Wie schnell die Luft dünn werden kann, das muss Michael Skibbe niemand erzählen. Bereits einmal, 2000 in Dortmund war es, musste er nach dem ersten Rückrundenspiel seinen Dienst quittieren. Damals verließ er die Borussia nach einer Heimpleite gegen Kaiserslautern zwangsweise, obwohl der Klub auf Rang sechs stand.
Was anschließend geschah, ist bekannt: der BVB stürzte ab, Udo Lattek und Matthias Sammer retteten den Verein vor der Zweitklassigkeit.
Wie es in Leverkusen sportlich weitergeht, wird niemand voraussagen können. Doch sicher ist: Michael Skibbe bleibt im Amt. "Wir sind zufrieden mit ihm", sagt Rudi Völler. Der Sportdirektor aber sagt auch: "Wir haben zu wenig Punkte." Diese Mahnung gilt freilich zunächst mal der Mannschaft, die viel, viel gut zu machen hat.
Die möglichen Szenarien hat Völler aufgezeichnet: "Entweder wir kriegen die Kurve und es geht nach oben, Richtung UI-Cup. Oder wir bleiben im Mittelmaß hängen. Und nicht aus den Augen verlieren dürfen wir die Gefahr, dass wir in den Abstiegskampf rutschen. Dass wir noch nicht drin sind, haben wir auch dem Glück zu verdanken, dass die Klubs unten so wenig Punkte wie ganz selten geholt haben."
Leverkusen steht mit 19 Zählern "gefährlich" sicher da, ein Polster von sieben Punkten, das ganz schnell schmelzen kann, wenn die Profis ihren Job weiter so lustlos- desaströs ausüben wie zuweilen in der ersten Saisonhälfte. Michael Skibbe ist überzeugt davon, dass es Auftritte dieser Art nicht mehr geben wird, was bleibt ihm übrig? Nicht ganz ungefährlich: In Leverkusen verlässt man sich darauf, dass - ob Juan, ob Berbatov, ob Voronin - Schlüsselspieler "nicht mehr eine solch schlechte Runde spielen". Dies ist die Hoffnung, beileibe kein Gesetz.
Die Mannschaft steht bis auf eine Position. Fraglich ist immer noch, wer neben Juan im Abwehrzentrum auflaufen wird. Die wahrscheinliche Option heißt Ramelow, eine mögliche Madouni. Sehr unwahrscheinlich dagegen, dass Jens Nowotny nach fast einem Jahr sein Comeback feiern wird. Der Ex-Kapitän kann damit leben: "Ich habe den Ernstfall noch nicht erprobt", dämpft er die Erwartungen. Vielleicht sei es besser, zunächst mal eingewechselt zu werden, um sich langsam an die Belastungen zu gewöhnen.
Frank Lußem