Voller Sorge bin ich schon lange über die Gesamtentwicklung des Vereins (es wird ein längerer Beitrag)
Der Trainer als Erfolgsfaktor hat in den letzten Jahren eine enorme Bedeutung gewonnen.
Angefangen hatte es mit Daum, der damals taktisch aber vor allem motivatorisch alles aus seinen Mannschaften rausholte. Klopp hat es als unterdurchschnittlicher Spieler geschafft mit einer neuen Taktik, hoher Motivation zwei Jahre lang die Bundesliga zu dominieren und einige Vereine erkannten die Bedeutung des Trainers. Mainz feuerte Andersen trotz seiner Erfolge, weil sich mit Tuchel der neue Star im eigenen Trainerbereich befand.
Hoffenheim förderte erst Nagelsmann, erkannte sein Talent und beförderte ihn trotz seines Alters zum Cheftrainer. Viele Vereine sind auf der Suche nach diesen Trainern u.a.auch wir.
Daher die Entscheidung damals auf Schmidt zu setzen, der eine neue ungewöhnliche erfolgreiche Taktik praktizierte (das extreme Gegenpressing) und seine Mannschaften sehr gut motivieren konnte. Also kam er und die Mannschaft wurde nach seinen Wünschen verstärkt. Erfolgreich war er in den ersten beiden Jahren, wobei im zweiten Jahr eine Anpassung der Taktik aufgrund von Verletzungen stattfand und man spielte tiefer gestaffelt und konnte so die Konterstärke bei Gegenpressing maximal ausspielen (es ähnelte ein wenig dem Dortmund Klopp System). Dennoch war schon zu erkennen, dass vielen Mannschaften sich erfolgreich auf das System einstellten. Das Hauptproblem war damals schon die unterirdische Paßquote. Der Ball wurde gewonnen und dem System entsprechend gefordert sehr schnell vertikal gespielt. Das bedingt bei kurzer Kontaktzeit und risikoreichem Spiel eine niedrige Paßquote, dennoch war diese schlechter als im Jahr zuvor und viele gefährliche Situationen für den Gegner waren die Folge. Das System ist auch sehr ermüdend und verletzungsanfällig bei den vielen kurzen Sprints.
Die Entlassung im nächsten Jahr kam eigentlich zu spät. Manchmal ist im Fußball vieles einfach nur Glück oder Pech und die Erfolgsserie in der Rückrunde war ein wenig glücklich und v.a. begründend auf eine Systemumstellung. Dennoch (und das lobe ich prinzipiell weil manches einfach Pech ist) wurde lange an Schmidt festgehalten. Dann kam Korkut und erkannte eigentlich sehr gut das Problem der niedrigen Paßquote. Daher seine Maxime weg vom Pressing, deutlich tiefer stehen und sichere Pässe spielen. Dies war aber eine maximale Umstellung im Denken nötig, die in einer Saisonmitte schwer zu praktizieren ist. In der Folge kam der Abstieg immer näher und am Schluss wurde er knapp vermieden. Die Entlassung Korkut war vielleicht sogar falsch, aber bei den Ergebnissen nicht anders möglich. (die verlorenen Spiele bei Korkut wurden zurecht verloren). Herrlich kam und favorisierte auch ein Ballbesitzspiel (dies war von 2008-2016 sehr erfolgreich, s. Spanien, Barcelona, Bayern München unter Guardiola). Ein erfolgreiches Ballbesitzspiel ist jedoch sehr schwer umzusetzen und bedarf einer taktisch, spielerich und auch läuferisch sehr starken Mannschaft. Die ersten Ergebnisse in der Hinrunde 2017 waren sehr schlecht, jedoch erkannte man als Beobachter, dass die Manschaft in diesen Spielen gut spielte und sehr viel Pech hatte. Die Statistiken waren sehr gut für Bayer und die Ergebnisse stellten sich im Laufe der Saision auch ein. Die Paßquote war deutlich besser und man spielte sich viele Chancen in der Hinrunde raus. Es lag aber auch daran, dass vielen Mannschaften noch das Pressing erwarteten und so teilweise auch höher im Raum standen. Die Rückrunde war schlechter, sowohl von den Ergebnissen als auch von der Statistik. Die Taktiken der Gegner änderten sich und man hatte weiterhin viel Ballbesitz, jedoch die herausgepielten Chancen wurden zunehmend weniger bzw. die klaren Chancen weniger. Am Schluss hätten wir rein nach der Statistik her Zweiter werden müssen. Aber cave, die Statisitken wurden zunehmend schlechter bei taktischer Anpassungen der Gegner.
Es fehlte v.a. im Mittelfeld spielstarke Spieler. Dort ist nur Arangiuz so einer. Dann kam die Sommerpause und Boldt/Völler/Herrlich machten fast alles schief. Vollkommen falsche Verstärkungen, auf die bekannten Schwächen wurde nicht eingegangen.
