[Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d0/Villa-roemer.jpg/220px-Villa-roemer.jpg]Die Villa Römer, heute Haus der Stadtgeschichte
Die hier dargestellte Geschichte Leverkusens bezieht sich im Wesentlichen auf die Gemeinden Wiesdorf, Schlebusch, Steinbüchel und Rheindorf, die sich 1930 zur Stadt Leverkusen zusammenschlossen. Details zur Geschichte der 1975 zur Stadt Leverkusen hinzugekommenen Ortsteile sind unter Opladen, Hitdorf und Bergisch Neukirchen zu finden.
Die Siedlungen des heutigen Leverkusener Stadtgebiets wurden ab dem 10. Jahrhundert erstmals erwähnt, zuerst Hitdorf im Jahre 941, als letztes Alkenrath 1458. Sie gehörten seit dem Mittelalter zur Grafschaft beziehungsweise zum Herzogtum Berg.
In Leverkusen wurden Grabplatten gefunden, die aufgrund ihrer Gestaltung sowie der Grabinhalte den Römern zugeordnet werden konnten.[7] Die Gräber enthielten unter anderem komplette Soldatenausrüstungen. Ein weiterer Hinweis auf die Anwesenheit der Römer im späteren Leverkusener Stadtgebiet sind Siedlungen, die nach römischem Vorbild errichtet wurden. Der Siedlungsplatz Scherfenbrand und viele weitere kleine Lagerstellen in Leverkusen konnten unter anderem anhand vorgefundener Terra Sigillata den Römern zugeordnet werden. Die Römer wurden im ersten Viertel des vierten Jahrhunderts nach Christus von den Franken abgelöst. Zur Zeit Karls des Großen gehörte das Leverkusener Gebiet zum Deutzgau.
Das rechtsrheinische Land gehörte zu großen Teilen zum mächtigen Erzstift Kurköln, somit auch Leverkusen. Ein Gut in Rheindorf wurde im 11. Jahrhundert in Zusammenhang mit dem Kölner Apostelstift genannt. Hitdorf wiederum wurde im Jahre 1151 mit seiner Abtei St. Pantaleon und mit einem Fronhof erwähnt, in dem ein Untervogt des Grafen von Berg wohnte.[8][9]
Die Grafengewalt über das spätere Stadtgebiet lag seit etwa 1150 bei den Grafen (und späteren Herzögen) von Berg. Die Pfarrkirche Bürrig wurde 1147 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, 1163 und 1164 folgten die Kirchen in Lützenkirchen und Wiesdorf; die Schlebuschrather Kirche ist 1235 erstmals urkundlich erwähnt.
Im 14. Jahrhundert wurden die Pfarrkirchen der Orte Wiesdorf, Rheindorf, Bürrig, Opladen, Lützenkirchen und Neukirchen (heute Bergisch Neukirchen) im Steuerverzeichnis der Erzdiözese, dem Liber Valoris aufgeführt. Dieses Heberegister der mittelalterlichen erzbischöflichen Verwaltung wurde mindestens vom 13. bis ins 15. Jahrhundert hinein immer wieder neu aufgelegt. Für das Jahr 1363 sind die Ortsteile des heutigen Leverkusen als Orte im Amt Miselohe belegt (mit Ausnahme von Hitdorf und Rheindorf, die zum Amt Monheim gehörten).[10] Opladen nahm im Amt Miselohe als Sitz des Gerichts und des Amtsphysikus eine zentrale Rolle ein.[11]
Die Bauern in Leverkusen und im Bergischen waren schon vergleichsweise früh unabhängig, ohne Frondienste leisten zu müssen, was einen Aufstieg in der sozialen Hierarchie möglich machte.
Zu Beginn der Neuzeit lebte der überwiegende Teil der Bevölkerung von der Land- und Forstwirtschaft. Die Einwohnerzahlen waren auch in Gemeinden des heutigen Leverkusens, wie Bürrig, Wiesdorf oder Küppersteg, angestiegen. Genaue Angaben lassen sich nicht machen, da keine Kirchbücher vorhanden sind, die Aufschluss über das 15. und 16. Jahrhundert geben könnten. Die größten Gemeinden waren vermutlich Wiesdorf, Schlebusch und Lützenkirchen, die eine Einwohnerzahl von etwas unter 1000 gehabt haben sollen. Als kleiner eingeschätzt werden hingegen Rheindorf und Bürrig; sie galten als kleine Kirchspiele.[12]
Im Kölnischen Krieg (1583 bis 1588) wurden viele Dörfer, sowohl auf dem heutigen Leverkusener Stadtgebiet als auch im Umland, von Truppen des Pfalzgrafen Johann Casimir geplündert und verwüstet. Leverkusen war, im Durchzugsgebiet von Süden nach Norden am Rhein entlang liegend, immer wieder von Überfällen betroffen. Die Truppen, die zunächst Bonn besetzten und sich dann nach Mülheim und Deutz bewegten, zogen plündernd an den Leverkusener Siedlungen vorbei.[13] Eine Äbtissin von Gevelsberg berichtete:
Zitat
„Als das truchsische Kriegsvolck zu Stammel, Mulheim, Duitz und den Orth (Wiesdorf) lange Zeit gelegen, sind dem Halfmann nicht nur die vollen Scheunen ausgeraubt worden, sondern auch alles Vieh, Stroh, Kost und Trank graubt worden, so dass er bei fremden Leuten sich ernähren musste.“
Auch Burg, heute Bürrig, wurde überfallen und die Dorfkirche zerstört, ebenso die Kapelle in Schlebusch. Beide Kirchengebäude wurden nach dem Krieg neu errichtet.
