Mal abgesehen von der jetzigen Trainerdiskussion, bei der ich Völlers Vertrauen in Herrlich noch nachvollziehen kann, muss man zum Ende von Völlers Wirken in Leverkusen auch mal konstatieren, dass sich der Verein mit ihm an der Spitze der sportlichen Führung keinen Zentimeter weiterentwickelt hat. In der erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte war er Nationaltrainer und nicht beteiligt, danach gab es jede Menge Aufs und Abs, aber bis auf 2009 ist die Mannschaft zu keinem Zeitpunkt mehr in die Nähe eines Titels gekommen. Dafür gab es einen recht hohen Trainerverschleiß, der eindeutig auf Völlers Konto geht. Ich sehe in ihm seit Jahren einen Bremsklotz für die Entwicklung dieses Vereins und mache drei Kreuze, wenn er endlich mal abgetreten ist.
Und du bist dir sicher, dass mit jemanders anders Titel (oder die Nähe eines Titels) möglich gewesen wäre? Ich sehe diese Möglichkeit nicht, einen DFB-Pokal-Sieg mal außen vor, der kann immer mal gelingen. Ich sehe einen Markt, der sich massiv zu unseren Ungunsten entwickelt hat. In dem das, was unser Wettbewerbsvorteil war, durch eine unfassbare Geldentwertung völlig aufgelöst hat, merkwürdigerweise ohne dass sich an unseren erheblichen Nachteilen gegenüber den ganz Großen der Branche irgendwas geändert hätte. Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass Völler Fehler macht. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass wir mit jemanden anders nicht besser und vielleicht sogar deutlich schlechter dastünden. Ehrlich: Entweder, die AG entscheidet sich, uns mit viel mehr Geld wieder zu dem zu machen, was wir mal eine Weile lang waren - oder wir stehen dauerhaft in Konkurrenz zu den Freiburgs und Mainzens der Liga. Meine aufrichtige Meinung.
Der Konflikt, in dem Völler steckt: Das ahnen oder wissen die da oben alle auch längst. Nur müssen sie so lange wie irgend möglich was anders spielen. Hoffen, dass es noch mal reicht für den Griff in die prall gefüllten Geldtöpfe. Hoffen, dass wir uns irgendwie so von Jahr zu Jahr retten können. Jedes Jahr ohne Champions League zieht das Seil, an dem wir hochklettern könnten, weiter weg.
Noch ein oder zwei Jahre wie das vorletzte und vielleicht dieses, und wir sind ein normaler Bundesligist. Nur eben einer mit verhältnismäßig wenig Umfeld, kleiner Fan-Basis, großer Konkurrenz um uns rum, anders als bei Hannover, Frankfurt, Freiburg, Stuttgart, Nürnberg, die alle eine ganze eigene Region haben, in der sie unumstritten vorherrschen.