@ Bergischer Löwe:
Natürlich ist es jedermenschs freie Entscheidung, bei welchem Arbeitgeber er einen Vertrag eingeht. Und natürlich ist es auch - und das sogar aus meiner Sicht als Arbeitnehmerin und Betriebsrätin - erwartbar, dass man flexibel dahin geht, wo Arbeit ist. Andererseits ist es durchaus nicht so selbstverständlich, dass abhängig beschäftigte Menschen immer wieder Management-Entscheidungen ausbaden müssen.
Mit Grohe Armaturen zum Beispiel haben wir fast vor unserer Haustüre ein Unternehmen gehabt, das zum einen solvent war, zum anderen volle Auftragsbücher hatte und zum dritten bedauerlicherweise Bankenkonsortien zum Opfer fiel, die lieber noch mehr Geld verdienen, als dafür sorgen wollten, dass auch andere noch Geld verdienen können. Somit wurde das Werk hier platt gemacht und die Produktion ins Ausland verlegt. Damit schaden sie zwar nicht sich selbst, aber der Wirtschaft des Ursprungslandes ganz gewaltig. Es hat ja auch Charme, Unternehmen, die jahrzehntelang über ihre Entwicklung Produkte hergestellt haben, die wettbewerbsfähig waren, ohne diese Entwicklungskosten ins Ausland zu verlegen. Wer am Ende dann die Produkte noch kaufen kann, können wir uns wohl alle ausrechnen.
Warum soll ich nicht mal erst vor meiner Haustüre kehren, bevor ich ins benachbarte Umland gucke? Wäre, wenn klügere Entscheidungen im Unternehmen getroffen worden wären, vielleicht der Bestand des Unternehmens auch auf andere Weise absicherbar gewesen? Wer von uns kann denn prüfen, ob der kaufmännische Weitblick da war oder ob es schlicht nur einfacher und billiger ist, Arbeitskräfte "freizusetzen" (sorry, aber bei dem Begriff kommt mir das Mittagessen zurück).
Du bist selbständiger Kaufmann und somit für den Erfolg Deines Geschäftes selbst verantwortlich. Wenn Du Personal hast, wirst Du da doch sicher auch die besten ihres Faches ausgesucht haben. Und vielleicht warst Du sogar bereit, dem ein oder anderen Mitarbeiter für gute Arbeit auch mehr zu zahlen. Und vielleicht waren Deine Mitarbeiter auch bereit, auf bestimmte Vorzüge zu verzichten, um ihren Arbeitsplatz zu erhalten.
Persönlich weiß ich im Moment eins: Ich finde es absolut sympathisch und gerechtfertigt, dass Fans sich mit den Leuten aus ihrem Umfeld solidarisieren, die von diesen Personalmaßnahmen betroffen sind. In der speziellen Situation bzgl. der Gründungsgeschichte unseres Clubs kann ich auch sehr gut nachvollziehen, dass sich da auf die Wurzeln rückbesonnen wird. Im Zusammenhang mit den Aktionen rund um die Polizei kann ich das zweierlei Maß, mit dem gerade gemessen wird, nicht nachvollziehen.
Um bei Deinem Bild mit der Geiselhaft abschließend zu bleiben: Du warst auch vom Verein genau in diese genommen worden, als es um die Polizei ging. Wenn Du also da einen Rundumschlag machst, dann bitte konsequent, ansonsten bitte gar nicht. Und bevor Du fragst: Ich habe genauso für den Erhalt der Polizeiarbeitsplätze in Leverkusen unterschrieben, wie ich das auch für den Erhalt von BIS-Arbeitsplätzen tun würde.