Hoffnung auf den Übernatürlichen
STEPHAN KLEMM, 08.12.05, 22:05h
Bälle kann Bernd Schneider nun wirklich fein behandeln.
Leverkusen - Beides, die Nachlese und die Vorschau, dreht sich in Leverkusen um einen einzigen Namen, dessen Besitzer pünktlich und passend zur Weihnachtszeit hübsch übernatürlich aufgebauscht wird. Ja, Bernd Schneider wird am Samstag für Bayer 04 Leverkusen in Nürnberg spielen; ja, Bernd Schneider hat zuletzt arg gefehlt; ja, mit Bernd Schneider hätte man nicht unbedingt zwei Heimspiele hintereinander verloren; ja, Bernd Schneider soll dem Team zuletzt vermisste Stabilität verleihen; ja, Bernd Schneider füllt Lücken, die andere nicht füllen können; ja, Bernd Schneider will immer den Ball haben; ja, Bernd Schneider darf - man ahnt es - nie mehr fehlen. Das alles sagt und wünscht sich jedenfalls Michael Skibbe, der bisher nicht so erfolgreiche Bayer-Trainer von seinem Mittelfeldspieler. Auch im eigenen Interesse, versteht sich.
Schneider hat am Donnerstag erstmals wieder so richtig mit dem Team trainiert, seiner Rückkehr in die Start-Elf steht nun nichts mehr im Wege, was Skibbe sehr freut: „Das wird uns weiter helfen.“ Weitere Hilfe benötigt sein Team nach zuletzt zwei Heimniederlagen in Folge tatsächlich, vor allem in Nürnberg. Dieses Spiel hat den Geschmack eines Kampfes um verlorenen Boden, der Verlierer wird Mitglied sein im Klub der Abstiegskandidaten.
Dem Leverkusen aber überhaupt nicht angehören will, wie Skibbe sagt: „Ich hoffe nicht, dass der Schuss in die falsche Richtung losgeht und wir uns in Nürnberg unnötige Probleme bereiten.“ Der Gefahr, dass es im Misserfolgsfall unnötige Probleme geben könnte, ist sich Skibbe also immerhin bewusst. Er sagt: „Wir bemühen uns, in Nürnberg zu gewinnen, um nicht unten reinzurutschen.“
Und obwohl die Lage in Leverkusen mit Platz elf und bisher 17 Punkten (Nürnberg auf Rang 16 hat zwölf Zähler gesammelt) reichlich ernst ist, findet Skibbe auch noch die Muße über die ferne Zukunft zu sinnieren. Die deutliche Verjüngung seines Teams habe System, die Verpflichtungen der als Hilfen gedachten Junioren-Nationalspieler Frederik Stenman, 20, und Michal Papadopulos, 20, betrachtet er als Teil einer neuen Mannschaft, die aufzubauen er sich zutraut. Der schwedische Verteidiger Stenman könne nach seiner Ankunft im Januar gleich schon Fuß fassen im Team, während der tschechische Stürmer Papadopulos als Ergänzung zu den etablierten Angreifern Dimitar Berbatow und Andrej Woronin gedacht ist.
Kritik an Woronin
Verdrängen soll er sie allerdings noch nicht unbedingt, aber er soll, so Skibbe, mehr als der bisherige Stürmer Nummer drei, Danko Lazovic, „für Druck sorgen, Dampf machen“, und zwar genau dann, wenn eine Situation eintritt wie derzeit: „Im Moment muss Woronin seine Chancen besser nutzen. In Kaiserslautern, gegen Stuttgart, in Mönchengladbach und gegen Berlin hat er große Möglichkeiten ausgelassen. Wenn wir schon solche Chancen haben, müssen wir sie auch ausnutzen.“
Am Samstag haben sie ja immerhin schon wieder Bernd Schneider, der bei der Wertschätzung, die er aktuell in Leverkusen genießt, gewiss auch noch für die Rolle des Torjägers vorgesehen ist.