kämpft für jeden. Und jeder hat begriffen, was der Trainer von uns will. Nämlich genau dieses Mannschaftsdenken. Wenn wir so weitermachen, dann kommen auch bald die Punkte, die uns noch fehlen.


    BayArena Magazin: Die solltet Ihr jetzt in den nächsten beiden Partien einfahren. Da spielt Ihr zwei Mal zu Hause.
    Gonzalo: Ja, natürlich. Das sind jetzt ganz wichtige Spiele gegen Hamburg und Berlin. Die wollen wir beide gewinnen. Das sind schließlich direkte Konkurrenten von uns. Es werden schwierige Aufgaben, aber wir packen das.


    BayArena Magazin: Der HSV ist richtig gut drauf in dieser Saison. Im DFB-Pokal habt Ihr gegen die Hamburger den kürzeren gezogen. Ist der Respekt vor van der Vaart und Co. entsprechend groß?
    Gonzalo: Wir haben vor jeder Mannschaft Respekt. Aber Angst müssen wir auch vor dem HSV nicht haben. Ich zähle auch auf die Unterstützung unserer Fans. Die ist sehr wichtig.


    BayArena Magazin: Für Dich waren die letzten acht, neun Monate eine unheimlich erfolgreiche Zeit. Machst Du Dir von Zeit zu Zeit bewusst, was Du schon alles erreicht hast?
    Gonzalo: So richtig realisiert habe ich das noch nicht. Es ist schon ein tolles Gefühl. Aber ich bin keiner, der schnell abhebt. Ich denke immer an die nächste Aufgabe. Und ich hoffe, dass es für mich in den nächsten Monaten so gut weiter läuft.


    BayArena Magazin: Du machst nebenbei noch eine Ausbildung bei Bayer 04 zum Sport- und Fitnesskaufmann. Wie sehr beansprucht Dich das noch?
    Gonzalo: Ich fahre zwei Mal in der Woche in die Schule nach Köln und versuche darüber hinaus, hier bei Bayer 04 in den verschiedenen Bereichen so viel zu arbeiten, wie eben möglich. Ich kriege das alles ganz gut geregelt. Und im Mai 2006 habe ich dann ja auch schon meine Abschlussprüfung.



    http://www.Bayer04.de