Zusammenbruch aller Systeme

  • Bayer Leverkusen kommt unter Skibbe nicht auf Touren


    Der Angestellte sah sich genötigt, den Chef zu korrigieren. "Die Mannschaft ist besser, als es der momentane Tabellenplatz aussagt", hatte Wolfgang Holzhäuser, der Geschäftsführer der Bayer Leverkusen Fußball GmbH, im Stadionheft zur Partie gegen Hertha BSC behauptet und den internationalen Wettbewerb als Ziel ausgegeben. Diese Ansage hatte sich 90 Minuten später erledigt. Nach der 1:2 (1:0)-Niederlage am Sonntagabend gegen Hertha BSC musste Trainer Michael Skibbe sein Team plötzlich auf den Abstiegskampf einstellen. "Wir müssen von unseren Ansprüchen jetzt abrücken", forderte der 40-Jährige, es gelte vielmehr, bis zum Ende der Hinrunde "die Distanz zu den Abstiegsplätzen zu halten und, wenn es geht, auszubauen".


    Skibbe hatte nämlich einen Blick auf die Tabelle geworfen und flugs durchgerechnet, dass Bayer sich zwar im Niemandsland befindet, nun aber näher an den Abstiegsplätzen (sechs Punkte) denn an den Uefa-Cup-Plätzen (acht Zähler) liegt. Die Fallsucht ist zu nicht geringem Teil selbst verschuldet. Trotz einiger Abgänge sah sich Holzhäuser zu Saisonbeginn noch "auf Augenhöhe" mit den Bayern, und als Skibbe nach dem leidlich erfolgreichen Interregnum Rudi Völlers das Zepter übernahm, musste er verkünden, dass er an das Erreichen der Champions League glaube.


    Um so größer ist nun sieben Spieltage später, in denen Skibbe lediglich sechs Punkte verbuchte, die Ernüchterung unterm Bayer-Kreuz. Von daher erinnert die jetzige Situation an jene Saison 2002/03, als Bayer ebenfalls mit Meisterschaftsambitionen gestartet war - dann peu à peu abrutschte und erst am letzten Spieltag den Klassenerhalt sicherte.


    Zumal die nervliche Verfassung der Spieler nicht die beste ist. Zwar hatte der in der Liga lange erfolglose Dimitar Berbatow Bayer in Führung gebracht, und das Team überzeugte in der ersten Halbzeit kämpferisch wie spielerisch. Aber dann genügte eine einzige Aktion, um Bayer in eine Art Schockzustand zu versetzen: Dieser eine Konter bei eigener Führung, als Bastürk nach Marcelinho-Zuspiel ausgleichen konnte. Danach zerbrach Bayer geradezu. Am Ende waren das 1:2 durch Marcelinho und "die Niederlage fast logisch" (Skibbe).


    Auf der verzweifelten Suche nach Erklärungen für den Zusammenbruch aller Systeme lotete Rudi Völler konditionelle Probleme aus: "Den Spielern ist nach einer Stunde die Luft ausgegangen", so der Sportdirektor. Schwerer wiegt aber wohl doch, dass Leverkusens offensives Mittelfeld nach der Verletzung Bernd Schneiders in stressigen Situation nicht den Ansprüchen genügt. Tranquillo Barnetta ist mit der Position hinter den Spitzen schlicht überfordert, und die Außen Freier, Krzynowek und Babic spielen derzeit weit unter Form. Das in Leverkusen konkurrenzlose Angriffs-Duo Woronin-Berbatov macht dem Trainer allerdings noch größere Sorgen. "Eine Alternative im Sturm würde uns gut tun", forderte Skibbe am Sonntag seinen Arbeitgeber auf, hier in der Winterpause aktiv zu werden.


    FR

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann