Exklusiv-Interview mit dem Bayer-Sportchef
Von NICK SEELIGER
Leverkusen in der Krise. Mittendrin: Rudi Völler (45) – seit einem Jahr Sportchef.
BILD: War es ein Fehler, daß Sie in Leverkusen angeheuert haben?
Völler: „Nein. Als ich zu Bayer zurückkam, wußte ich, daß wir den Gürtel enger schnallen würden. Allerdings hätte ich schon erwartet, daß es sportlich besser läuft. Mein Fehler war, daß ich zu optmistisch in diese Saison geschaut habe.“
BILD: Nur Platz 12 in der Liga. Zuletzt die peinlichen Pleiten gegen Regionalligisten. Haben Sie Angst vorm Abstiegskampf?
Völler: „Ich habe keine Angst vor dem Abstiegskampf. Aber wir müssen aufpassen, dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen. Wir müssen gegen Frankfurt punkten – alles andere interessiert nicht. Ich möchte nicht noch einmal solche Emotionen erleiden wie 1996, als ich noch als Spieler bis zum letzten Spiel zittern mußte.“
BILD: Vor drei Monaten kam Michael Skibbe für Klaus Augenthaler. Inzwischen steht der nach nur einem Sieg unter Druck.
Völler: „Druck haben alle, das ist normal in dieser Branche. Nicht nur der Trainer. Wir sind hochzufrieden mit ihm, sind froh, daß er da ist. Über den Tabellenplatz sind wir es nicht. Das ist doch klar.“
BILD: Müssen Sie Skibbe feuern?
Völler: „Ich bin sicher, daß wir mit ihm noch viel Freude haben werden.“
BILD: Ist Skibbe nicht zu „lieb“ für den „Sauhaufen“?
Völler: „Skibbe ist ein ganz anderer Trainer als Augenthaler. Das war uns von Anfang an klar. Jeder hat seine Art. Und wir sind von seiner überzeugt. Er braucht keine Alibis in der Öffentlichkeit, indem er auf die Mannschaft draufhaut. Wir haben bewußt einen anderen Trainer-Typen gesucht.“
BILD: Ist Bayer untrainierbar?
Völler: „Nein, wir wissen, wie wir es anzupacken haben. Ich bin davon überzeugt, daß die Mannschaft es begreift. Wenn nicht, wird nicht viel geredet, sondern dazwischen gehauen.“
BILD: Wie haben Sie es trotz der Bayer-Krise geschafft, mit Stefan Kießling eines der größten deutschen Talente vom Wechsel zu überzeugen?
Völler: „Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben ihn an unsere Vergangeheit erinnert – an das Beispiel Michael Ballack. Der wechselte auch erst zu uns, schaffte hier den großen Sprung. Die Verpflichtung ist ein Signal. Leverkusen kommt wieder. Wir wollen nicht im Mittelmaß versinken.“