Mausgrau unterm Kreuz

  • Leverkusen dümpelt so dahin


    Zu gern hätte man an diesem Samstag mal Mäuschen gespielt in der Kabine von Bayer Leverkusen. Da muss es heiß hergegangen sein, und Trainer Michael Skibbe, der Edelrhetoriker, der selbst in größter Drucksituation noch fehlerfrei drei verschachtelte Nebensätze in seine freie Rede einzubauen pflegt, soll sogar das böse Wort mit "Sch" am Anfang gesagt haben. Hinterher, als ein Bundesligaspiel auf höchst schmeichelhafte Weise dann irgendwie doch noch gewonnen wurde, hörte sich das dann wieder anders an und irgendwie kann man sich gar nicht so richtig vorstellen, wie Skibbe seine Leute in den Katakomben zusammengestaucht haben soll. Er sei "total frustig" gewesen, sagte der 40-Jährige nach dem Spiel, so "enttäuscht" sei er noch nie von seiner Mannschaft gewesen, nichts war zu sehen von vier Wochen Vorbereitung, "so passiv, echt erschreckend". Und man sah vor seinem geistigen Auge den Michael Skibbe regelrecht vor Empörung feste auftreten mit dem Fuß.


    In der Tat präsentierte sich Bayer anfangs erschütternd schwach. Skibbe hatte seiner Elf eine ausgesprochen zurückhaltende Taktik verordnet. Zur Viererabwehrkette gesellte sich noch Carsten Ramelow, der den Frankfurter Spielmacher Alexander Meier, in guter alter deutscher Tradition, in Manndeckung zu nehmen hatte. Er tat das pflichtbewusst, aber wenigstens hatte Skibbe da für seinen Ramelow eine Aufgabe gefunden. Ansonsten lief nichts zusammen im Bayer-Team. Impulse nach vorne gab es keine, phlegmatisch und leidenschaftslos versuchten da elf Fußballer, sich irgendwie durchzumogeln, um nur nicht weiter aufzufallen. "Wenn wir so weiterspielen", nörgelte Skibbe noch, "dümpeln wir weiter dort herum, wo wir jetzt stehen." Erst die Einwechselung von Paul Freier brachte ein wenig Leben in die müde Leverkusener Bude, auf einmal bekamen die Hausherren das Spiel ein wenig unter Kontrolle - freilich ohne groß zu überzeugen. Spielerisch war ihnen der Aufsteiger überlegen.


    So recht weiß derzeit niemand in Leverkusen, wohin die Reise geht. Irgendwo zwischen Baum und Borke findet sich das mit deutlich anderen, deutlich höheren Zielen in die Saison gestartete Team. Am nächsten Samstag geht es zum FC Bayern München, vor gar nicht mal so langer Zeit wäre das Spiel das Gipfelduell der Liga. Jetzt hegt Bayer keine großen Hoffnungen auf einen Erfolg. Selbst die gewisse Leistungssteigerung nach der Pause werde da wenig helfen. "Das wird nicht reichen" für Bayern, sieht Skibbe schwarz. Ohnehin, fand der bislang unterm Bayer-Kreuz noch nicht so furchtbar erfolgreiche Coach (zwei Siege in zehn Bundesligapartien), könne man mit der Leistung aus der zweiten Halbzeit allenfalls "hin und wieder ein Bundesligaspiel gewinnen." Bayer Leverkusen, so viel scheint sicher, ist auf dem besten Weg zur grauen Maus.


    FR

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann