"Wir wollen nicht im Mittelmaß versinken"

  • München - Man kann mit Fug und Recht von einem schlechten Pflaster sprechen. Seit 16 Jahren hat Bayer Leverkusen nicht mehr in München gewonnen.


    Selbst zu Zeiten als Christoph Daum eine Mannschaft anführte, die um die Meisterschaft spielte, gab es für Bayer bei den Bayern nichts zu holen.


    Ob ausgerechnet diesmal die Serie reißt? Rudi Völler hofft es: "Wir sind jetzt wirklich krasser Außenseiter. Aber vielleicht haben wir ja jetzt mal eine kleine Chance. Wenn wir dran glauben."


    Im Interview mit Sport1.de spricht Leverkusens Sportdirektor über das Spiel gegen die Bayern (ab 15 Uhr LIVE), die Leistungen der Hinrunde sowie die kurz- und mittelfristigen Ziele.


    Sport1: München ist ein schlechtes Pflaster für Leverkusen. Wie ist Ihre Erwartungshaltung vor dem Spiel?


    Rudi Völler: Bayer ist ja hier vor einigen Jahren sogar mal als Favorit aufgelaufen. Und trotzdem haben wir hier fast immer ganz schlecht ausgesehen. Nun ist der Abstand sicherlich größer geworden. Wir haben eine schlechte Vorrunde gespielt, die Bayern eine überragende. Aber vielleicht ist nun der Moment gekommen. Jahrelang hätten wir was holen können oder müssen und haben nichts geholt. Und jetzt sind wir wirklich krasser Außenseiter. Vielleicht haben wir ja jetzt mal eine Chance. Wenn wir dran glauben.


    Sport1: War die zweite Halbzeit gegen Frankfurt, die ja auch den Sieg gebracht hat, eine Wende zum Besseren?


    Völler: Das hoffen wir natürlich alle. Das Potenzial der Mannschaft ist ja da. Nicht um Meister zu werden, aber zumindest um in die Champions League zu kommen. Die zweite Halbzeit gegen Frankfurt war für mich so eine kleine Wende. In der ersten Halbzeit waren wir lethargisch, sind nebenhergelaufen. Und in der zweiten Halbzeit haben wir das gezeigt, was man zeigen muss: Laufbereitschaft und Aggressivität. Und wir haben dann auch besser nach vorne gespielt.


    Sport1: Tabellenplatz zehn kann ja nicht Bayers Anspruch sein.


    Völler: Wir sind keine Träumer. Man kann auch mal Spiele verlieren. Aber es kommt immer auf die Art und Weise an. Du musst allen Leuten das Gefühl geben, dass Du alles versucht hast. Aber mit einer Niederlage im ersten Spiel wären wir auch ein bisschen unten mit reingerutscht. Und durch den Sieg sind wir nun schon ein ganzes Stück weg von den Abstiegsplätzen. Wir haben wieder Kontakt vor allem zu den UI-Cup-Plätzen.


    Sport1: Ist das das Ziel? Europacup?


    Völler: Wir wissen, dass Mannschaften vor uns liegen, die wir überholen können - wenn wir uns fangen. Wir wollen noch einen der UI-Cup-Plätze bekommen. Das ist unser Ziel. Wir wollen nicht im Mittelmaß versinken. Wir sind drei Punkte hinter dem sechsten Platz. Aber dafür müssen wir an die guten Spiele anknüpfen. Und das erwarte ich auch einfach.


    Sport1: Nun sollen ja die Gehälter und damit die Kosten reduziert werden...


    Völler: ...das machen wir ja schon. In den letzten 12 bis 18 Monaten wurde das schon getan. Wir haben Spieler abgegeben und wir haben mit Spielern zu marktüblichen Preisen verlängert.


    Sport1: Allzu schnell werden sie so aber mit den Bayern nicht mehr auf Augenhöhe sein.


    Völler: Die Bayern sind auf Augenhöhe mit Chelsea, Barcelona oder Juventus Turin. Mittelfristig muss es unser Ziel sein, konstant in den internationalen Wettbewerb zu kommen, also unter die ersten sechs, sieben, acht Klubs in Deutschland.


    Sport1: Auch mit weniger Geld...


    Völler: Ja, auch mit etwas weniger Geld. Wir haben bis zu einem Drittel der Kosten gesenkt. Aber wir wollen keine graue Maus werden. Und das haben wir ja auch gezeigt, indem wir Stefan Kießling im Sommer holen. Der Transfer ist zwar noch weit weg, aber es ist ein wichtiger Transfer für uns.


    Sport1: Wie sehen Sie die Arbeit von Trainer Michael Skibbe? Die schwache Vorrunde hat auch ihm viel Kritik eingebracht.


    Völler: An der Art und Weise, wie er arbeitet, gibt es nichts auszusetzen. Und als Trainer bist Du eben in der Kritik, wenn die Punkte ausbleiben. Das ist ja überall so. Aber wenn du gewinnst, dann legt sich das auch schnell wieder.


    Das Gespräch führte Michael Gerhäußer


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