Alles anzeigenWas wurde denn im Hinblick auf den Trainer konkret kritisiert?
I. Mit dem Kader ist mehr zu erreichen, als der aktuelle Tabellenplatz, die Platzierung der Vorsaison sowie das spielerische Vermögen hergeben!
Diese Einschätzung kann man mit den vergangenen Wochen offenbar bestätigen. Ob nun Glaube oder Expertise, sei einmal dahin gestellt. Wenn alle Rädchen ineinander greifen und die Gegner ein Stück weit mitspielen, ist der Griff nach oben möglich. Fast ein Stück weit "Völler-Sprech." Insofern schienen die "kritischen" Einschätzungen durchaus passend und angebracht. Der Anteil des Trainerteams kann jedoch auch in der viel geforderten Idee des verstärkten Konterspiels gesehen werden, das wir aktuell in Kombination mit einem tieferen Spielschwerpunkt und dem weniger strikten Beharran auf Ballbesitz beobachten. Das passt zu den Stärken des Teams. Das starre und teils naive hohe Verteidigen, was zu BVB-Zeiten und auch zu Beginn bei uns sichtbar war, scheint zumindest aktuell weiterentwickelt.
II. Bosz ist kein Motivator!
Aktuell braucht es keinen solchen, Bosz muss lediglich als Moderator auftreten und den Kreisel am Laufen halten, den die Spieler selbst in Schwung brachten. Die Spieler aus der zweiten Reihe liefern aktuell ab, sind heiß und motiviert genug. Zu Beginn der Saison stotterte unser Motor noch recht deutlich und die Idee des offensiven Agierens war kaum sichtbar. Dass wir Abgänge zu verzeichnen hatten, war unserem Spiel deutlich anzumerken. Mit dem Spiel gegen Freiburg veränderte sich dies, mit Gladbach manifestierte sich die neue Idee auch im Spirit, es kamen selbstbewusstere Auftritte zustande, defensiv standen wir stabiler, einzelne Spieler fanden offenbar die richtigen Knöpfe. Bis dato waren sehr ernüchternde Autritte dabei. Die Mentalität und auch die Spielstruktur, die sich durch Spieler wie Dragovic, Alario, Baumgartlinger, Amiri und Bailey entwickelten, konnten selbst durch einzelne Wechsel aufrecht erhalten werden. Spieler wie Tah, Bellarabi oder Weiser fügen sich ein und scheinen von der Struktur zu profitieren.
III. Bosz entwickelt keine Spieler weiter und rotiert zu wenig!
Unser Trainer scheint den Spielern in erster Linie die Möglichkeit zu geben, sich selbst weiter zu entwickeln. Dass die Erwartung der zwingenden "Fussballlehreridee" eines Guardiolas, Klopps oder auch eines Hitzfelds womöglich zu Enttäuschung führen könnte, wussten wir im Vorfeld der Verpflichtung oder mit Blick auf bisherige Trainerstationen. Intessant ist nun, dass durch die machbaren Aufgaben in der Euro-League eine Rotation möglich wurde und zum Einsatz unserer "B-Garnitur" führte und sich die aktuell zu besichtigende Spielstruktur entwickelte. Die oben genannten Spieler sind nun nicht besser als zuvor, passen aber gut zusammen und bilden letztlich ein funktionierendes System. Hinzukommt, dass die formstarken Spieler weiterhin Aktivposten sind und von Spiel zu Spiel andere Spieler zur Hochform auflaufen und an Toren beteiligt sind. Dabei rotiert unser Trainer immer in geringerem Ausmaß, als möglich und hält dabei durchaus an seiner (aktuell) ersten Elf fest. Das hat er diesbzgl. beibehalten. Dabei ist nachvollziehbar, dass ein Spieler wie Baumgartlinger aktuell unersetzbar scheint und möglichst viele Minuten auf dem Feld steht; mglw. allerdings zuviele Minuten. Gleichzeitig läuft ein Diaby lange im roten Bereich, ihm hätte eine Pause gutgetan. Beide sind unverletzt geblieben, zum Glück.
Im Gesamten sind die kritisch angemerkten Punkte durchaus berechtigt gewesen und haben sich durchaus bestätigt. Dabei gibt es insbesondere aus taktischer Sicht noch weitere Punkte, die hier und da bereits benannt wurden, ähnlich verhält es sich mit Positionsauswahl einzelner Spieler. Die erzielten Tore aus Standards wäre vermutlich ein weiteres kleines Fass. Dass andere Trainer die Dinge noch besser gemacht hätten, davon ist auszugehen, genauso wie es unter den Trainern Exemplare gibt, unter denen es vermutlich schlechter laufen würde. Dabei sind die Beiträge in diesem Trainerthread noch recht handhabbar. Blättert man in den einzelnen Spielerthreads - unserer aktuellen Säulen auf dem Feld - wenige Seiten zurück, so zeigt sich die Differenz zwischen alten und neuen posts noch deutlicher. Verglichen mit den Anmerkungen dort, sind die Voträge hier zum Trainer fast noch Balsam...
Ich fasse zusammen: Alles was gut läuft haben sich die Spieler ohne zutun des Trainers erarbeitet. Und der Trainer hat viele Unzulänglichkeiten die er nicht in den Griff bekommt. Um es mal höflich zu formulieren: Ich bin anderer Meinung
Was mir insbesondere bei Amiri, Bailey, Diaby und Wirtz auffällt ist, wie unfassbar schnell die (im Kopf) von Offensive auf Defensive umschalten. Gefühlt ist der eigene Fehlpass noch gar nicht bei Gegner angekommen, da gehts schon wieder im Vollsprint drauf (oder teilweise auch zurück). Das sitzt bei denen ganz tief drin im Kopf. Da wird gar nicht mehr überlegt, es wird instinktiv in kürzester Zeit das Richtige getan. Beeindruckend. Ich behaupte mal, dass sich Spieler sowas nicht autodidaktisch beibringen...