Interview von: Lars Gartenschläger
DIE WELT: Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß hat es als Zeichen der Angst gedeutet, daß Leverkusen mit einem Libero und nicht wie gewohnt mit einer Viererkette gespielt hat.
Carsten Ramelow (31): Vor wem sollten wir Angst haben? Ich finde es sogar besser mit Libero, denn dadurch kann im Mittelfeld mehr Druck erzeugt werden.
DIE WELT: Was Ihrer Mannschaft aber nur im ersten Durchgang gelungen ist?
Ramelow: Das war unser Problem, wir haben einfach zu wenig gemacht.
DIE WELT: Also doch Angst?
Ramelow: Nein, wir waren nicht durchschlagskräftig genug. Obwohl das noch eines unserer besseren Spiele von denen war, die wir zuletzt gemacht haben.
DIE WELT: Auffällig war nicht nur der Qualitätsunterschied, auch die Körpersprache. Sie haben Gelb wegen Meckerns kassiert, viele Ihrer Kollegen haben das Spiel einfach über sich ergehen lassen.
Ramelow: Man kann keinen zwingen, den Mund aufzumachen, Zeichen zu setzen, um dem Gegner das Gefühl zu vermitteln, daß er gar nicht gewinnen kann.
DIE WELT: Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Duelle zwischen Bayern und Bayer Spitzenspiele. Nach diesem Spieltag liegt Leverkusen 28 Punkte hinter den Bayern.
Ramelow: Wir haben zwar auch damals nie was in München gerissen, aber wir haben in der Meisterschaft bis zuletzt mit den Bayern gerungen. Es tut weh, wenn ich an diese Zeiten denke. Manchmal bin ich sogar genervt. Weil ich sehe, daß wir heute auf einem Niveau sind, daß nicht reicht, um top zu sein.
DIE WELT: Weil Bayer kein Geld mehr für Stars hat und statt dessen auf unerfahrene Leute setzt?
Ramelow: Es ist die Strategie des Vereins, vorrangig auf junge Spieler zu setzen. Wir sind in einem Umbruchphase, einem Reifeprozeß, den wir alle mittragen. Auch wir Alten, die andere Zeiten gewohnt sind. Wir müssen schauen, daß wir das Beste aus uns herausholen.