Es wurd kein spielstarker zentraler Mittelfeldspieler gekauft, obwohl er für so ein System enorm wichtig ist. Die Außen wurden mit Weiser rechts verstäkrt, jedoch die linke Seite nicht beachtet. Hinzukommend wurde ohne Not ein Backup aus der eigenen Jugend verkauft. Welchen spielstarken Außenspieler, der auch noch defensiv ordentlich erledigt haben wir. Keinen!! Wendell und Weiser sind offensive Flügelverteidiger, keine Außenverteidiger. Ach ja und bei Viererkette benötigt Herrrlich sie als Außenverteidiger. Mit den Spielern muss Fünferkette gespielt werden, damit Wendell und Weiser offensiv spielen können. Hoffenheim macht dies sehr erfolgreich. Schulz und Kadarabek sind stark und schaut euch die Eintracht an: Kostic und da Costa. Ach ja noch so was, da Costa spielt sehr stark bei der Eintracht. Schade auch einer aus unseren Jugend!
Paulinho ist ein überragendes Talent und für den Preis konnte man nichts falsch machen, daher war seine Verpflichtung okay, aber er braucht noch seine Zeit und ist kein klassischer Flügelspieler, eher ein Außenstürmer. Noch so ein Problem im Kader. Wir brauchen stark Flügelspieler für unser System. Leder besitzen wir sie nicht. Brandt zieht immer in die Mitte, ist für außen zu langsam und eher ein Zehner. Bailey hat seine Stärken wie Robben, wenn er von rechts nach innen ziehen kann und dann mit seinem sehr starken linken Fuß abziehen kann. Bellarabi ist am ehesten ein Flügelspieler, aber er braucht auch Platz für sein Spiel, weil seine Paßtechnik wirklich schlecht ist.
Kießling ging im Sommer in Rente und war für die Mannschaft anscheinend wichtiger als gedacht (vor allem außerhalb des Platzes). Ein Ersatz wurde zu Recht benötigt und geholt wurde Thelin. Sorry aber da hat unsere Scoutingabteilung versagt. Thelin ist trotz seines Körpers und seiner Größe kein Wandspieler. Er kann den Ball aufgrund mangelnder Technik nicht festmachen und ist viel zu langsam. Seine Stärke ist das Kopfballspiel, aber bei fehlenden Flügelspieler kommen gar keine Flanken. Joelinton in Hoffenheim ist so ein Spieler, wie wir ihn gebraucht hätten (wie der unsere Abwehr beschäftig hat und Bälle gehalten hat, das war sehr stark).
Alario ist ein große Mißverständnis. Dabei halte ich ihn eigentlich für einen sehr starken Boxpieler. Er lebt aber von den Zuspielen in die Box und diese kommen gar nicht. Er kann auch kicken und das macht die Situation noch schwieriger, weil er seine Position nicht hält, sondern sich ins Mittelfeld zurückzieht, um das Spiel zu untersützen und dann vorne fehlt. Also werden noch weniger Bälle in die Box gespielt und unser Spiel wird noch ungefährlicher.
Die Ergebnisse in diese Hinrunde sind leider kein Pech, sondern vollkommen verdient. Wir spielen relativ wenig Chancen heraus, jedoch der Gegner hat sehr viele. In der Hinrunde 2017 spielten wir häufig mit Dreier/Fünferkette oder wechselten das System im Spiel. Teilweise waren da auch mutige Formationen darunter, wie zum Beispiel Wendell in einer Dreierkette. Die Gegner war auch über unser Ballbesitzspiel überascht und wir hatten daher auch bei Pressing des Gegner im letzten Drittel mehr Platz. Die Mannschaften machen die Räume dicht und wir haben keine Idee. Ich glaube, dass die Mannschaft für ein Ballbesitzspiel überschätzt wird. Es fehlt an Paßqualität und läuferische Qualität. Die Mannschaft braucht vor allem Platz, um ihre Stärken auszuspielen: Schnelligkeit und Schußtechnik.
Man hat sich von den Spielen in Bremen und Gladbach blenden lassen. In beiden Spielen hatten wir auch Glück (frühe Tore). Die Gegner machten das Spiel und wir konnten kontern. Hoffenheim hat hingegen am Anfang stark gepresst und danach nach der FÜhrunng die Räume dichtgemacht. Leipzig ganz ähnlich.
Das Spiel gegen Zürich war grausam. Das Beste war Hyballa. Der hat unser Spiel hervorragend analysiert und alle Fehler aufgezeigt: Fehlende Breite, fehlende Paßqualität, fehlende Ballzirkualationssschnelligkeit. Warum ist er eigentlich kein Trainerkandidat. Der ist in der Slowakei auch nicht unerfolgreich. Ist der so ein Vollpfosten menschlich?
Nun kommen Stuttgart, Nürnberg, Schalke. Die werden die Räume wieder dicht machen und uns fällt nix ein.
So bin jetzt mal fertig, könnte noch viel mehr schreiben. Leider sehe ich unsere Zukunft nicht rosig. Als Hasenhüttl würde ich absagen, weil die Grundvoraussetzungen nicht stimmen. Ach ja Havertz ist weltklasse hoch zehn. Ohne ihn hätten wir noch viel weniger Punkte. Ich halte ihn für den besten deutschen offensiven Mittelfeldspieler derzeit. (Gruß an Rangnick, aber ein Brandt und ein Tah haben derzeit wirklich in der Nationalmannschaft zu suchen)