Den Elfen fehlen 150 000 Euro
VON STEFAN KLÜTTERMANN - zuletzt aktualisiert: 19.02.2010
(RP) Laut Elfen-Trainerin Renate Wolf ist die Lücke für einen soliden Erstliga-Etat in der nächsten Saison weiter groß. Helfen soll die Ausgliederung einer Spielbetriebs-GmbH und der angestrebte Verkauf des Team-Namens an einen Sponsor. Unsterstützung kommt auch von Konkurrent HC Leipzig.
Renate Wolf bringt das Wesentliche auf den Punkt: "Es ist momentan die Suche nach dem Lucky Punch", sagt die Trainerin und Geschäftsführerin von Bayers Handballfrauen. Der "Glückstreffer", das wäre ein zahlungskräftiger Sponsor, der den Großteil der noch vorhandenen Differenz zu einem angemessenen Bundesliga-Etat für die Saison 2010/2011 finanziert. Im Gegenzug träten die Elfen die Namensrechte an den Sponsor ab. Und die Flexibilität geht sogar noch weiter: Wie Abteilungsleiter Dietmar Bochert unserer Zeitung bestätigte, sei man auch bereit, auf den eventuellen Wunsch eines Sponsors in einer anderen Stadt als Leverkusen zu spielen. "Wir wollen in der Region bleiben. Da ist vieles denkbar", sagt Bochert.
Der Gesamtverein TSV Bayer 04 habe der Handballabteilung zugebilligt, eine Spielbetriebs-GmbH für das Bundesligateam auszugliedern, sagt Bochert. An dieser muss der TSV laut Lizenzauflagen der Handball-Bundesliga-Vereinigung Frauen (HBV-F) aber 51 Prozent der Stimmrechte behalten. Die Rechnung der Elfen liest sich so: Knapp 215 000 Euro (65 Prozent weniger als 2009) erhalten sie 2010 als Zuwendung vom TSV (Jugend- und Breitensport inklusive). Hinzu kommen knapp 200 000 Euro von externen Sponsoren, die bereits früher akquiriert wurden. Plus die 10 000 Euro, die bisher 101 Mitglieder des vor einem Monat gegründeten Fördervereins eingezahlt haben (gestern kamen noch 2500 Euro von der Volksbank Rhein-Wupper dazu), liegen Wolf und Co. bei rund 425 000 Euro. "Knapp 150 000 Euro fehlen damit in unserer Kalkulation noch", sagt Wolf.
Bis zum 31. März muss Bayer die Lizenzunterlagen bei der HBV-F einreichen. Wobei ein Entgegenkommen der Liga bei der Frist der zu erbringenden finanziellen Nachweise (u.a. 40 000 Euro Bürgschaft) zu erwarten scheint. "Wir sorgen schließlich mit für die Qualität in der Liga" sagt Bochert. Auch die Konkurrenz ist an einer Zukunft der Elfen interessiert. Primus HC Leipzig schickte einen Brief an Leverkusens Stadtverwaltung, die Bayer AG und den TSV-Vorstand (siehe nebenstehenden "Briefwechsel"). Geantwortet hat laut Leipzigs Geschäftsführer Kay-Sven Hähner bisher nur Oberbürgermeister Buchhorn. Hähner sagte unserer Zeitung: "Wir haben zu Leverkusen seit jeher eine gute Beziehung. Hier wird seriös gearbeitet. Es wäre schade, wenn es dort nicht weiterginge."
In der kommenden Woche sollen erste Gespräche mit den Spielerinnen geführt werden, sagt Wolf. Ob sie bleiben, ob sie eventuell ein geringeres Gehalt in Kauf nehmen. Nicht gerade unwichtige Fragen.
Briefwechsel zwischen Leipzig und Buchhorn
zuletzt aktualisiert: 19.02.2010
(RP) Wir dokumentieren Auszüge aus dem Schreiben von Kay-Sven Hähner, Geschäftsführer des HC Leipzig, an Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn. Es liegt unserer Redaktion vor und trägt das Datum des 15. Januar:
„[...] mit großer Bestürzung haben wir der Presse entnehmen müssen, dass der Hauptverein TSV Bayer 04 Leverkusen e.V. ab der kommenden Saison die jährlichen Zuwendungen für die Abteilung Handball drastisch reduzieren will. [...]
Man könnte meinen, dass wir uns vielleicht freuen, einen der wenigen ernsthaften Bewerber um den nationalen Titel unserer Sportart ‘loszuwerden‘. Aber ganz und gar nicht das totale Gegenteil ist der Fall! Dieses Signal wäre eine regelrechte Katastrophe nicht nur für die Sportart im Allgemeinen, sondern selbstverständlich auch für uns als den führenden Club der Bundesliga. [...]
Wie arm wäre unsere Sportlandschaft in Deutschland, wenn es nur den Fußball geben würde. [...]
Trotzdem haben wir die Hoffnung, dass Sie mit Ihrem großen Einfluss als Oberbürgermeister diese weitreichende Entscheidung nochmal auf den Prüfstand stellen lassen und gemeinsam mit den Handballern von Bayer Leverkusen Lösungen finden. [...]”
Die Antwort von Leverkusens Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn trägt das Datum des 26. Januar:
„Ich teile Ihre Auffassung, dass der Ruf einer Sportstadt sich nicht nur auf den Fußball beschränken sollte. [...] Deswegen habe ich bereits begonnen, mich aktiv in den laufenden Diskussionsprozess um die künftige Nutzung der Smidt-Arena einzuschalten. [...]
Dass mir ganz persönlich dabei der Handball, als häufiger Besucher der Spiele der Elfen von Bayer 04 Leverkusen, besonders wichtig ist, erklärt sich von selbst. Ich kann Ihnen daher versichern, dass ich alles versuchen werde, was im Rahmen meiner Funktion als Oberbürgermeister möglich ist und hoffe sehr, dass Ihnen ein wichtiger Konkurrent im Kampf um die Deutsche Meisterschaft erhalten bleibt.”