Abenteuerreise
Leverkusener Fahrten nach München endeten selten fröhlich. Michael Skibbe verlangt von seiner
Mannschaft fürs Duell mit den Bayern besonders Courage.
Von UDO BONNEKOH
LEVERKUSEN Sie haben es ja reihum versucht, sich den Bayern auf verschiedene Weise zu nähern. Mal übten sich die Leverkusener vor einem Treffen mit den Münchnern verbal in Demut, mal glaubten sie forschere Akkorde anschlagen zu können. Aber wie auch immer die Herren von Bayer, Spieler inklusive, sich vorher verhalten haben, meist haben sie die Spielstätte des großen bajuwarischen FC danach nicht fröhlich verlassen, zumindest nicht in der Neuzeit der Bundesliga. Der letzte Sieg dort? Richtig: Marek Lesniak hieß der Torschütze zu Bayers 1:0 am 21. Oktober 1989.Doch was in fernerer Vergangenheit war, hat ja kaum jemand in der aktuellen Truppe miterlebt, Carsten Ramelow vielleicht ausgenommen, denn der ist nun zehn Jahre Bayer-Mitarbeiter. Und jede Fahrt zum vielmaligen Meister hatte für die Leverkusener was von Abenteuerreise.
Diesmal macht sich die Leverkusener Delegation auch eher unterwürfig auf in Richtung Süden, um am Samstag in der pompösen Allianz-Arena Premiere zu feiern. Wer wie die Bayer-Profis um 25 Punkte hinter dem Branchenführer sein Dasein fristet, spuckt keine großen Töne, ohne sich lächerlich zu machen. „Wir fahren hin und spielen”, sagt Trainer Michael Skibbe, der nichts davon hält „vorher großartig was zu erzählen”.
Der Mannschaft allerdings wird der Leverkusener Fußballlehrer gewiss was zu sagen haben in der Vorbereitung auf Partie 19 einer für Leverkusen sehr dürftigen Spielzeit. Und in seiner Ansprache wird viel die Rede sein von der zweiten Halbzeit in der Partie gegen Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende. „Da haben wir ja zum Teil richtig gut Fußball gespielt mit einer großen Anzahl an Tormöglichkeiten”, sagt Skibbe, der vor allem Courage fordert von den Seinen jene Courage, die die Mainzer kürzlich aufbrachten im Pokal bei den Bayern, die sich ins Halbfinale quälen mussten.
Da ist es nur die Frage, ob der Trainer selbst ein Zeichen setzt mit einer taktisch mutigen Ausrichtung, um die Sagnol, Lizarazu, Ismael oder Lucio zu binden und weit weg zu halten vom Tor. „Bei den Bayern muss man sich auch mal trauen, Pressing zu spielen und den Gegner hart zu attackieren”, betont der Bayer-Coach, der sich in einer Beziehung treu bleibt: Mit der Formation hält er gern hinterm Berg, aus welchen Gründen auch immer. Clemens Fritz jedenfalls hat seine Angina hinter sich, er kann „ein Stabilisator in der Abwehr sein”. Muss aber nicht. Paul Freier ist gegen Frankfurt zu einem der Matchwinner (neben Jörg Butt) aufgestiegen, was Skibbe gefreut hat. Aber ob er am Samstag in der Allianz-Arena zur Startelf gehört? Nicht unbedingt. „Paul ist auch einer, der, wenn er eingewechselt wird, sofort Betrieb machen kann”, meint der Trainer, der eines aber ganz sicher weiß: „Wir dürfen natürlich nicht so ‘n langen Hänger haben wie gegen Frankfurt in der ersten Halbzeit.” Dafür hat er noch immer keine Erklärung. Bei einer Wiederholung morgen wird es wohl fürchterlich.
Quelle: Rheinische Post vom heutigen Tage