ZitatEin paar hunderttausend Leben für ein paar Wochen zuhause. Klingt doch fair, oder?
Das schreibt vermutlich jemand mit gesichertem Einkommen, für den es nur darum geht, eine Weile die Zeit anders rumzubringen.
Sag das mal Menschen, die in Bereichen arbeiten, in denen gerade massiv Existenzen gefährdet werden. Ebenfalls Hundertausende. Eher Millionen. Mit entsprechenden psychischen Folgen für die Betroffenen und deren Angehörigen.
Sag das mal Menschen, die psychisch eh krank oder instabil sind, oder die in schwierigen familiären Verhältnissen leben.
Ich sag dir was: Die Zahl der Suizide wird bei wochen- oder gar monatelanger sozialer Isolation im Verbund mit existenziellen Ängsten nicht wesentlich hinter der Zahl der am Virus Gestorbenen zurückbleiben.
Das sag nicht nur ich, das sagt z.B. auch der Präsident der Bundesärztekammer und weitere führende Experten weltweit.
Das, was da jetzt gerade aus verständlicher Angst, aber auch aus Aktionismus beschlossen wird, darf nur wenige Wochen durchgehalten werden - alles andere ist wirtschaftlich, aber auch sozial nicht vertretbar. Diese Zeit muss genügen, um medizinische Kapazitäten auszubauen und um Pläne zum Schutz der stark gefährdeten Gruppen zu entwickeln. Beides geschieht gerade unter Hochdruck.
Unsere Politiker machen gerade vieles richtig, aber sie machen einen Kardinalfehler. Sie sagen nicht, was in dieser Zeit erreicht werden soll, was alles gerade geschieht, und dass diese Zeit nur eine absehbare sein darf. Dazu mal ein paar klare Worte würden das Verständnis in der Bevölkerung massiv erhöhen.
Alleingänge wie der Leverkusener mögen zwar in einem föderalen System möglich sein, sind aber verheerend. Wir brauchen klare, nachvollziehbare, mittragbare Entscheidungen.
Und eine Quarantäne für 80 Millionen Menschen "bis auf weiteres" zählt nicht dazu.