Renate Wolf kämpft mit Herzblut für Handball
zuletzt aktualisiert: 09.04.2009 - 02:30
VON RALPH ELSEN
Leverkusen. Dieses Modell hat Konjunktur. Trainer, Manager und Geschäftsführer in einer Person – spätestens seit Felix Magath bei Wolfsburgs Fußballern den Alleinherrscher gibt, verheißt auch die Verknappung in der Vereinsexekutive durchaus sportlichen Erfolg. Im Leverkusener Frauenhandball ist das schon seit längerem bekannt. Dort, im Schatten der BayArena, führt Renate Wolf das Regiment, seit 1996 als Trainerin und seit zehn Jahren auch als Geschäftsführerin. "Ich war früher da als Magath, darauf lege ich großen Wert", sagt die 51-Jährige mit einem Schmunzeln.
Dass der Frauenhandball als Randsportart gilt, der vorrangig bei Olympischen Spielen, WM oder EM mal erhöhte Aufmerksamkeit zukommt, weiß Wolf nur zu gut. Schließlich muss sich ihre Truppe auch im eigenen Klub schwer strecken, seit die Bayer AG als Sponsor vor zwei Jahren den Rückzug vom Profisport im Basketball, Handball und Volleyball beschlossen hat. Doch trotz enorm beschränkter finanzieller Ressourcen spielen die Handballerinnen weiter ganz vorn mit. Torhüterin Clara Woltering, Anna Loerper, Anne Müller und Laura Steinbach gehören zum festen Kreis des Nationalteams. In der Meisterschaft geht Bayer als Erster in die Play-offs. Im Europacup der Pokalsieger trifft das Team am Samstag im Halbfinale auf Kopenhagen mit Nadine Krause, die von 2001 bis 2007 bei Bayer spielte. Wolf: "Wir machen sehr viel aus dem wenigen, was wir haben."
Renate Wolf steht für die große Zeit im Leverkusener Frauenhandball. Als Kreisläuferin von Format (98 Länderspiele) schmücken neun Deutsche Meisterschaften und sieben Pokalsiege mit Bayer ihre Vita. Als Trainerin gewann sie den nationalen Cup (2002) und den internationalen Challenge-Cup (2005). Die Jagd nach Titeln treibt sie immer noch an. Vor allem aber kämpft sie mit allem Herzblut darum, "dass der Frauenhandball in Leverkusen ein Bestandteil des sportlichen Stadtbildes bleibt".
Elfen heiß auf Kopenhagen – Nadine Krause kehrt mit neuem Team zurück
Am Ostersamstag um 19:30 Uhr ist es so weit. Dann wird von den tschechischen Unparteiischen Kohout/Novak in der Smidt Arena das Halbfinalhinspiel im Europapokal der Pokalsieger gegen den FC Kopenhagen angepfiffen. Die von dem ehemaligen Weltstar Anja Andersen trainierte Team ist nach dem Ausscheiden in der Champions League der Titelfavorit im Wettbewerb. Hinter Viborg HK beendete man den Grunddurchgang in der dänischen Liga, die im Frauenhandball als die stärkste Liga der Welt gilt, auf dem zweiten Rang.
Bei den Fans der Elfen steht natürlich vor allem die Rückkehr von Nadine Krause im Vordergrund. Die deutsche Nationalspielerin trug sechs Jahre das Bayer-Trikot, gewann mit Leverkusen 2002 den DHB-Pokal und 2005 den Challenge Cup, ehe sie 2007 als amtierende Welthandballerin nach Kopenhagen wechselte. Beim dänischen Hauptstadtklub ist Krause jedoch nicht der Star im Team, sondern nur eine unter vielen Weltklassespielerinnen.
Angefangen beim Torhüterduo mit Cecilie Leganger, die Welthandballerin von 2001 wurde in den vergangen vier Spielzeiten als beste Torhüterin der dänischen Liga ausgezeichnet, und der dänischen Nationaltorhüterin Christina Pedersen. „Leganger ist eine Riesennummer im Tor“, zollt auch Trainerin Renate Wolf der Torhüterin des Gegners Respekt.
Auf den Flügeln wirbeln die Montenegrinerin Maja Savic und Emilia Turey. Die russische Nationalspielerin wurde mit der Sbornaja zuletzt zwei Mal Weltmeister. Die beiden Flügelspielerinnen kamen, wie auch Leganger, Andersen und sechs weiteren Spielerinnen vor der Saison aus Slagelse. Gemeinsam hatte man 2007 die Champions League gewonnen. Zudem wurde mit der Serbin Tanja Milanovic vom dänischen Vizemeister Ikast der Rückraum noch einmal gezielt verstärkt. Dabei standen bei den Distanzschützinnen bereits mit Krause, sowie Maren Baumbach und der Schwedin Terese Krantz namhafte Spielerinnen im Aufgebot des FCK.
„Sie haben eine starke Abwehr, aus der sie auch dank einer starken Leganger, mit viel Tempo nach vorne spielen können“, so Wolf nach der Videoanalyse und ergänzt: „Das wird eine reizvolle Aufgabe.“ Aber bange machen gilt nicht, denn auch die Elfen sind in der Lage in Abwehr und Angriff auf hohen Niveau zu spielen. „Wir sind auf jeden Fall nicht chancenlos. Wenn wir unser Optimum abrufen, können wir mit der Unterstützung der Fans auf jeden Fall unser Heimspiel gewinnen“, so Flügelspielerin Silke Meier.
Um möglichst viele Zuschauer zu gewinnen, haben die Elfen in den letzten Wochen kräftig die Werbetrommel gerührt. Als letzte von vielen Aktionen können sich die Zuschauer auf der Elfen-Homepage einen Gutschein ausdrucken, der auf die mit 10 Euro günstigen Tagestickets noch einmal einen Rabatt von vier Euro gewährt. Für lediglich sechs Euro können die Zuschauer so in der Smidt-Arena das Duell der beiden Spitzenteams sehen. Auch Leverkusens Oberbürgermeister Küchler hat sein Kommen bereits angekündigt.
Da eine Woche später das Rückspiel in der dänischen Hauptstadt auf dem Programm steht, musste das letzte Heimspiel der Punkterunde gegen die DJK/MJC Trier auf Mittwoch, 22.04.09 um 19:30 Uhr verschoben werden.
Autor: Christian Stein http://elfen.punkt-a.de/