Das heutige Stadtgebiet lag schon immer an einer auch für die Kriegsführung wichtigen Nord-Süd-Strecke. Als die Auswirkungen des Kölnischen Krieges abklangen, folgten die Drangsale des Dreißigjährigen Krieges. Als im Dreißigjährigen Krieg der Waffenstillstand zwischen Spanien und Niederländern endete, geschah im Rheinland zunächst wenig – noch war dieses Gebiet vom Kölnischen Krieg betroffen. Erst später zogen Truppen durch das Bergische Land und damit auch das heutige Stadtgebiet von Leverkusen, die in die umliegenden Herzogtümer und Grafschaften einfielen. 1622 kamen zunächst spanische Truppen, die sich in Mülheim einquartierten. 1625 wurde das Gebiet durch die Truppen des kaiserlichen Grafen von Anholt besetzt, die die Bauern Spanndienste leisten ließen. Auf Bitten der Stadt Wipperfürth wurden die Truppen des Grafen von Anholt wieder abgezogen, jedoch kamen 1625 wieder Spanier, die schon 1626 wieder von hessischen Truppen abgelöst wurden. Es folgten wieder Spanier, die erneut plünderten und raubten. Erst nach 1643 hörten die Kriegshandlungen auf. Einige Häuser in Wiesdorf, Schlebusch und Dünnwald wurden während dieser Zeit immer wieder überfallen, wenngleich der Dreißigjährige Krieg im Stadtgebiet Leverkusen im Vergleich zu anderen Städten eher glimpflich ablief.[14]
[Blockierte Grafik: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/9/93/Karte_Preu%C3%9Fen.rrh.2.jpg/220px-Karte_Preu%C3%9Fen.rrh.2.jpg]Ausschnitt Karte Köln und Umgebung Anfang 19. Jahrhundert
Das spätere Leverkusener Stadtgebiet war vor dem 18. Jahrhundert nur dünn besiedelt und bestand zu dieser Zeit aus kleinen Gemeinden, Höfen und einzelnen Häusern. Keine der Siedlungen erreichte mehr als 1500 Einwohner oder war als kleinstädtisch zu betrachten.[15] Die Kernbereiche der heutigen Stadtteile Leverkusens (also beispielsweise Opladen, Rheindorf, Wiesdorf, Bürrig, Lützenkirchen, Schlebusch oder auch Neukirchen) waren zu dieser Zeit kleinste Gemeinden, bei denen die Kirchen als Mittelpunkte der umliegenden Einzelhöfe, Weiler und Häuser dienten; insgesamt lebten in diesem Gebiet rund 9.000 Menschen. Die für eine spätere Großstadt vergleichsweise dünne Besiedlung ist im Vergleich zum gesamten deutschen Raum nicht unüblich: Während im Leverkusener Stadtgebiet rund 116 Einwohner pro Quadratkilometer lebten, lag diese Zahl im gesamten Bundesgebiet bei durchschnittlich 45 Einwohnern/km². Auch im übrigen Rheinland, das heute zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Deutschlands gehört, lag die Siedlungsdichte nur bei rund 99 Einwohnern/km².[16] Lützenkirchen war zu dieser Zeit mit 1845 Einwohnern der größte Ort des heutigen Leverkusener Gebiets, gefolgt von Neukirchen und Hitdorf.[17]
Das Herzogtum Berg wurde 1806 an Napoleon abgetreten und zum Großherzogtum Kleve-Berg erweitert. Die Verwaltungsstrukturen wurden dadurch neu organisiert, und seit 1808 gehörte das Leverkusener Gebiet zu den Munizipalitäten Opladen und Schlebusch des Kantons Opladen, Arrondissement Düsseldorf, Département Rhein.[18]