Das große Drehen hat bereits begonnen
Von Ralf Krieger, 26.07.09, 18:13h
Die EU schreibt den Wechsel auf moderne Leuchtmittel vor. Das kostet Kraft und spart Energie. Für Bayer ist das neue Gesetz eine tausendfache Herausforderung.
Leverkusen - Bei der Bayer AG hat das große Drehen bereits begonnen. Denn für Benutzer von großen Mengen Glühlampen wird es Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen (siehe nebenstehenden Text: „Ende auf Raten“) Natürlich denkt der Leverkusener da zuallererst ans Bayerkreuz mit seinen 1711 Lampen der Stärke 25-Watt. Die Großreklame ist aber nur ein kleiner Lichtpunkt, vergleicht man sie mit der schier endlos scheinenden Fülle Glühbirnen, die im altehrwürdigen Kasino in ihren Fassungen sitzen. 5458 Birnen, also die dreifache Menge des Kreuzes, erzeugen in Bayers guter Stube die luxuriöse und feierliche Licht-Atmosphäre.
Zwar sind die schwachen 25-Watt-Exemplare erst ab 2012 nicht mehr im Handel, doch schon jetzt ist der Stromverbrauch ein starkes Argument für den Lampenwechsel. Bei voll aufgedrehten Dimmern ziehen die Birnen im Kasino mal so eben satte 137 000 Watt aus der Leitung. Auch das ist beachtlich: 90 Prozent des Stroms wird von der herkömmlichen Glühlampe nicht in Licht, sondern in Wärme gewandelt. Zwar helfen die Birnen im Winter der Heizung, im Sommer allerdings muss die Klimaanlage bei Abendveranstaltungen wegen der heißen Glühbirnen doppelt kühlen.
„Wir haben alle möglichen Lampensorten getestet“, sagt Rolf Mehrwald, der Chef-Haustechniker der Bayer-Gastronomie, „aber auf Leuchtdioden oder klassische Energiesparlampen umsatteln ging nicht. Weil wir im Saal so verschiedenartige Veranstaltungen haben, muss es mal hell und mal dunkel sein.“ Gut dimmbar sei bisher nur das Glühlicht. Deshalb nutzt der oberste Hausmeister die letzte Lücke in der EU-Verordnung und entschied sich für eine vom Gesetz auch in Zukunft erlaubte Variante der Glühlampe: Sie sieht aus, wie eine herkömmliche „Birne“, statt eines Glühfadens steckt aber eine kleine 18-Watt-Halogenlampe darin. Bei ähnlicher Helligkeit und Lichtfarbe sollen die Lampen 25 Prozent Strom sparen (EU-Angabe). Sollten irgendwann auch diese Leuchtmittel verboten werden, sieht Mehrwald das Ende der klassisch schönen Ringleuchten gekommen: „Wenn bis dahin keine für uns brauchbaren Energiesparlampen entwickelt sind, werden wir die Ringe gegen ganz neue Leuchten auswechseln müssen“.
Die kleinere „Baustelle“, auf die sich die EU-Verordnung vom 8. Dezember 2008 erheblich auswirkt, ist das Bayerkreuz. Die neuen Leuchtmittel werden derzeit intensiv getestet. Ein Pressesprecher sagte, man befinde sich noch im Versuchsstadium, alle Sorten Energiesparlampen würden auf ihre Eignung geprüft. Sicher ist nur: Sie werden weniger Energie verbrauchen als heute. Allerdings plane man dort im Gegensatz zur neuen „Medienfassade“ keinen Einsatz der höchst effizienten Leuchtdioden. Die Ansprüche an die Lampen aber sind hoch: Ihr Leuchten darf durch das Rütteln eines Sturms nicht erlöschen und sie müssen starke Temperaturschwankungen überstehen. Diese sind übrigens auch ein Grund dafür, dass die Reklame abends nicht einfach angeschaltet, sondern von einer Automatik langsam und Birnen schonend hochgedimmt wird.
Erst vor kurzem bei einer Ehrung im Schloss Morsbroich betonte der Vorstandsvorsitzende Wener Wenning noch einmal, dass man dem Wunsch vieler Leverkusener nachgekommen sei, „das alte Bayerkreuz an seinem bisherigen Standort stehen zu lassen“. Ein Grund mehr, nach neuen Lampen zu suchen.
Hätte Bayer am Demontage-Beschluss festgehalten, so eine andere Theorie, hätte Leverkusen wohl bald ein riesiges „Lanxess-X“ an dessen Stelle leuchten. Energie sparend, ganz bestimmt.
Quelle: Leverkusener Anzeiger
Irgendwie schön, dass auch das neue Gesetz keine Ausrede für den Abbau zu sein scheint, sondern der Konzern wirklich bei seiner Entscheidung bleibt.